Liturgie
Was wir singen
Die Lieder im Gotteslob-Eigenteil seien eine Visitenkarte für Österreichs Kirche, so Alexander Zerfaß.
Der federführende Herausgeber des nun erschienenen Liedkommentars für den österreichischen Eigenteil des „Gotteslob“, Alexander Zerfaß, erklärt im Interview mit Heinz Niederleitner das Ziel des Buches und die Besonderheiten des Liedguts zwischen Boden- und Neusiedlersee.
Wie ist es zu diesem Buch gekommen?
Ich habe am Vorgängerprojekt, dem Kommentar zu den Liedern des Stammteils, der 2017 erschien, selbst mitgearbeitet. Ich habe dann das Vorhaben, auch die Lieder des Österreichteils entsprechend zu dokumentieren, in die Liturgische Kommission für Österreich eingebracht.
Welchem Zweck dient das Buch?
Der Hauptfokus liegt darauf, jene Menschen zu unterstützen, die Liturgie mitgestalten: Priester, WortgottesdienstleiterInnen, OrganistInnen, ChorleiterInnen und SängerInnen, aber auch alle, die mitfeiern. Es geht also um ein größeres Bewusstsein für die Lieder, die wir singen, aber auch um Hilfestellung bei der Liedplangestaltung, für die Predigt und im Religionsunterricht. Darüber hinaus bilden die Lieder im Eigenteil ja einen Teil der kulturellen Identität der Ortskirche ab, sie sind ein Stück weit eine Visitenkarte für die Kirche in Österreich.
Was ist zum Beispiel so typisch österreichisch am Eigenteil des „Gotteslob“?
Eine typisch österreichische Tradition sind die Singmessen, die mit der Haydn- und der Schubertmesse ihre prominentesten Vertreterinnen haben. Stärker als in anderen Teilen des deutschen Sprachraums sind in Österreich zudem generell Lieder aus der Aufklärungszeit vertreten.
Ist es nicht auch etwas Besonderes, dass mit „Der Heiland ist erstanden“ ein Lied in fünf verschiedenen Melodiefassungen enthalten ist?
Jede österreichische Diözese hatte bei der Erstellung des Eigenteils eine Anzahl von Liedern frei, die ohne weitere Diskussion in den gemeinsamen Österreichteil aufgenommen wurden. Die Diözesen haben daraufhin jeweils ihre Fassung von „Der Heiland ist erstanden“ eingereicht. Von daher hat sich die Frage, ob es eine Konsensfassung des Liedes geben könnte, nicht gestellt.
Sind die vielen Marienlieder im Eigenteil auch eine österreichische Besonderheit?
Das große Gewicht der marianischen Frömmigkeit fällt natürlich auf, aber das ist überhaupt typisch für den ganzen südlichen Teil des deutschen Sprachraums. In Österreich lassen sich aber viele der regional verbreiteten Marienlieder mit konkreten Wallfahrtsorten im Land verbinden.
Welche Entwicklung erwarten Sie beim neuen „Gotteslob“?
Manche Experten gehen davon aus, dass Liedsammlungen künftig stärker individuell in digitaler Form zusammengestellt werden. Ich bin da eher skeptisch: Allein der Verständigungsprozess auf ein solches Gesangbuch hat einen Wert, weil es um die Vergewisserung der eigenen Tradition geht. Daher denke ich, dass sich auch zukünftige Generationen dieser Aufgabe annehmen werden.
Neuer Kommentarband. Herausgeber Alexander Zerfaß ist Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg.
Ein praktisches Buch für alle, die in der Liturgie und der Kirchenmusik tätig sind, ist der Kommentar zu den Liedern im österreichischen und Südtiroler Eigenteil des „Gotteslob“. Zerfaß/Ackermann/Praßl/Volgger (Hrsg.), „Die Lieder des Gotteslob. Österreich und Bozen-Brixen. Liturgie – Kultur – Geschichte.“ Wiener Dom-Verlag, 1060 Seiten, 59 Euro.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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