Weltkirche
Aufgabe aller
Fachtagung zu Prävention von Missbrauch in der katholischen Kirche zeigte Fortschritte und Fehlendes.
Ingrid Lackner, die österreichweite Koordinatorin der Stabsstellen für Prävention von Missbrauch und Gewalt, zog bei einer Fachtagung in Wien eine Zwischenbilanz: Die Prävention von Missbrauch in der katholischen Kirche Österreichs sei trotz Fortschritten noch nicht an ihr Ziel gelangt. Von 10. bis 11. April trafen sich Präventions-ExpertInnen im Kardinal König Haus zur zweiten deutschsprachigen „Fachtagung zur Prävention von Missbrauch und Gewalt in der katholischen Kirche Österreich – Deutschland – Schweiz“.
Aufholbedarf sieht Ingrid Lackner schon beim Grundverständnis von Prävention. Sie müsse Aufgabe aller sein, „vor allem aber auch Leitungsverantwortung“. Vielfach sei das jedoch „nicht durchgesickert“, befand die Leiterin der Stabsstelle für Prävention von Missbrauch und Gewalt der Diözese Graz-Seckau. Die „Kultur der Achtsamkeit“ werde bei Planungen, Konzepten für Weiterbildungen oder Qualitätsmaßnahmen „noch nicht automatisch mitbedacht, oft kommt man dann erst im Nachhinein darauf, dass dieses Thema vergessen wurde“. Somit fühlten sich die für das Thema Prävention in den Diözesen Zuständigen in ihren Anstrengungen oftmals alleingelassen.
Zwar habe sich Lackners Einschätzungen nach seit 2010 in der katholischen Kirche vieles geändert: Bei strafrechtlich relevanten Vorfällen werde heute „nicht mehr weggeschaut oder vertuscht, sondern gehandelt“. Daneben gebe es aber noch einen „Graubereich“, bei dem mehr Augenmerk vonnöten sei als bisher. Betroffene würden sich oft gar nicht melden, „weil sie meinen: Da passiert dann eh nichts“.
Seit 2010 gibt es in allen österreichischen Diözesen Stabsstellen zur Missbrauchs-Prävention. Berücksichtigt werden auch Formen spiritueller Gewalt und Gewalt in digitalen Medien, weiters die Tatsache, dass neben Kindern und Jugendlichen auch Erwachsene schutzbedürftig sind, sowie die Forderung nach Missbrauchs-Schutzkonzepten für kirchliche Einrichtungen.
Spirituelle Gewalt liegt laut Lackner dann vor, „wenn persönliche, geistige oder institutionelle Autorität benutzt wird, die Interessen, die Integrität und das Recht auf religiöse Selbstbestimmung einer anderen Person unangemessen zu beschränken“, zitierte die Koordinatorin aus der von den Bischöfen beschlossenen Definition. Einiges an Auseinandersetzung und Weiterbildung zu diesem Punkt stehe noch aus, befand die Expertin.
Bei der Tagung sprachen u. a. die Wiener Trauma-Expertin und Psychologie-Professorin Brigitte Lueger-Schuster, der Wiener Theologe Wolfgang Treitler sowie Peter Beer, Professor am Zentrum für Kinderschutz der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Quelle: Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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