Patron des Internet?
Ein italienischer Teenager steht kurz vor der Seligsprechung. Sein Schicksal bewegt ganz Italien.
Es ist in diesen Tagen nicht einfach in Italien, mit einem anderen Thema als dem Coronavirus für Schlagzeilen zu sorgen. Ein toter Teenager hat es dennoch geschafft: Vor kurzem erkannte Papst Franziskus ein durch den italienischen Burschen Carlo Acutis bewirktes Wunder an. Damit kann er demnächst seliggesprochen werden. Die Anteilnahme im ganzen Land ist riesengroß. Denn die Geschichte von Acutis, der gerade einmal 15 Jahre alt wurde, ist ebenso beeindruckend wie herzzerreißend.
Carlo wurde 1991 geboren, wuchs in der Nähe von Mailand auf und fiel früh durch eine tiefe Religiosität auf. So besuchte er täglich die Messe, betete regelmäßig den Rosenkranz. Von seiner Erstkommunion an entwickelte er eine außergewöhnliche Liebe zur Eucharistie, die er seine „Autobahn in den Himmel“ nannte. Ihr häufiger Empfang helfe ihm dabei, „Jesus ähnlicher zu werden“.
Der tiefgläubige Katholik engagierte sich als Katechet in seiner Kirchengemeinde, wo er auch Obdachlose betreute. Außergewöhnlich war obendrein seine Begabung für Informatik: Als Zehnjähriger schrieb er Algorithmen und gestaltete Webseiten und Layouts für Online-Zeitungen. Als Elfjähriger begann er in versessener Detailarbeit, ein Online-Verzeichnis weltweiter eucharistischer Wunder zu erstellen. Eine daraus entwickelte Ausstellung umfasst 146 Schautafeln. Sie wurde nach seinem Tod in zahlreiche Sprachen übersetzt, in vielen Ländern gezeigt sowie als Buch veröffentlicht.
Als Carlo schließlich – viel zu jung – erfuhr, dass er unheilbar an Leukämie erkrankt war, widmete er sein restliches Leben und Leiden ganz dem Papst und der Kirche. Er starb am 12. Oktober 2006 und wurde seinem Wunsch entsprechend in Assisi beigesetzt, wo seine Familie ein Ferienhaus hatte.
Sieben Jahre nach Carlos Tod begann der Seligsprechungsprozess. 2018 erkannte ihm der Papst aufgrund des vorbildlichen Lebenswandels den heroischen Tugendgrad zu. Nun folgte die Anerkennung eines auf Fürsprache von Acutis bewirkten Wunders. Dieser soll, wie der Papst bestätigte, an der wundersamen Heilung eines brasilianischen Kindes beteiligt gewesen sein. Damit ist der Weg zur Seligsprechung frei, die noch heuer stattfinden soll.
In Assisi reagierte man mit großer Freude und Glockengeläut auf die positive Nachricht aus dem Vatikan. Erzbischof Domenico Sorrentino begab sich zum Mittagsgebet an Carlos Grab im Santuario della Spogliazione. Der Geistliche würdigte ihn als einen „Heiligen“, der schon in jungen Jahren die Heiligkeit angestrebt habe. Wegen seines Eifers erlangte das religiöse Computergenie als „Cyber-Apostel“ internationale Bekanntheit. Beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro, wo den Besuchern seine Lebensgeschichte präsentiert wurde, bezeichnete man ihn als möglichen „Patron des Internet“.
Die ungeheure Glaubenskraft des Teenagers, die er über das Internet teilte, inspirierte Menschen in aller Welt. „Er hat vielen Seelen geholfen, sich Gott zu nähern“, sagte Mutter Antonia Salzano kürzlich in einem Interview. Als ihr Sohn starb, habe sie davon geträumt, dass er eines Tages einen besonderen Platz in der Glaubenswelt der katholischen Kirche einnehmen werde. Dieser Traum geht jetzt in Erfüllung.
Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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