Mut über Brücken
In Murau hängen Mutworte auf Brücken. Pastoralreferent Martin Lienhart erzählt, warum:
Wir wissen es: Es gibt Haltungen, die leben helfen. Für manche ist deren Umsetzung ganz leicht – sie scheint angeboren. Andere müssen sie erst hart erarbeiten und fallen dabei öfter auf die Nase. Für Letztere gilt wohl: So oft du auch hinfällst, einmal mehr wieder aufzustehen ist entscheidend. Diese Haltungen gewinnen ihre Kraft aus verschiedenen Quellen. Und es ist wichtig, diese Haltungen zu üben und zu stärken, solange die Quellen zugänglich sind. Damit die Haltungen stabil vorhanden sind, wenn sie gebraucht werden.
In unserer momentanen Lebenszeit im Schleudergang ist eine dieser Haltungen besonders in den Blick zu nehmen: der Mut. Wir kennen ihn unter verschiedenen Namen: Gottvertrauen, Tapferkeit … Wir wissen um seine feinen Nuancen zwischen Feigheit (zu wenig) und Tollkühnheit (zu viel).
Für glaubende Menschen ist die Beziehung zu Gott eine stetig sprudelnde Quelle des Mutes. Wir vertrauen auf Gottes Liebe zu seiner Schöpfung, seine Zusage: Ich bin da. Wir wissen uns von ihm begleitet und geleitet. Wir leben in der Hoffnung, Gott wird alles zum Guten lenken. Freilich schleudert es uns hier bisweilen auch. Denn allzu oft sind Gottes Wege eben anders als unsere Wunschvorstellungen. Aus unserem alltäglichen Erleben wissen wir, dass Vertrauen seine Wurzel in der Beziehung hat, die gepflegt werden will. Es braucht aber auch den Sprung, die Entscheidung, den Mut. Denn leicht ist es nicht, sich dem anderen zu überlassen.
Ein großes Aha-Erlebnis im Oberen Murtal ist die Verwendung des Wortes „tapfer“. In gewissen Situationen schwingt hierzulande nämlich dabei so etwas wie Ausstrahlung mit. Haltung schafft Haltung! Es fragt sich also: Wie wird denn Tapferkeit, Mut sichtbar? In der Gelassenheit? Im aufrechten Gang, in der Aufrichtigkeit? In der Strahlkraft einer Entschiedenheit zum Aufbruch, um sich der Herausforderung zu stellen? In der Demut, sich helfen zu lassen?
Leicht ist es tatsächlich nicht, dies alles umzusetzen. Uns Christen ist hier allerdings eine große Erleichterung ins Leben mitgegeben: Wir sind schon erlöst. Über unserem Leben steht ein großes JA geschrieben. So dürfen wir wissen: Da ist Licht. Manchmal scheint es weit weg, außer Sichtweite. Aber es ist da. Aus diesem Wissen, diesem festen Vertrauen nährt sich unser Mut. Lebensmut als Gottvertrauen.
Um das den Menschen gerade in dieser besonderen Zeit in Erinnerung zu rufen, hat sich die Pfarre Murau entschlossen, Ermutigung in kurze Botschaften zu packen und an prominenter Stelle sichtbar zu machen. Wir hoffen, dass der Funke zündet, dass der Mut wächst, dass die Sehnsucht nach dem Licht antreibt, auf der Suche zu bleiben und aufzustehen.
Mutworte - Transparente-Aktion
Auf mehreren Brücken über der stark befahrenen Durchzugsstraße der Stadt Murau hängen seit 7. November Banner mit Ermutigungen. Etwa alle 14 Tage werden die Banner ausgetauscht. Derzeit steht auf den für Autofahrer und Fußgänger gut sichtbar angebrachten Bannern „Nur Mut“. Weiters zu lesen sein wird „Hab Vertrauen“, „Es wird gut“ und ab 24. Dezember dann „Christus ist geboren“.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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