Papstbesuch in Triest
Auf Frieden bauen - Stachel im Fleisch sein

Ein Zeichen für ein christliches Miteinander in Vielfalt war die Pilgergruppe aus der Steiermark selber.	             | Foto: Pachner
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  • Ein Zeichen für ein christliches Miteinander in Vielfalt war die Pilgergruppe aus der Steiermark selber.
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Papst Franziskus besuchte Triest - eine Delegation aus Graz war dabei. Daniel Pachner berichtet:

„Von dieser Stadt Triest aus, die auf Europa blickt, einem Kreuzungspunkt von Völkern und Kulturen“, gilt es, neu auf „Frieden und Geschwisterlichkeit“ zu bauen. Das verkündete Papst Franziskus am 7. Juli bei einer Messe im Herzen der Stadt.

Über 8.500 Gläubige kamen auf die Piazza dell’Unità d’Italia zusammen, um gemeinsam mit dem Papst bei Sonnenschein und Meeresbrise im Rücken zu feiern.

Der Papst wählte Triest als "Kreuzungspunkt von Völkern und Kulturen". | Foto: KNA
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Zum Abschluss der 50. Sozialwoche der Katholiken Italiens war der Papst in die norditalienische Stadt gekommen. Unter den Besuchern war auch eine 73-köpfige Pilgergruppe unter der Leitung von Alois Kölbl, die als Delegation der Diözese Graz-Seckau nach Triest reiste.

Die Reisegruppe entsprach durchaus der Symbolik des „Kreuzungspunktes“ Triest, die der Papst als Sinnbild für ein christliches Miteinander in Vielfalt bemühte: Mitglieder der afrikanischen und lateinamerikanischen Community und der griechisch-katholischen Gemeinde wie auch der Pfarren Graz-St.Andrä und Karlau waren ebenso vertreten wie Studierende der Katholischen Hochschulgemeinde in Graz.

Begleitet wurde die Gruppe neben Alois Kölbl von Christian Egwakhide von der nigerianischen und Bohdan Karpliak von der ukrainischen Gemeinde. Gemeinsam mit Papst Franziskus, über hundert Bischöfen und vielen anderen Priestern durften sie die Messe zelebrieren.

Auch Mitglieder der nigerianischen und ukrainischen Gemeinde aus Graz waren mit in Triest. | Foto: privat
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Ein schönes Zeichen war es, dass auch Vertreter anderer Konfessionen, wie die Verantwortlichen der serbisch-orthodoxen, der griechisch-orthodoxen und der evangelischen Gemeinde von Triest am Altar-Podium vertreten waren.

Der Papstbesuch in Triest, am Endpunkt der Balkanroute gelegen, hatte symbolische Wirkung. Für viele MigrantInnen und Flüchtende stellte die beliebte Urlaubsdestination das vorläufige Ende einer Suche nach einem Leben in Würde dar. Da es in Triest zu wenige Aufnahmeplätze gab, mussten viele AsylwerberInnen anfänglich in baufälligen Lagerhallen oder auf der Straße zu leben, bevor sie in ordentlichen Unterkünften untergebracht werden konnten.

Als Nachhall auf diese Missstände ermutigte der Papst, sich weiterhin zu engagieren, „um das Evangelium der Hoffnung zu verbreiten“ und Nöte ernst zu nehmen. Und er forderte dazu auf, die Demokratie zu stärken. Es brauche mehr Partizipation und „einen kritischen Sinn gegenüber ideologischen und populistischen Verlockungen“. Das gemeinsame Wohl in „Geschwisterlichkeit“ zu stärken, sei eine soziale Aufgabe der katholischen Kirche, die eng mit der Stärkung der Demokratie zusammenhänge. In diesem Sinne bat der Papst darum, dass es weiterhin „Handwerker der Demokratie und ansteckende Zeugen der Partizipation“ in der Kirche geben möge.

Eine Delegation aus Graz besuchte die Papstmesse in Triest. | Foto: privat

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Stachel im Fleisch sein

Christlicher Glaube ist niemals bequem

Papst Franziskus ist um deutliche Positionen selten verlegen. Er mahnte neben einer Stärkung der Demokratie die Wahrnehmung der eigenen sozialen Verantwortung ein, wie auch die Achtung der Menschenwürde oder Frieden für die Ukraine, Palästina und Israel. Der bunte Reigen an Themen wurzelt für den Papst im Glauben selbst.

Ihm geht es um den „Skandal“ des christlichen Glaubens schlechthin, um einen eigentlich allmächtigen Gott, der Mensch wird und dabei auf seine Allmacht verzichtet. Für die Zeitgenossen Jesu, so der Papst, war dies anstößig. Für uns heute sei es ein klares Zeichen dafür, die eigenen Egoismen hinter sich zu lassen und sich nicht in eine heile, oft innerkirchliche Welt zu flüchten, sondern menschliche Nöte zu sehen und zu handeln. Denn wenn Gott selbst schon ganz Mensch wurde und sich den Ärmsten und Ausgestoßenen zuwandte, welche Ausrede hätten dann wir?

Die Botschaft hat Zündstoff. Für Franziskus geht ein Glaube, der es sich bequem macht und dabei das Ausbeuten anderer unterstützt, am Kern des Christlichen vorbei. Genau diesen anderen, im positiven Sinne skandalösen und anstößigen Glauben, bei dem der Mensch im Zentrum steht, braucht es angesichts des Unmenschlichen in der Welt.

Daniel Pachner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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