400 Jahre Heilbrunn
Suche nach dem Quell
400 Jahre Heilbrunn. Der Wallfahrtsort mit dem Gnadenbrunnen lädt immer zum Innehalten ein – und jetzt zum Feiern.
Ein Burnout steht am Anfang der Entstehungslegende des Wallfahrtsortes Heilbrunn. Ein Holländer hatte seine Kraft und Motivation verloren. Er fühlte sich innerlich ausgebrannt. Schließlich erblindete er auf beiden Augen. Im Traum fühlte er sich dann in eine schöne und weite Landschaft versetzt. Doch da war eine vertrocknete Stelle – verdorrt und ausgebrannt. Die Leute nannten diese Stelle „Brandluckn“. Der Holländer war im Traum traurig über diese Stelle und suchte nach Wasser. Er stieg tief hinab, bis er zu einer Quelle kam. Er schöpfte und trank daraus und kam wieder zu Kräften. Und die Brandluckn war voller Blüten und Früchte.
Als der Holländer aus seinem Traum erwachte, beschloss er diesen Ort aufzusuchen. Zusammen mit seiner Frau trat er die beschwerliche Reise in die Steiermark an. In Graz erklärte man ihnen den weiteren Weg. Über Passail kamen die beiden zur Brandluckn, wo sie ein Hirtenknabe zur Quelle führte. Der Blinde trank daraus und wusch seine Augen. Er konnte wieder sehen und fand die Landschaft so vor, wie er sie in seinem Traum wahrgenommen hatte.
Solche Geschichten sind nicht historische Information, weisen aber auf das Wesen solcher Orte hin und deuten sie als eine nicht bloß menschliche Initiative. Seit 400 Jahren, 15 Generationen lang, kommen Menschen zur Gnadenquelle von Heilbrunn, auf 1032 Meter Seehöhe in der Oststeiermark gelegen. Sie finden dort nicht den großen Andrang von Lourdes, Fatima oder Medjugorje, dafür viel Stille, Ruhe und Besinnlichkeit, wenn sie zwischen Vogelgezwitscher und regelmäßigem Glockenschlag vom Kirchturm den Gnadenbrunnen plätschern hören.
Um 1620 errichteten Bauern hier ein gemauertes Kreuz, in das eine Marienfigur aus Ton gestellt wurde. Nachdem der Besitzer von Waxenegg, Hans Christof von Webersberg, nach Gebet bei diesem Bildstock von einer unheilbaren Krankheit geheilt wurde, ließ er hier 1672 eine Kapelle errichten und bald darauf in Anger eine Marienstatue aufstellen. 1689 wurde sie nach Heilbrunn gebracht (der Legende nach von Ochsen dort hingezogen) und ist bis heute das Gnadenbild auf dem Hochaltar. 1755 wurde eine Filialkirche gebaut, worauf der Zustrom an Wallfahrern stark zunahm. Die heutige Kirche wurde, verbunden mit der Erhebung zur Pfarre unter Kaiser Joseph II., 1787 errichtet. Inzwischen gab es mehrfache Renovierungen. Verstärkt wurde der Ort der Besinnung durch einen HeilBrunnWeg und einen KinderIkonenWeg. Letzteren gestalteten Volksschulkinder aus Heilbrunn und Granitz unter der Anleitung von Gabriella Höfler.
Das 400-Jahr-Jubiläum des Wallfahrtsortes Heilbrunn wird mit einem Dreitagefest von 14. bis 16. August gefeiert (siehe Spalte links), zu dem Pfarrer Johann Leitner und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Peter Stanzer einladen. Dazu hat Pastoralassistent Engelbert Schmied das Jubiläumsbuch „400 Jahre Wallfahrtsort Heilbrunn“ herausgegeben. Es blickt auch in die Zukunft des Ortes, der von Bevölkerungsabgang, Pendlerwesen und Schließungen betroffen ist. Mitten in diesen Ungewissheiten fließt der Gnadenbrunnen und wird den Menschen vor Ort wie den als Wallfahrer Kommenden Kraft spenden.
Herbert Messner
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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