Steyler Missionare
Abschied nach 90 Jahren missionarischer Seelsorge
Die Steyler Missionare verlassen die Steiermark.
Fast ein Jahrhundert lang war die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ in der Diözese Graz-Seckau beheimatet. Nun brechen die Steyler Missionare, wie die Priester dieser Ordensgemeinschaft genannt werden, ihre Zelte in der Steiermark ab. „Bei mir ist es das Alter“, sagt P. Toni Ganthaler, der nach 30 Jahren als Pfarrer in Laßnitzhöhe in den Ruhestand gehen wird. P. Stefan Üblackner, der mit ihm zusammen seit zehn Jahren den Pfarrverband Laßnitzhöhe-Nestelbach und seit 2018 auch die Pfarre St. Marein am Pickelbach seelsorglich betreut hat, wird aus gesundheitlichen Gründen mit ihm ins Stammhaus der Provinz, das Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf bei Wien, „heimkehren“. P. Bruno Heberle, der viele Jahre in St. Lorenzen und St. Marein im Mürztal und zuletzt im Seelsorgeraum Pölsental tätig war, sowie P. Adrian Gegi, der im Seelsorgeraum Gleisdorf gewirkt hat, werden in Zukunft der Gemeinschaft in Wels angehören.
Begonnen hat es vor genau 90 Jahren. Die Steyler Missionare gründeten im Jahr 1931 als dritte Niederlassung in Österreich das Missionshaus St. Severin in Fürstenfeld. Zunächst als Seminar für Spätberufene gedacht, wurde es bald zu einem Gymnasium mit Unterstufe und angeschlossenem Internat. Dieses Haus wurde 1986 geschlossen, da es mittlerweile in Fürstenfeld ein Bundesgymnasium gab und auch der Bedarf an Internatsplätzen zurückging. Der Orden wollte jedoch weiterhin in der Steiermark präsent bleiben. Gemeinsam mit der Diözese wurde die Pfarre Laßnitzhöhe als neue Wirkensstätte ausgewählt, in der P. Toni im Jahr 1991 zuerst gemeinsam mit zwei weiteren Mitbrüdern, die jedoch bald darauf nach Innsbruck wechselten, und dann lange Zeit alleine die Seelsorge übernahm.
Seine Erfahrungen aus der Mission – der aus Südtirol stammende Priester war davor als Missionar in Indonesien stationiert – ließ Ganthaler in die Seelsorge einfließen. Es sei ihm wichtig gewesen, dass auch hier der missionarische Gedanke die Pastoral prägt. Gerade in der derzeitigen Situation der Veränderungen durch die Entwicklung von Pfarrverbänden und Seelsorgeräumen sei es hilfreich, darauf hinzuschauen, wie in anderen Teilen der Welt kirchliches Leben aussieht. So habe ihn an den indonesischen Christen deren Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit beeindruckt: „Für die ist es kein Problem, wenn in ihrer Gemeinde nicht immer ein Priester da ist.“
Auch in Laßnitzhöhe habe sich P. Toni sehr wohl gefühlt. Die besondere Struktur dieses Kurortes sei auch für die Pfarre sehr prägend, die seelsorgliche Betreuung der Gesundheitseinrichtungen und Seniorenheime sei ein wichtiger Teil seiner Arbeit gewesen: „Bei vielen Krankenbesuchen habe ich gespürt, dass es den Menschen wirklich ein Anliegen ist, dass ein Priester kommt.“ In der Pfarre habe er die vielfältigen Formen menschlicher Begegnungen geschätzt, sei es beim Kaffe nach der Messe oder bei Fahrten mit dem Kirchenchor und der Trachtenkapelle in seine Heimat Südtirol oder nach Friaul.
So wie der Argentinier P. Bruno Heberle, der 25 Jahre in steirischen Pfarren gewirkt hat, und der Indonesier P. Adrian Gegi, der seit neun Jahren hier ist, stammen heute die meisten der jüngeren Steyler Missionare aus Südostasien oder Südamerika und kaum einer aus Mitteleuropa. So gesehen hat sich die Richtung der Mission längst umgedreht. Doch ehrliche Mission ist ja letztlich immer wechselseitige Beziehung.
Alfred Jokesch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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