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Mk 8,36 | Michaela Gsell
„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“
Mk 8,36
Über diese Frage sollten wir alle einmal nachdenken. Die Welt können wir im vielfachen Sinn gewinnen. Wenn wir etwa einen Berufswechsel machen, reisen oder vielleicht auch ein neues Haustier bekommen, fühlt es sich oft so an, als würde sich die Tür zu einer neuen Lebenswelt öffnen. Als Menschen haben wir aber auch wortwörtlich unseren Planeten gewonnen. Die Erde ernährt uns und ist unser Wohnraum. Über die Jahrhunderte haben wir gelernt, uns jeden noch so versteckten Teil irgendwie zu Nutze zu machen. Man könnte meinen, wir haben alles an der Welt gewonnen, was uns möglich ist. Doch es gibt Momente, da treten wir unseren Gewinn mit Füßen. Oder vielmehr fühlt es sich so an, als wäre unser Gewinn selbst unser größter Verlust. Wir lernten, einen Baum zu nutzen, und heute roden wir Wälder; wir lernten, eine Angel auszuwerfen, und stehen heute vor überfischten Meeren. Vielleicht büßen wir nicht direkt unser eigenes, aber das Leben auf der Erde ein.
Manchmal sind wir geblendet von unserem Reichtum. Wir sehen nur das Endprodukt, den Gewinn, doch gar nicht den Prozess dahinter. Ein Tier stirbt für unser Schnitzel, ohne dass dabei unsere eigenen Hände blutig werden. Ein Computer liegt auf unserem Schreibtisch, ohne dass wir selbst das Metall dafür abgebaut haben. In vielerlei Hinsicht haben wir schon die Perspektive verloren. Die Klimakatastrophe macht es deutlicher denn je. Wir müssen uns entscheiden: Wie viel wollen wir gewinnen? Wie viel wollen wir einbüßen?
Michaela Gsell,
derzeit Ferialpraktikantin im Prozessbereich Kommunikation der Diözese Graz-Seckau
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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