Von Herz zu Herz

Herzenstausch. Jesus hält uns sein verwundetes, brennendes Herz entgegen – ein Symbol für Lebendigkeit, Liebe und Verletzlichkeit. Gleichzeitig bittet er darum, „mein eigenes, vielfach überfordertes Herz ihm anzuvertrauen. Die offene, zärtliche Hand nimmt alles entgegen, auch alle Fragen und Zweifel.“ – So interpretiert Bischof Glettler in seinem Buch „Dein Herz ist gefragt“ das Herz-Jesu-Gemälde in der Innsbrucker Jesuitenkirche. | Foto: Jesuiten
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  • Herzenstausch. Jesus hält uns sein verwundetes, brennendes Herz entgegen – ein Symbol für Lebendigkeit, Liebe und Verletzlichkeit. Gleichzeitig bittet er darum, „mein eigenes, vielfach überfordertes Herz ihm anzuvertrauen. Die offene, zärtliche Hand nimmt alles entgegen, auch alle Fragen und Zweifel.“ – So interpretiert Bischof Glettler in seinem Buch „Dein Herz ist gefragt“ das Herz-Jesu-Gemälde in der Innsbrucker Jesuitenkirche.
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In der Enzyklika „Dilexit nos“ (Er hat uns geliebt) sieht Bischof Hermann Glettler eine Herz-Jesu-Spiritualität für heute.

Dass die neue Enzyklika von Papst Franziskus zur zeitgemäßen Wiederentdeckung der Herz-Jesu-Spiritualität beiträgt, hofft Hermann Glettler. „Die Herz-Jesu-Verehrung hat in den Augen des Papstes ein großes Potenzial, weil sie zur Mitte des christlichen Glaubens hinführt – zu einer persönlichen Verbundenheit mit Christus und zugleich zu einem herzhaften Engagement in den vielen Nöten unserer Zeit“, sagte der Innsbrucker Bischof im Interview mit dem „Tiroler Sonntag“. Franziskus gehe es stets darum, „sich von der Freude des Evangeliums erfassen zu lassen und am Aufbau einer geschwisterlichen Welt mitzuwirken“. Mit dem Schreiben „Dilexit nos“, in dem das Herz Jesu als „Synthese des ganzen Evangeliums“ vorgestellt werde, lade der Papst leidenschaftlich dazu ein.

Der Text habe die Kraft, einen vielerorts beobachtbaren Frömmigkeitskitsch und Verkrustungen einer rein folkloristisch verstandenen Herz-Jesu-Verehrung zu überwinden. „Erfrischend neu“ in der Enzyklika sei „der unbeirrte Mix von Mystik und sozialem Engagement“, betonte Glettler: „Papst Franziskus grenzt eine gesunde Herz-Jesu-Spiritualität ganz strikt von einer selbstbezogenen intimistischen Frömmigkeit ab, in der es nur um religiöse Empfindungen zu gehen scheint.“

Franziskus lade dazu ein, das Herz Jesu als Symbol für Versöhnung und Gewaltfreiheit als Lebensquelle in der heutigen Zeit zu entdecken. „Das menschlich liebende Herz Gottes wird zur Inspiration, Geduld und Kraft für alle, die sich am Wiederaufbau des Guten beteiligen möchten“, sagte der Bischof. Papst Franziskus sehe für die Kirche deutlich „die Gefahr, dass wir mit ausufernden Strukturdebatten das Feuer des Glaubens vernachlässigen. Er versucht eine Verheutigung der Herz-Jesu-Spiritualität, weil sie uns vor allem pastoralen Tun zu einer direkten Freundschaft mit Christus einlädt, die aus Dialog, Zuneigung, Vertrauen und Anbetung besteht.“

Die Erneuerung der Kirche könne gelingen, wenn wir Platz machen für die bedingungslose Liebe, die aus dem Herzen Jesu strömt: „Einander mit Offenheit zu begegnen, zuzuhören, nicht nach dem Äußeren zu urteilen, resonanzfähig zu werden für ein Du und für ein größeres Wir – all das ist mit einem erneuerten Herzen möglich, das sich in die Schule des göttlichen Herzens begeben hat.“

Das Herz sei „der innere Marktplatz“ für alles, was Menschen beschäftige, belaste und nicht selten auch überfordere, führte Glettler weiter aus: „Nahezu euphorisch plädiert der Papst, dass wir alle Handlungen unter die ‚politische Herrschaft‘ des Herzens stellen sollten, um ein Plus an Aufmerksamkeit, Empathie und Solidarität in einer Welt zu stärken“. Dafür brauche es „in unserer nervösen Zeit eine Anleitung zu Stille, eine geistvolle Unterbrechung und eine Selbstverpflichtung zum Hören“. Das Gebet müsse als „innere Kommunikation mit Gott ‚von Herz zu Herz‘“ eingeübt werden. Genau hier sehe der Papst den Schlüssel und Ausgangspunkt einer authentischen Herz-Jesu-Verehrung.

Quelle: Kathpress

O-TON

Papst Franziskus denkt in seiner vierten Enzyklika „über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu“ nach. | Foto: KNA
  • Papst Franziskus denkt in seiner vierten Enzyklika „über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu“ nach.
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Dilexit nos

„In dieser flüssigen Welt ist es notwendig, wieder vom Herzen zu sprechen, als dem Ort, wo in jedem Menschen, gleich welcher Herkunft und Lebensbedingung, alles zusammenkommt, wo all die anderen Kräfte, Überzeugungen, Leidenschaften und Entscheidungen der konkreten Menschen entspringen und verwurzelt sind.“ (9)
„… eine Beziehung, die nicht mit dem Herzen gestaltet wird, ist nicht in der Lage, die Fragmentierung des Individualismus zu überwinden.“ (17)
„Das Herz Christi ist Ekstase, ist Hinausgehen, Geschenk und Begegnung. In ihm werden wir fähig, auf gesunde und glückliche Weise miteinander in Beziehung zu treten und in dieser Welt das Reich der Liebe und der Gerechtigkeit aufzubauen. Wenn unser Herz mit dem Herzen Christi vereint ist, ist es zu diesem sozialen Wunder fähig.“ (28)
„… spricht uns Jesus manchmal innerlich an und ruft uns, um uns an den besten Ort zu bringen. Und der beste Ort ist sein Herz. Er ruft uns, um uns dort eintreten zu lassen, wo wir wieder Kraft und Frieden finden können“. (43)

Die Enzyklika lesen
Das ganze Lehrschreiben von Papst Franziskus im Wortlaut ist auf www.vatican.va
abrufbar.

Herzenstausch. Jesus hält uns sein verwundetes, brennendes Herz entgegen – ein Symbol für Lebendigkeit, Liebe und Verletzlichkeit. Gleichzeitig bittet er darum, „mein eigenes, vielfach überfordertes Herz ihm anzuvertrauen. Die offene, zärtliche Hand nimmt alles entgegen, auch alle Fragen und Zweifel.“ – So interpretiert Bischof Glettler in seinem Buch „Dein Herz ist gefragt“ das Herz-Jesu-Gemälde in der Innsbrucker Jesuitenkirche. | Foto: Jesuiten
Papst Franziskus denkt in seiner vierten Enzyklika „über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu“ nach. | Foto: KNA
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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