Weltsynode
Mit deutlicher Mehrheit
Die erste Versammlung der Weltbischofssynode zur Synodalität ist zu Ende. Was im Abschlusspapier der Synode vorkommt und wie die Abstimmungen verlaufen sind:
Vier Wochen lang haben 364 Synodenteilnehmer aus aller Welt, unterstützt durch Experten und Berater, im Vatikan über das Thema Synodalität gesprochen. Ergebnis ist ein 40-seitiger übersichtlicher Text, der in den kommenden Monaten in den Ortskirchen vertieft werden soll. Im Oktober 2024 treten die Synodenteilnehmer zur nächsten Synodenetappe in Rom wieder zusammen.
In seiner kurzen Ansprache vor den Journalisten im Pressesaal unterstrich Kardinal Mario Grech, der Sekretär der Synode, erneut, dass der Protagonist der Versammlung „der Heilige Geist“ sei. Diese immer wieder geäußerte Überzeugung des Papstes sei kein Schlagwort, sondern „das Grundprinzip jeder synodalen Aktion“. Andernfalls werde alles zu „Formeln“, die zwar schön sein mögen, doch letztlich leer und steril seien. Kardinal Jean-Claude Hollerich würdigte die Klarheit des (bis Redaktionsschluss noch nicht auf Deutsch verfügbaren) Synodentextes, in dem eine breite Palette von Themen über 20 Absätze übersichtlich gegliedert worden seien.
Gegen Rassismus und für Vielfalt
Ausdrücklich befürwortet die Synode das Bemühen um eine veränderte Sexualmoral sowie um eine verständliche und geschlechtergerechte Sprache bei Gottesdiensten. Auch die Überwindung von Rassismus in der Kirche, ein Bruch mit dem Kolonialismus früherer Jahrhunderte und der Abbau von Klerikalismus und Machismo sind der Synode ein Anliegen. Außerdem bekennt sich die Versammlung nachdrücklich zur kulturellen Vielfalt innerhalb der Kirche. Die Verfolgung des sexuellen Missbrauchs von Klerikern soll dem Votum zufolge künftig nicht mehr allein in der Hand von Bischöfen liegen.
Um neue Formen der Entscheidungsfindung in der bislang hierarchisch von oben nach unten organisierten Kirche zu ermöglichen, votierte die Synode für eine grundlegende Änderung des Kirchenrechts. Eine Kommission von Theologen und Kirchenjuristen soll dazu bis zur nächsten Phase der Weltsynode im Oktober 2024 die notwendigen Klärungen herbeiführen.
Bei der Pressekonferenz wurde auch hervorgehoben, dass alle Paragraphen des Dokumentes, über die jeweils einzeln abgestimmt wurde, mit deutlicher Mehrheit angenommen wurden. Der Punkt, in dem es um die Überlegungen zur Öffnung des Diakonenamtes für Frauen ging, habe relativ viele Nein-Stimmen erhalten, beobachtete ein Teilnehmer der Pressekonferenz. 277 Ja-Stimmen standen hier 69 Nein-Stimmen gegenüber.
Doch er sei „nicht besorgt über dieses Ergebnis“, betonte Kardinal Hollerich. Schließlich sei klar gewesen, dass einige Punkte auch künftig noch größeren Klärungsbedarf hätten. Allerdings sei er angenehm überrascht darüber, dass letztlich doch so viele dafür gestimmt hätten. In dem fraglichen Absatz wurden die verschiedenen Positionen, die bei den Beratungen aufgekommen waren, benannt.
Quelle: Kathpress, Vatican News
Wir sind auf einem Weg
Erfahrungsberichte von den ÖsterreicherInnen bei der Synode.
Drei ÖsterreicherInnen waren live bei der Synodenversammlung in Rom dabei und berichten von ihren Erfahrungen:
„Ich werde versuchen, etwas von dieser Dynamik und dieser Stimmung, die hier geherrscht hat, weiterzugeben“, sagte Erzbischof Franz Lackner im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Synode war aus seiner Sicht „ein großes geistliches Bemühen, das Ganze der Kirche sichtbar zu werden zu lassen“ und nicht viele Einzelheiten. Er habe selbst aus der österreichischen Ortskirche konkrete Anliegen mitgebracht, so Lackner.
