8. Dezember
Nicht infiziert

Immaculata. Statue in der Pauluskapelle von Graz-Mariatrost. | Foto: Neuhold

Wir feiern Maria als Erwählte und Begnadete.

Nicht nachgewiesen. So lautet die erfreuliche Nachricht, wenn einem die Covid-Teststation über das Handy attestiert, dass man nicht mit dem gefährlichen Virus angesteckt ist.

Mit einem Hochfest am 8. Dezember attestiert die Kirche der Mutter Jesu, nicht vom Bösen angesteckt zu sein, von der grundsätzlichen Neigung des Menschen, sich gegen Gott zu wenden oder an die Stelle Gottes zu setzen. Wenn Menschen meinen, dass es keinen Gott gibt, dann tun sie das weniger, weil wir wissenschaftlich ein solches Wesen nicht beweisen können, sondern weil sie dann nicht selber Gott sein können, meint der tschechische theologische Schriftsteller Tomáš Halík. Der Mensch neigt dazu, selber bestimmen zu wollen, was Gut und Böse ist. Dass der Mensch vergleichsweise mit einem ansteckenden Virus der „Sünde“ infiziert ist, hat die Theologie dann als „Erbschuld“ oder „Erbsünde“ bezeichnet.

Die erste Lesung in der Messe des 8. Dezember bringt deshalb die Erzählung vom Sündenfall zu Gehör. Adam und Eva, Symbolgestalten für die Menschen überhaupt, unterliegen der Versuchung, selber wie Gott sein zu wollen. Eine Versuchung, die sich gleich einer Pandemie über alle Zeiten ausgebreitet zu haben scheint.

Die vielen Marienfeste im Lauf des Jahres sind wie eine Galerie, in der uns Maria in vielen verschiedenen Bildern vorgestellt wird. Mit dem 8. Dezember ist das Bild der „Immaculata“ verbunden, der „Unbefleckten“, der nicht von möglicher Auflehnung gegen Gott Infizierten. „Tota pulchra es, Maria“ können wir an diesem Festtag singen (Gotteslob Nr. 962/2): Ganz schön bist du, Maria. Es ist ganz schön, dass es dich gibt. Maria ist eine ganz konkrete Frau, eine geschichtliche Person. Gleichzeitig stellt sie uns neu den Menschen vor, wie Gott ihn gedacht hat. Für sie gilt total, was wir oft von Kindern singen: Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu!

Im Evangelium grüßt der Engel Gabriel Maria als Begnadete. Als solche nimmt sie dann ihre Rolle an, die Gott ihr in seinem Plan für das Heil der Welt zugeteilt hat. Sie bringt Gott zur Welt. Durch sie geht Gottes Sehnsucht in Erfüllung, Mensch zu werden.

Die Lesung aus dem Neuen Testament spricht unsere eigene Erwählung als Christin oder Christ an. Die Taufe ist das Heilmittel, fast könnte man sagen die „Impfung“ gegen die Ansteckung mit dem Bösen, der Widerspenstigkeit gegen Gott. Sie wird mit Wasser als Zeichen der Reinigung gespendet. Zu ihren Symbolen gehört das weiße Kleid. Freilich, so wie es bei Corona Impfdurchbrüche gibt, bricht auch bei Getauften immer wieder eine Lebenseinstellung durch, die Gott negiert.

Wir brauchen das (Vor-)Bild von Maria, der Erwählten und der Begnadeten. Gott hat mit jeder und jedem von uns etwas vor. Das muss gar nichts Spektakuläres sein. Aber so wie Gott Maria seinen Sohn anvertraut hat, vertraut er auch uns andere Menschen an oder vertraut uns eine Aufgabe an.

„Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ lautet der sperrige offizielle Titel des Festes am 8. Dezember. Auch seine volkstümliche Kurzform „Mariä Empfängnis“ kann missverstanden werden. Maria war einfach ein Mensch, der sich ganz Gott anvertraut hat. Und das tut gut.

Herbert Messner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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