Vor den Vorhang. Das Interview der Woche
Auf Jugendliche eingehen
Das Sakrament der Firmung braucht gute Vorbereitung. Unsere diözesanen FirmreferentInnen berichten von ihrer Arbeit.
Ihr seid in der Diözese für den Bereich Firmung zuständig: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei euch aus?
Franziska Grangl: Ein typischer Arbeitstag beginnt mit dem Checken der E-Mails und dem Blick aufs Handy, ob es neue Nachrichten, Anrufe, Anfragen oder sonstiges gibt. Danach wird das angegangen, was gerade ansteht: Projekte voranbringen, Veranstaltungen planen oder kreative Einheiten, in denen wir überlegen, wie wir die FirmbegleiterInnen in der Steiermark wieder auf neuen Wegen unterstützen können. Andreas und ich arbeiten beide Teilzeit. Deshalb sind wir vormittags am besten zu erreichen.
Womit kann man sich an euch wenden?
Franziska: Keine Frage ist zu groß – kein Anliegen zu klein: In erster Linie möchten wir unterstützend für FirmbegleiterInnen sein. Das heißt, wir bieten Schulungen und Fortbildungen an, sind bemüht, rechtliche Fragen zu beantworten, oder vermitteln bei Missverständnissen zwischen den Parteien. Wir sind eine außerpfarrliche Anlaufstelle für Fragen rund um die Firmvorbereitung und sind für die FirmbegleiterInnen da. Unsere Aufgaben reichen weit über das hinaus, was wir zeitlich unterbringen können, doch versuchen wir, uns jedes Jahr noch breiter für unsere FirmbegleiterInnen aufzustellen.
Die Firmvorbereitung läuft von Pfarre zu Pfarre ganz unterschiedlich ab: Welche Modelle gibt es, und was ist derzeit gefragt?
Andreas Lang: Von Gruppenstunden in Kleingruppen über Großgruppen-Stunden hin zu projektorientierten Modellen. Von vielen Einzeltreffen über intensive Wochenenden bis hin zu Crashkursen. Es gibt sehr offene Formen, aber auch Pflichtveranstaltungen und vermehrt Wahlmöglichkeiten für die Jugendlichen. Man sieht, die Vorbereitungslandschaft ist wirklich sehr vielseitig!
Welches das beste Modell ist, lässt sich allerdings nicht so einfach beantworten. Denn die verschiedenen Konzepte spiegeln auch die Vielschichtigkeit der steirischen Pfarren und Seelsorgeräume wider. Für Verantwortliche in der Firmvorbereitung ist es wichtig, vorab zu wissen, welches Konzept sie bzw. die Pfarre oder der Seelsorgeraum mit den vorhandenen zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen bewältigen kann. Auch die Einbeziehung der Jugendlichen spielt eine nicht unwesentliche Rolle.
Wir merken, dass es für die verantwortlichen Personen vor Ort immer herausfordernder wird, eine qualitätsvolle Vorbereitung und die vielen unterschiedlichen Verpflichtungen der Firmkandidaten und Firmkandidatinnen unter einen Hut zu bringen.
Stichwort: Spiri-Nights. Was ist das, und wer ist dazu eingeladen?
Franziska: Die SpiriNight ist ein Event für Firmgruppen und schwer in Worte zu fassen. Wir bieten die diözesanen SpiriNights in der Regel an vier Orten an (wegen Umbauarbeiten im Stift St. Lambrecht 2025 nur an drei): im Stift St. Lambrecht, Stift Admont, Stift Vorau und Stift Rein. Wie der Name schon sagt, findet die Veranstaltung in der Nacht, also von 18 bis 23 Uhr, statt. In diesem Zeitraum können die Firmlinge je nach Standort 20 bis 30 verschiedene Workshops besuchen.
