Pastoralberufe mit Zukunft
Weiterhin erstrebenswert

Elisabeth Fritzl ist ein „Fan“ davon, Altes mit Neuem zu verbinden. So gestaltete sie auch den ökumenischen Gottesdienst zum Christopher-Street-Day in der Grazer Heilandskirche mit (Bild), bei dem sie ein Zeichen setzen möchte für Toleranz und Vielfalt in der Kirche. | Foto: Neuhold
  • Elisabeth Fritzl ist ein „Fan“ davon, Altes mit Neuem zu verbinden. So gestaltete sie auch den ökumenischen Gottesdienst zum Christopher-Street-Day in der Grazer Heilandskirche mit (Bild), bei dem sie ein Zeichen setzen möchte für Toleranz und Vielfalt in der Kirche.
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Seit 50 Jahren gibt es in Österreich offiziell „Pastoralberufe“. Elisabeth Fritzl hat diesen Weg gewählt. Im Gespräch gibt sie Einblick in ihre Anliegen als Pastoralreferentin.

  • Was ist derzeit Ihre Aufgabe?
    Fritzl: Ich bin Pastoralreferentin und Handlungsbevollmächtigte für Pastoral im SR Graz-Südwest. Schwerpunktmäßig arbeite ich im Pfarrverband Christkönig-Schutzengel. Dort bin ich vor allem für liturgische Feiern zuständig, begleite Ehrenamtliche, die einen liturgischen Dienst tun, ich koordiniere die Sternsingeraktion in der Pfarre Schutzengel, bin Seelsorgerin, feiere Begräbnisse und versuche, meine Kenntnisse als Ritualbegleiterin einzubringen. Darüber hinaus engagiere ich mich im Diözesanen Arbeitskreis für unsere Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa, wo ich 2019 drei Monate verbringen durfte. Eine große Leidenschaft von mir ist der Bibliolog – eine Methode, um Bibeltexte auf ganz neue und erfrischende Weise kennenzulernen und in sie einzutauchen.
  • Warum haben Sie einen pastoralen Beruf ergriffen?
    Fritzl: Ich habe einfach aus Interesse Fachtheologie studiert und dann während meines Pastoralpraktikums in der damaligen Dominikanerpfarre Münzgraben gemerkt, dass ich gerne in der Pastoral tätig sein möchte. Ich tausche mich gern über meinen Glauben bzw. über theologische Fragen aus, ich möchte Menschen ein Stück ihres Weges begleiten und mit ihnen gemeinsam die frohe und befreiende Botschaft unseres Glaubens entdecken.
  • Wenn Sie an Ihre Arbeit denken: Woran erinnern Sie sich besonders gerne?
    Fritzl: Eine besondere Erfahrung für mich waren tatsächlich die drei Monate, die ich in unserer Partnerdiözese mitleben durfte. Dort habe ich Kirche an der Seite der Armen und Bedrängten kennengelernt, lebendige Gottesdienste, tiefes Gottvertrauen der Menschen. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der ich aufgenommen wurde, hat mich sehr berührt.
    Es gab in den letzten Jahren auch viele liturgische Highlights, egal ob zu freudigen oder traurigen Anlässen. Ein großes Anliegen sind mir Begräbnisfeiern und die jährliche ökumenische Segensfeier mit Trauernden kurz vor Weihnachten. Herausfordernd und gleichzeitig wunderschön empfinde ich es, an den kirchlichen Hochfesten Wort-Gottes-Feiern zu leiten, ein Modell, das ich für zukunftsfähig halte. Ich bin auch ein „Fan“ davon, Altes mit Neuem zu verbinden, so feiern wir seit einigen Jahren am Pfingstsamstag in der Allerheiligenkirche eine Pfingstvigil (musikalisch gestaltet von der Pfingstschola Münzgraben), wo wir rituelle und experimentelle Elemente einbauen.
    Einer meiner Lieblingsgottesdienste ist seit einigen Jahren der ökumenische Gottesdienst zum Christopher-Street-Day. Als ich zum ersten Mal eingeladen wurde, mitzufeiern, war mir noch nicht ganz klar, warum es da einen eigenen Gottesdienst braucht. Mittlerweile bin ich zur Überzeugung gekommen, dass das wichtig ist, so lange queere Menschen auch in unserer Kirche ausgegrenzt werden.
  • Wo muss sich Ihrer Meinung nach in der Kirche am dringendsten etwas ändern?
    Fritzl: In erster Linie müssen wir als Getaufte uns klar werden, dass wir alle Kirche sind und nur gemeinsam Dinge ändern können. Am dringlichsten erscheinen mir drei Dinge: 1. Kirche muss sich kompromisslos und mit prophetischer Haltung für Arme und Ausgegrenzte einsetzen. 2. Alle Menschen sollten Zugang zu allen Ämtern und Diensten haben, es kann nicht sein, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. 3. Unsere Verkündigung muss glaubwürdig und authentisch sein, und dazu müssen wir offen auf Menschen zugehen und bereit sein, von ihnen zu lernen, indem wir wahrnehmen: Gott ist schon da!
  • Abschlussfrage: Würden Sie aus Ihrem Wissen von heute nochmals diesen Beruf ergreifen?
    Fritzl: Wenn es gelingt, Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte zu ermutigen und zu begleiten, ist es immer noch ein erstrebenswerter Beruf.

50 Jahre Pastoralberufe
Seit 50 Jahren gibt es in Österreich offiziell Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten. Heute prägen sie alle Seelsorgebereiche der katholischen Kirche Österreichs. Das 50-Jahr-Jubiläum feiern die österreichischen Berufsgemeinschaften Pastorale Berufe (ÖKoBI) am Samstag, 14. September, mit einem Fest in Salzburg.
◉ Weitere Infos: katholische-kirche-steiermark.at/50jahrepastoralberufe

Interview: Hanna Prumofsky/Thomas Stanzer

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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