Gefeierter Glaube
Was zum Wortgottesdienst gehört
Der Sonntag des Wortes Gottes,heuer am 23. Jänner, hilft, die Feier des Wortes Gottes zu vertiefen.
Der Herr sei mit euch: Schon mit diesem oder einem ähnlichen Gruß machen wir uns am Anfang der Messe bewusst, dass Jesus Christus als der Herr, als der Auferstandene in unserer Mitte ist. Besonders erfahrbar wird die Gegenwart Christi in der Versammlung der Gemeinde, in der Person des Priesters, in den eucharistischen Gaben von Brot und Wein und im Wort Gottes, das aus den biblischen Schriften verkündet wird.
Der Wortgottesdienst ist nicht einfach Belehrung. In ihm stellt sich die Gemeinde unter die schöpferische Macht des Wortes Gottes, schreibt der Innsbrucker Liturgiewissenschaftler Reinhard Meßner. Er besteht aus einem mehrfachen „Akt der Verkündigung“ und einem „Akt des Gebetes“. In der Verkündigung des Wortes Gottes spricht Gott zu uns. Deshalb bestätigen wir die Lesungen aus der Heiligen Schrift als „Wort des lebendigen Gottes“ beziehungsweise als „Evangelium unseres Herrn Jesus Christus“. Wir danken Gott für sein Wort mit dem Zuruf „Dank sei Gott“ oder „Lob sei dir, Christus“. Im Gebet sprechen dann wir zu Gott; die „Fürbitten“ nehmen unsere Anliegen und die aktuellen Anliegen von Kirche und Welt ins Gebet.
Der Wortgottesdienst hat seinen eigenen Ort, den Ambo (dazu nebenstehende Spalte). Das Wort Gottes verkünden wir aus schön gestalteten Büchern. Im „Lektionar“ sind die Lesung(en), der Antwortpsalm, der biblische Vers zum „Ruf vor dem Evangelium“ und das Evangelium für den jeweiligen Anlass abgedruckt. Im Evangeliar stehen die Evangelien für Sonntage, Hochfeste und Jesusfeste. Diese Bücher sind nicht nur Gebrauchsbücher, sondern Symbol für Christus, der in seinem Wort zu uns spricht. Evangeliar oder Lektionar können schon beim Einzug mitgetragen werden, begleitet von Licht und Weihrauch. Vor allem das Evangeliar kann zuerst sichtbar auf dem Altar Platz finden, von dem aus es dann zum Evangelium in feierlicher Prozession zum Ambo getragen wird. Christus kommt, um zu uns zu sprechen.
Das Wort Gottes wird von dazu beauftragten Personen verkündet. Für die Lesungen sind das Lektorin oder Lektor, für den Antwortpsalm Kantorin oder Kantor, für das Evangelium der Diakon (oder bei dessen Fehlen der Priester).
Bei der Sonntagsmesse ist der „Tisch des Wortes“ besonders reichlich gedeckt. Da gibt es einen Dreijahreszyklus für die Texte (Lesejahr A, B, C). Eine „Erste Lesung“ aus dem Alten Testament ist meist mit Bezug zum Evangelium ausgewählt. Der Antwortpsalm vertieft ihre Gedanken; er ist kein „Zwischengesang“, sondern verkündetes Wort Gottes. In der „Zweiten Lesung“, meist aus den Briefen des Neuen Testaments, nehmen wir für unser Christsein Maßstab an der Kirche des Anfangs. Im Evangelium spricht der Auferstandene zu uns, den wir vorher mit dem Auferstehungsruf „Halleluja“ (außer in der Fastenzeit) begrüßen. Gottes Wort verbindet uns mit dem Leben des Auferstandenen. Die Predigt („Homilie“) baut eine Brücke zwischen den Texten und unserem Leben. Am Sonntag sprechen wir das Glaubensbekenntnis wie ein großes, bestätigendes „Amen“ zum Gehörten. Im solidarischen Gebet treten wir fürbittend vor den Herrn hin, den wir in unserer Mitte wissen.
Herbert Meßner
IM ORIGINALTON
Dein Wort, o Herr, ist Licht über meinem Pfad
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht.
Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade. (Ps 119,105)
Dadurch ist das Wort der Propheten noch sicherer geworden, und ihr tut gut daran, es zu beachten wie ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen. (2 Petr 1,19)
Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8,12)
Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht.
Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke – Spruch des Herrn: Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. (Jer 29,11)
Ihr dürft euch nicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, abbringen lassen. (Kol 1,23)
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1 Petr 3,15)
Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten …
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. (Jes 40,1)
Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Zuflucht meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? (Ps 27,1)
Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. (Lk 4,18–19)
… ist wie ein Stern in der Dunkelheit.
Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht. (Jes 9,1)
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens. (Lk 1,78)
Der Ambo als Tisch des Wortes
Ort der Verkündigung: Lesungen, Psalm und Evangelium.
Der Tisch des Wortes Gottes möge den Gläubigen reichlicher gedeckt werden, hat das II. Vatikanische Konzil gewünscht. In der kirchlichen Liturgie steht der Rede von einem Tisch des Wortes die Rede von einem Tisch des Brotes gegenüber. Gemeint ist damit der Altar. Den beiden Hauptteilen der Messfeier – Wortgottesdienst und Eucharistiefeier – ist je auch ein eigenes Zentrum ihres Vollzuges zugeordnet: der Ambo als Zentrum des Wortgottesdienstes und der Altar als Mitte des Opfermahles.
Christus ist auch wirksam anwesend im Wort, das er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden. Ort dieser Verkündigung ist heute meist der Ambo, von dem aus die Lesungen, der Antwortpsalm und das Evangelium vorgetragen werden. In der Osternacht wird auch das große Osterlob, das Exsultet, hier gesungen. Die Predigt der Messfeier soll Auslegung und Aktualisierung der am Ambo verkündeten biblischen Texte sein. Sie kann daher ebenfalls am Ambo oder auch vom Sitz des Priesters aus gehalten werden.
Um die Würde des hier verkündeten göttlichen Wortes hervorzuheben, wurde der Ambo oft durch Stufen erhöht. Darauf verweist auch der Name Ambo. Er leitet sich vom griechischen Wort „anabainein“ her,
das ein Hinaufsteigen bedeutet.
Das Drängen des Konzils, es möge der Tisch des Wortes in der Kirche wieder reichlicher gedeckt werden, darf nicht missverstanden werden, als wäre es einfach ein Auftrag zur Vermehrung des Wortes in der Liturgie. Vielerorts hat sich ja eine liturgische Geschwätzigkeit eingeschlichen, die das heilige Wort und die Dimension des Heiligen überhaupt verstellt, statt es zu erschließen und zum Leuchten zu bringen.
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„Links oder rechts vom Altar befindet sich der Ambo. Er ist nicht irgendein Pult, von dem aus irgendwer irgendwelche Texte verliest, sondern er ist der ‚Ort des Wortes‘, das heißt der Ort, von dem aus im Wortgottesdienst im Auftrag der Kirche das Wort Gottes verkündet wird …
Der Ambo ist feststehend, also kein tragbares Lesepult. Er ist künstlerisch sorgfältig gestaltet, entsprechend groß und bildet mit dem Altar eine stilistische Einheit. Dadurch wird betont, dass die Feier der Messe zwei Schwerpunkte hat: den Wortgottesdienst
und die Feier der Eucharistie“ (Heinrich Segur, Die Messfeier).
Aus: Egon Kapellari,
Heilige Zeichen in Liturgie und Alltag, Styria
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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