Glaube
Kirchort Schule
Kirchort Schule
ReligionslehrerInnen sind nicht bloß Lehrkräfte, die zufällig auch Religion unterrichten …
Sie sind darüber hinaus auch SeelsorgerInnen, Projekt-, Theater-, KrisenmanagerInnen, BeraterInnen in allen möglichen Lebenslagen, GottesdienstgestalterInnen und -leiterInnen und – nicht zu vergessen – ein Gesicht der Kirche bei Kindern und Jugendlichen im Lern- und Lebensraum Schule.
Will die Kirche also für Kinder und Jugendliche wirken, dann muss sie an den Schulen auch außerhalb des Religionsunterrichts präsent sein, und durch die vielen ReligionslehrerInnen ist sie es auch. Wirklich bewusst ist uns diese Tatsache oft nicht. Ein großer Teil der Arbeit aller LehrerInnen geschieht im Verborgenen, unbeachtet von der Öffentlichkeit und abseits der Pfarren.
Mehr als 3000 Gottesdienste pro Jahr
Mit einer empirischen Untersuchung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Graz unter dem Titel „Pastorales Handeln im Kontext Schule“ ist es gelungen, diese oft nicht sichtbare Arbeit zu einem guten Teil quantitativ zu erfassen. Das Forschungsteam bestand aus Friedrich Rinnhofer (Vizerektor an der KPH Graz), Barbara Spath, Alexander Resch und Ivan Rajicˇ. ReligionslehrerInnen aus nahezu allen über 800 Schulen der Steiermark füllten einen Fragebogen zu den am Schulstandort durchgeführten pastoralen Aktivitäten jenseits des Religionsunterrichts aus. Die Ergebnisse sprechen für sich und können im Österreichischen Religionspädagogischen Forum (ÖRF), Jahrgang 27 (2019), im Detail nachgeschlagen werden. Hier können nur wenige Aspekte genannt werden.
An allen Schulen werden Eröffnungs- und Abschlussgottesdienste, manchmal auch in ökumenischer Form, gefeiert, wodurch ReligionslehrerInnen in Zusammenarbeit mit anderen KollegInnen einen feierlichen Rahmen für den Übergang von einem Schuljahr in das andere ermöglichen. In Summe organisieren ReligionslehrerInnen weit über 3000 Gottesdienste und liturgische Feiern pro Jahr (Gottesdienste zu den Hochfesten und anlassbezogene Gottesdienste mitgezählt). Die Vorbereitungen zur Erstbeichte oder zur Erstkommunion an Volksschulen – die einen weit größeren Aufwand bedeuten – seien hier gesondert erwähnt.
Mindestens ein oder zwei karitative Projekte werden an jeder der über 800 Schulen pro Schuljahr von ReligionslehrerInnen gemeinsam mit SchülerInnen durchgeführt. Der Planungsaufwand hierfür ist mitunter sehr zeitintensiv. Weitere Aktivitäten sind Einkehr- und Besinnungstage, Exkursionen und Lehrausgänge, Beiträge zu Kunst und Kultur oder dem sozialen Lernen an Schulen, Mitwirkung oder Hauptverantwortung im Kriseninterventionsteam und vieles mehr.
Was bringt aber eine solche Untersuchung? Sie zeigt, was ReligionslehrerInnen bereits leisten, und eröffnet Perspektiven dafür, wo sie der Unterstützung, Anerkennung und Be-gleitung von Seiten der kirchlichen Gemeinschaft bedürfen. Geschieht das in Zukunft öfter und gezielt, könnte eine offizielle Schulseelsorge in der Steiermark entstehen – immerhin sind ReligionslehrerInnen Kirche vor Ort bei Kindern und Jugendlichen am ganz besonderen „Kirchort“ Schule. Ivan RajiCˇ
Siehe: Rinnhofer, Friedrich/Spath, Barbara/Resch, Alexander/Rajicˇ, Ivan: Pastorales Handeln im Kontext Schule, in: http://oerf-journal.eu/index.php/oerf/article/download/134/173/.
Lebensraum Schule
Schulpastoral und Schulseelsorge – eine Begriffsklärung.
Oftmals werden die beiden Be-griffe Schulpastoral und Schulseelsorge synonym verwendet. Der Unterschied ist leicht erklärt: Wie in der Pfarre bezeichnen wir auch in der Schule jene Tätigkeiten als pastoral, die zur Gestaltung des alltäglichen Lebens beitragen.
Das kann das Dekorieren schulischer Räumlichkeiten zu einem bestimmten Anlass oder Feiertag wie auch das Organisieren einer SchülerInnenwallfahrt sein.
Schulseelsorge hingegen ist ein Teilaspekt des pastoralen Engagements und zeigt sich in der Schule dort, wo SchülerInnen, Eltern, aber auch LehrerInnen ins Gespräch kommen und ihre Freude, aber auch ihren Kummer und ihr Leid mitteilen können und möglicherweise Rat und Trost erfahren. Für die meisten solchen Gespräche braucht es keine spezielle Ausbildung, doch immer wieder kommt man dabei an einen Punkt, an dem Professionalität gefragt ist und gelernte und geübte Gesprächsführung und Beratung von Vorteil und sinnvoll sind. Ein seelsorgliches Gespräch zu führen, lernen LehrerInnen auf verschiedene Weisen. Es ist aber noch nicht Teil des Weiterbildungsangebotes für LehrerInnen, was sicher hilfreich wäre.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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