Terroranschlag in Wien
Anti-menschlicher Akt
Nach dem Terroranschlag in Wien am Abend des Allerseelentages, bei dem mehrere Menschen starben, melden sich Religionsvertreter und Politik zu Wort.
Tief betroffen und entsetzt reagierten die österreichische Bischöfe und Religionsvertreter auf den Terror-Akt, der am Abend des 2. November die Wiener Innenstadt erschütterte und fünf Tote sowie zahlreiche Verletzte forderte. Ein Täter ist unter den Toten; er wurde mittlerweile identifiziert als Anhänger der radikalislamischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
„Diese Taten sind schockierend und abstoßend. Dafür kann und darf es kein Verständnis geben, und es ist alles daranzusetzen, dass die Kriminellen und ihre Hintermänner zur Verantwortung gezogen werden“, so Bischof Wilhelm Krautwaschl. Für Gewalt gegen das Leben sei in unserer Gesellschaft kein Platz.
Dass es in einem gastfreundlichen Land wie Österreich, „in dem alle versorgt sind und es niemanden schlecht gehen muss“, zu solchen Taten kommt, sei nicht hinzunehmen, so Erich Hohl, Integrationsbeauftragter der Diözese Graz-Seckau. Dieses Ereignis sei eine weitere Motivation, „unseren Einsatz gegen jede Form von Gewalt zu verstärken“. Dabei zeige sich deutlich, „dass wir – gemeinsam mit allen Menschen guten Willens, unabhängig vom jeweiligen weltanschaulichen und religiösen Hintergrund – weit im Vorfeld aktiv sein müssen, um zerstörerischen Ideologien entschieden entgegenzuwirken“.
„Auf diesen blinden Hass darf Hass keine Antwort sein“, sagte Kardinal Christoph Schönborn, „denn Hass schürt nur neuen Hass“ – dies sei der falsche Weg, auf die schrecklichen Ereignisse zu reagieren.
Die Kirchen blieben auch in diesen Stunden daher eine offene Anlaufstelle und ein Ort, „an dem man durchatmen und ein stilles Gebet sprechen kann“, so Schönborn weiter. Er selber habe die erschütternde Nacht in der Kapelle im Erzbischöflichen Palais verbracht und dort „versucht, ein wenig inneren Frieden zu finden“ und an die Menschen zu denken, die zu Opfern wurden, auch an die Einsatzkräfte, denen sein Gebet und Dank galt.
„Welch irregeleitete, menschenverachtende Ideologie war da am Werke? Gläubige Menschen müssen diese Tat im Namen Gottes verurteilen, sich innerlich mit der ganzen Geistes- und Glaubenskraft dagegen stemmen“, meldet sich der Salzburger Erzbischof Franz Lackner zu Wort.
Zu einem möglichen antisemitischen Hintergrund der Tat meinte der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister: „Was auch immer die Motivation war – es war eine ‚antimenschliche‘ Motivation“; der Täter habe unterschiedslos auf alle Menschen geschossen, die sich ihm gezeigt hätten.
Die gesamte Gesellschaft sei von solchen Anschlägen direkt betroffen, „und daher ist es auch nötig, gemeinsam dagegen aufzutreten“, erklärte Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft. „Tief betroffen und fassungslos“ hat sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) über den Terror-Akt auf Facebook gezeigt, und der orthodoxe Metropolit Arsenios hält fest: „Mit Religion hat ein solch furchtbares Verbrechen nicht das Geringste zu tun.“ Der evangelische Bischof Michael Chalupka schreibt auf Twitter: „Wien hält zusammen. Terror wird den Zusammenhalt nicht spalten!“
Die Bundesregierung hat eine dreitägige „Staatstrauer“ beschlossen. „Der Hass wird in unserer Gesellschaft nicht auf fruchtbaren Boden fallen“, ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen überzeugt.
KATHARINA GRAGER
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Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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