Seit mehr als 20 Jahren dürfen die diözesanen ReferentInnen für Firmung diese Veranstaltung organisieren und jedes Jahr für ca. 1200 Firmlinge mit ihren Begleitpersonen die Abende zu einem Erlebnis machen. Aber die SpiriNights werden erst möglich durch die vielen ehrenamtlichen HelferInnen und diözesanen und weiteren Organisationen wie Feuerwehr, Rettung, Polizei …
Es ist jedes Jahr aufs Neue faszinierend, Jugendlichen zu begegnen, die am Beginn der Veranstaltung eher skeptisch den ersten Workshop besuchen und am Ende des Abends so begeistert sind, dass sie im nächsten Jahr gerne wiederkommen würden. Aber das ist ausgeschlossen: die SpiriNights sind nur für Firmlinge!
Kirchenrechtlich darf nur der Bischof die Firmung spenden. Früher war das auch so üblich. Wie ist das heute geregelt?
Andreas: Im Laufe der Zeit hat sich das immer wieder geändert. Je größer die Diözesen wurden und je mehr Christinnen und Christen das Sakrament der Firmung empfangen wollten, desto schwieriger wurde es für den Bischof, alle Gebiete abzudecken. Deshalb haben die Bischöfe schließlich ausgewählte Priester beauftragt, in ihrem Namen das Sakrament der Firmung zu spenden.
Als 2020 die COVID-19-Pandemie ausbrach und alle bisherigen Abläufe über den Haufen warf, hat Bischof Wilhelm Krautwaschl allen Pfarrern, Provisoren, Administratoren und Vikaren in unserer Diözese die Firm-Erlaubnis erteilt. Und diese Regelung gilt auch heute noch und wird sehr gut angenommen. Vor allem aus organisatorischer Sicht stellt diese Möglichkeit eine Erleichterung für die Verantwortlichen vor Ort dar. Die Terminfindung ist unkomplizierter, und die Suche nach einem Firmspender entfällt.
Aber nach wie vor gibt es Pfarren und Seelsorgeräume, die sehr gerne bei externen Firmspendern anfragen, vor allem dann, wenn diese Priester gut auf Jugendliche eingehen können und man bereits gute Erfahrungen mit ihnen gemacht hat.
Woran erinnert ihr euch von eurer eigenen Firmung? Was prägt euch aus eurer Zeit als FirmbegleiterIn?
Franziska: Da denke ich am liebsten an den Moment der Sakramentenspendung selbst. Das Gesalbtwerden war für mich so ein besonderer Augenblick, als wäre in mir was verwandelt worden. Nach dem Gottesdienst, als ich aus der Kirche hinausgetreten bin, schoss mir durch den Kopf, dass ich doch Religionspädagogik studieren könnte. Tja, das war wohl das Wirken des Heiligen Geistes! Denn vier Jahre später schlug ich genau diesen Weg ein.
In der Zeit, als ich Firmbegleiterin war, waren es diese berührenden Momente, bei den Jugendlichen, die ich begleiten durfte, selbst diese Gottesbegegnung in der Kirche zu sehen: Ganz unbeschreibliche Momente bei Vorbereitungsstunden in der Kirche, nach der Beichte oder bei der Spendung der Firmung selbst.
Andreas: An meine eigene Firmung kann ich mich fast gar nicht mehr erinnern, wenn ich ehrlich bin. Ich weiß noch, dass unser derzeitiger Diözesanbischof damals mein Firmspender war, und Fotos erinnern mich daran, dass ich einen viel zu großen Anzug anhatte (lacht). Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der ich selbst Firmbegleiter war, dann fällt mir vieles ein: Es waren jedes Mal neue schöne Momente, die ich in der Arbeit mit jungen Menschen erfahren durfte. Was ich schon immer gerne beobachtet habe, war der Tag der Firmung selbst: Die Jugendlichen sind freudig aufgeregt, haben sich intensiv darauf vorbereitet, ihre liebsten Menschen zur Feier eingeladen, ziehen sich schick an … Das hat mir gezeigt, dass dieses Fest doch noch eine wichtige Rolle für sie in ihrem Leben zu spielen scheint und es sich auszahlt, sich dafür zu engagieren.
Interview: Katharina Grager
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.