Glaube
Von Gott verlassen?

Kreuzigungsgruppe in der Basilika Seckau. – Den Psalm 22, den Jesus am Kreuz betete, finden wir im Gotteslob, Nr. 36. | Foto: Neuhold
  • Kreuzigungsgruppe in der Basilika Seckau. – Den Psalm 22, den Jesus am Kreuz betete, finden wir im Gotteslob, Nr. 36.
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Am Kreuz betete Jesus mehr als diesen Satz.

Als frommer Jude kannte Jesus sicher die Psalmen auswendig. Wenn er sterbend am Kreuz nur die ersten beiden Verse von Psalm 22 zitiert, „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, dann entspricht er einer bis heute im Judentum gepflegten Tradition, einzelne Psalmen nur mit ihren ersten Versen zu benennen.
Der Psalm 22 (den Jesus wohl ganz gebetet hat) gibt exakt die Situation Jesu wieder, wenn es heißt: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet.“ Und: „Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand.“ Auf die Enttäuschung folgen in diesem Psalm aber Worte der Ermunterung: „Dir haben unsere Väter vertraut, sie haben vertraut, und du hast sie gerettet.“ Und: „Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, mich barg an der Brust der Mutter.“
Im Psalm 22 finden wir das Ringen des Geschöpfes mit seinem Schöpfer. Dies zeigt, dass der Mensch keine Marionette ist, die Gott ununterbrochen lobpreisend verehren muss. Er ist auch befähigt, sich mit Gott auseinanderzusetzen.
Der Betende, der in diesem Psalm nach Gott ruft, endet aber nicht in Verzweiflung, sondern er findet zu einem großartigen Lobpreis seines Schöpfers. „Deine Treue preise ich in großer Gemeinde.“

Aus: Wolfgang Sotill, Israel, Styria

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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