Applaus beim Gottesdienst
Reine Freude
Von seinem Besuch in Uganda berichtet Pfarrer Wolfgang Pucher.
Seit 47 Jahren bin ich Pfarrer und feiere jeden Sonntag mehrere Gottesdienste. Ich weiß nicht, ob die Teilnehmer hauptsächlich aus Pflichtgefühl feiern oder aus dem Bedürfnis, Gott nahe zu sein und damit ihrem Leben Wert und Sinn zu geben. Dies ist sicher ein wertvoller Schatz im Leben eines gläubigen Christen.
Applaus beim Gottesdienst
In den Semesterferien hatte ich das Glück, gemeinsam mit Combonimissionar P. Josef Altenburger eine Zeit in Uganda zu verbringen. Dort erlebte ich vier Sonntagsgottesdienste in verschiedenen Gemeinden. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in meiner Priestertätigkeit je so viel Freude bei den Teilnehmern eines Gottesdienstes erlebt hätte.
Zunächst hat mich die Tatsache, dass die Kirchen jeweils mit 500 bis 800 Menschen bis auf den letzten Platz gefüllt waren, sehr beeindruckt. Alle, ausnahmslos alle, haben sich am Gebet und an den überschwänglichen und temperamentvollen Gesängen beteiligt.
Vom Anfang des Gottesdienstes bis zum Ende, und dies waren immer um die zwei Stunden, hat jubelnde Freude und Innigkeit die Gottesdienstteilnehmer erfüllt. Ob man wollte oder nicht, man wurde mitgerissen und in das heilige Geschehen tief hineingezogen. Nach der Wandlung des Brotes und des Weines haben alle Gläubigen kniend applaudiert. Man spürte, dass sie zum Ausdruck bringen wollten, wie glücklich und dankbar sie sind, dass jetzt Jesus der Herr in Gestalt von Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Es war auch nicht zu übersehen, dass alle Teilnehmer im Rahmen ihrer Möglichkeiten festlich gekleidet waren.
In einem Gespräch mit einem afrikanischen Dogmatik-Professor wurde mir vermittelt, dass dahinter eine den ganzen Kontinent erfassende religiöse Haltung steht. Er sagte, es gäbe in Afrika keinen Menschen, der nicht an Gott glaubt – unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Dieser Glaubenskonsens findet in den Gottesdiensten seinen Ausdruck.
Hoffnung trotz großer Armut
Die Bevölkerung von Uganda ist großteils arm. Die Menschen nehmen aber ihre Lebensumstände gelassen hin und bemühen sich vor allem, dass ihre Kinder eine gute Bildung bekommen. Dies scheitert oft daran, dass sie für die Mittelschule zahlen müssen und ihnen dieses Geld nicht zur Verfügung steht. Um dies trotzdem zu ermöglichen, verkaufen sie Vieh, den einzigen Wert, den sie besitzen. Dies führt oft zu großer Not.
Als ein 14-jähriges Waisenkind mit ihrer Tante in das Missionshaus kam, in dem ich untergebracht war, und mir erzählte, dass es als beste Schülerin ihrer Klasse keine weitere Bildung erreichen könne, weil ihr das Geld fehle, erzählten mir die Missionare, dass sie Tag für Tag mit solchen Schicksalen konfrontiert seien. Wann immer jemand in das Gemeindezentrum kommt, weiß man nie, was er braucht. Die Seelsorger gehen auf ihre Bedürfnisse und Wünsche ein.
Wenn wir bisweilen sorgenvoll auf den Zustand der Kirche in unseren Wohlstandsländern schauen, dann können wir genauso hoffnungsvoll auf die Kirche Afrikas blicken. Dort ist der Glaube tief verwurzelt und erfasst und prägt je nach Religionszugehörigkeit alle Menschen, nicht nur ihr Privatleben, sondern die ganze Gesellschaft. Obwohl es nach wie vor politische Spannungen gibt, kann man mit großer Hoffnung darauf vertrauen, dass sie aus ihrem Glauben eine neue und bessere Zukunft aufbauen werden. Afrika ist ein Kontinent der Hoffnung.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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