Olafweg in Norwegen
Reise zu sich selbst
Unterwegs am Olavsweg. Der landschaftlich wie spirituell ergiebige Geheimtipp in Norwegen stand heuer am Programm des christlichen Reisebüros „Weltanschauen“.
Schon im Mai hieß es in Nordspanien: „Wohin mit all den Pilgern?“ Engpässe bei den Pilgerherbergen ließen ein neuerliches Rekordjahr auf dem Jakobsweg vermuten. Eine Alternative zum bereits jahrzehntelangen „Camino-Boom“ ist der Olavsweg in Norwegen – und eine mit spirituellem und ökologischem Mehrwert, wie Christoph Mülleder von „Weltanschauen“, einem Anbieter von nachhaltigen Reisen, erzählt. Als Vorzüge des Wandelns auf den Spuren des legendären Königs Olav II. Haraldsson (995?–1030) nennt er „einsame Wälder, besondere spirituelle Orte und Kirchen, gastfreundliche Menschen, rote Holzhäuser, urige Pilgerherbergen, die einzigartige Natur und schöne Begegnungen mit Pilgern, die fernab von den großen Pilgerströmen Stille und Natur suchen“.
Die Olavswege – auch „Nidaroswege“ nach dem alten Namen der Zielstadt Trondheim genannt – sind, ähnlich dem Jakobsweg, ein Netzwerk aus mehreren Pilgerwegen, die alle am norwegischen Nationalheiligtum Nidaros-Dom enden. Auf verschiedenen Etappen geht es von Oslo zum dortigen Grab des heiligen Olav. Der Wikingerkrieger und König gilt als Norwegens größter Heiliger, der 1020 mit der Festlegung des Christentums als offizielle Religion den Grundstein für ein christliches Reichskönigtum gelegt haben soll.
1997 wurden die Olavswege wiederbelebt. Der bekannteste ist die 643 Kilometer lange Strecke von Oslo durch das malerische Gudbrandsdal. Mit knapp 2000 Pilgern ist der Olavsweg weit entfernt von den rund 300.000 Jakobspilgern pro Jahr. 18 österreichische PilgerInnen reihten sich diesen Sommer, begleitet von Christoph Mülleder, in diese Zahl ein. Die Anreise war das erste Highlight: Umweltschonend ging es mit dem Zug nach Hamburg und mit der Fähre von Kiel nach Oslo. „Das ist viel schöner, entspannter und ökologischer als Fliegen“, so der „sanfte Touristiker“. Heuer war die erste Hälfte des Olavsweges bis zum Dovrefjell-Nationalpark dran, im Sommer 2024 folgen die Etappen bis Trondheim.
Insgesamt war die Gruppe aus Österreich in sechs Tagen knapp 100 km und ca. 3000 Höhenmeter bergauf zu Fuß unterwegs. Die Tagesetappen waren nicht allzu lang gewählt, die vielen Höhenmeter erforderten aber eine gute Kondition, erklärt Mülleder. „Wir haben keinen Gepäcktransport vor Ort“ – alles, was für die Reise gebraucht wird, muss selbst getragen werden. „Das Programm war wunderbar, ein Mix aus Kultur, Pilgern, Gemeinschaft, schweigendem Gehen in wunderschöner Landschaft“, so eine Olavs-Pilgerin. Pilgern in Norwegen „ist eine Entdeckungsreise zu den Quellen des Lebens und zu sich selbst“, erzählt ein weiterer Teilnehmer.
Nachhaltig reisen gefragt
Die Nachfrage nach Reisen mit möglichst kleinem ökologischem Fußabdruck und möglichst großer Horizonterweiterung steigt laut Mülleder beständig. Einen Impuls, dass Anbieter wie er immer mehr aus der „Nische“ kommen, habe die Pandemie gegeben: Was Reiselustige während der Quarantänezeiten tun konnten – Wandern und Pilgern – erfreue sich auch jetzt noch großer Beliebtheit. Und: „Immer mehr Leute reisen auch wegen der Klimakrise bewusster.“ Bei allen Reisen Mülleders sind Einblicke in die soziale Realität des besuchten Landes deklariertes Ziel: „Der Zusammenhang zwischen ökologisch verantwortlichem Handeln und sozialer Gerechtigkeit wird dadurch deutlich“, so Mülleder.
Weltanschauen
Christoph Mülleders besonderes Reisebüro plant sozial-ökologische Reisen mit nachhaltigem Reisekonzept, das den Teilnehmenden ein vielschichtiges Bild des bereisten Landes bietet. Näheres unter www.weltanschauen.at
Robert Mitscha-Eibl
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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