Vatikan, Kreuzweg
„Jesus, denk an mich!

Erfahrungen mit Schuld und Leiden, gerechter und ungerechter Verurteilung, Zeugnisse Betroffener und Helfender prägten den aus dem Gefängnis in Padua textlich gestalteten Kreuzweg mit Papst Franziskus auf dem fast leeren, aber stimmungsvollen Petersplatz in Rom. | Foto: Fotos: KNA
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  • Erfahrungen mit Schuld und Leiden, gerechter und ungerechter Verurteilung, Zeugnisse Betroffener und Helfender prägten den aus dem Gefängnis in Padua textlich gestalteten Kreuzweg mit Papst Franziskus auf dem fast leeren, aber stimmungsvollen Petersplatz in Rom.
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Den Kreuzweg mit Papst Franziskus gestalteten heuer Häftlinge, ihre Begleitpersonen und von Straftaten Betroffene. Berührende Erfahrungen und Texte.

Aus dem Gefängnis von Padua kamen heuer die Betrachtungen zu den vierzehn Kreuzwegstationen am Karfreitag. Statt im Kolosseum fand der Kreuzweg unter dem Vorsitz von Papst Franziskus heuer auf dem Petersplatz statt. Hier Beispiele von den berührenden Zeugnissen dieses Abends.

Petersplatz statt Kolosseum
Je fünf Personen aus der Justizvollzugsanstalt und dem Vatikanischen Gesundheitsamt geleiteten ein schlichtes Holzkreuz durch die 14 Stationen des Kreuzwegs. Fackelschalen markierten den Prozessionsweg.


Ein zu lebenslanger Haft Verurteilter.
Mein Kreuzweg begann, als ich noch ein Kind war: Wenn ich darüber nachdenke, sehe ich mich zusammengekauert in dem Kleinbus, der mich zur Schule brachte, wegen meines Stotterns zu einem Außenseiter gemacht, ohne jegliche Beziehung. Schon als Kind begann ich zu arbeiten, ein Studium blieb mir verwehrt: Meine Naivität wurde von meiner Unwissenheit noch übertroffen. Das Mobbing raubte dem in den siebziger Jahren in Kala-brien geborenen Kind die lichten Augenblicke seiner Kindheit.
Nach neunundzwanzig Jahren Gefängnis habe ich noch nicht die Fähigkeit verloren, zu weinen, mich des Bösen, das ich getan habe, zu schämen. Es klingt seltsam, aber das Gefängnis war meine Rettung. Ich spüre in meinem Herzen, dass Jesus, der unschuldig war, aber doch verurteilt wurde, zu mir ins Gefängnis gekommen ist, um mich auf den Weg des Lebens zu führen.Zur 1. Station

Eltern, deren Tochter ermordet wurde. In jenem schrecklichen Sommer endete unser Leben als Eltern zusammen mit dem unserer beiden Töchter. Eine wurde mit ihrer besten Freundin durch die blinde Gewalt eines kaltblütigen Menschen getötet; die andere, die wie durch ein Wunder überlebte, wurde für immer ihres Lächelns beraubt. Unser Leben war ein aufopferungsvolles, auf Arbeit und Familie gegründetes Leben. Wir fragen uns oft: „Warum ist gerade über uns dieses Unheil hereingebrochen?“ Wir finden keinen Frieden. Die Zeit hat das Gewicht des Kreuzes auf unseren Schultern nicht leichter gemacht. Wir sind ältere Menschen, wir werden immer hilfloser, und wir leiden unter dem schlimmsten Schmerz, den es geben kann, nämlich das eigene Kind zu Grabe tragen zu müssen.
Es ist schwer zu sagen, aber in dem Moment, in dem die Verzweiflung die Oberhand zu gewinnen scheint, kommt uns der Herr auf unterschiedliche Weise entgegen und schenkt uns die Gnade, dass wir uns als Ehepaar lieben und einander beistehen dürfen, auch wenn es manchmal schwierig ist. Er lädt uns ein, die Tür unseres Hauses für die Schwachen und Verzweifelten offen zu halten. Die Nächstenliebe zu unserem Gebot gemacht zu haben ist für uns eine Form der Erlösung: Wir wollen uns nicht dem Bösen hingeben. Zur 2. Station

Die Mutter eines Häftlings.
Nicht einen Augenblick hatte ich die Versuchung, meinen Sohn aufgrund seiner Verurteilung im Stich zu lassen. Am Tag seiner Verhaftung änderte sich unser ganzes Leben. Die ganze Familie ging mit ihm ins Gefängnis. Auch heute hat sich die verurteilende Menge nicht beruhigt, es ist wie eine scharfe Klinge: Die auf uns alle gerichteten Finger machen das Leid, das wir eh schon in unseren Herzen tragen, noch größer. Ich spüre die Nähe der Gottesmutter. Sie hilft mir, nicht von der Verzweiflung erdrückt zu werden und die Bosheit zu ertragen. Ich bitte um die Gnade, die nur eine Mutter empfinden kann, damit mein Sohn wieder ins Leben zurückkehren kann, nachdem er seine Zeit abgesessen hat. Zur 4. Station

Erfahrungen mit Schuld und Leiden, gerechter und ungerechter Verurteilung, Zeugnisse Betroffener und Helfender prägten den aus dem Gefängnis in Padua textlich gestalteten Kreuzweg mit Papst Franziskus auf dem fast leeren, aber stimmungsvollen Petersplatz in Rom. | Foto: Fotos: KNA
Bei der 14. Station übernahm Papst Franziskus selbst das Kreuz, das zuvor verschiedene Personen über den Petersplatz trugen. | Foto: Fotos: KNA
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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