Mit Blick auf den Synodenbericht sagte er: „Sicherlich werden die, die da nicht diese Erfahrung mitmachen können, vielleicht ein bisschen enttäuscht sein. Aber ich glaube, der Bericht hat zwar nicht fertige Antworten, aber er hat Ansatzpunkte – und es geht ja noch weiter.“ Lackner zeigte sich überzeugt, „dass das Volk Gottes auch in Österreich versteht, dass wir unterwegs sind. Wir sind auf einem Weg. Und wir sind nicht allein unterwegs.“
Vom Ich zum Wir
In den Beratungen um die Zukunft der katholischen Kirche „vom Ich zum Wir zu kommen“, ist aus Sicht der Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar die große Herausforderung im aktuellen Prozess der Weltsynode. Während für die einen wichtig sei, die Lehre bloß nicht zu ändern, wollten andere auf die Zeichen der Zeit schauen. Zur Kirchenerneuerung brauche man aber beide Teile, den „kairologischen“ und den „kriteriologischen“, so Csiszar. „Die große Herausforderung wird sein, wie diese zwei Zugänge aufeinander zugehen, um eine gute Zukunft für die Kirche zu bekommen.“
Offen, frei und ohne Angst
Auch Kardinal Christoph Schönborn zog eine positive Bilanz nach der Synodenversammlung im Vatikan. Er nehme aber von der Synode nicht zuerst ein Papier, sondern vor allem die Erfahrung eines Miteinanders mit nach Hause, wie er es „schon lange in der Kirche nicht erlebt habe“, betonte Schönborn im Gespräch mit Medienvertretern in Rom. Und diese Erfahrung von einer synodalen Kirche wolle er weitergeben.
Erneut würdigte Schönborn die Gesprächsmethode der Synode, die mit dem starken Akzent auf das Zuhören und Auf-das-Gehörte-Eingehen eine „unglaubliche Wirkung entfaltet“ habe. „Die Tatsache, dass man offen und frei und ohne Angst voreinander alle diese Themen auf den Tisch gelegt hat. Das habe ich in dieser Form noch nicht erlebt“, sagte er.
Quelle: Vatican News
IM ORIGINALTON
Auszug aus dem Brief der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode an das Volk Gottes.
Erkennen, was der Hl. Geist der Kirche heute sagen will
Liebe Schwestern, liebe Brüder, am Ende der ersten Sitzung der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode möchten wir mit Ihnen allen Gott für die gute und reiche Erfahrung danken, die wir gerade gemacht haben. Wir wurden von Ihren Gebeten getragen, haben Ihre Erwartungen, Ihre Fragen und auch Ihre Ängste mit uns getragen.
Zwei Jahre sind bereits vergangen, seit auf Bitten von Papst Franziskus ein langer Prozess des Zuhörens und der Unterscheidung begann, der für das ganze Volk Gottes offen war und niemanden ausschloss, um unter der Führung des Heiligen Geistes als missionarische Jünger in der Nachfolge Jesu Christi „gemeinsam zu gehen“.
Die Versammlung, die uns am 30. September in Rom zusammenführte, war eine wichtige Etappe in diesem Prozess. In vielerlei Hinsicht war es eine noch nie dagewesene Erfahrung. Zum ersten Mal waren Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen, an einem Tisch zu sitzen und nicht nur an den Diskussionen, sondern auch an den Abstimmungen dieser Bischofssynode teilzunehmen.
Mit der Methode des Gesprächs im Geist teilten wir demütig den Reichtum und die Armut unserer Gemeinschaften auf allen Kontinenten und versuchten zu erkennen, was der Heilige Geist der Kirche heute sagen will.
Und jetzt? Wir hoffen, dass die Monate bis zur zweiten Session im Oktober 2024 es allen ermöglichen werden, konkret an der Dynamik der missionarischen Gemeinschaft teilzuhaben, auf die das Wort „Synode“ hinweist. Dies ist keine Ideologie, sondern eine in der apostolischen Tradition verwurzelte Erfahrung.
Die Herausforderungen sind vielfältig und die Fragen zahlreich: Der zusammenfassende Bericht der ersten Session wird die erzielten Übereinstimmungen verdeutlichen, die offenen Fragen hervorheben und aufzeigen, wie die Arbeit fortgesetzt werden kann.
Den ganzen Brief können Sie hier nachlesen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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