Heiliger „Vater Engel“

Eine stattliche Delegation aus der Steiermark feierte die Heiligsprechung am „Sonntag der Weltmission“ auf dem Petersplatz in Rom mit. Neben Bischof Wilhelm Krautwaschl war auch die Verwandtschaft des neuen Heiligen Engelbert Kolland aus dem Murtal angereist. | Foto: privat
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  • Eine stattliche Delegation aus der Steiermark feierte die Heiligsprechung am „Sonntag der Weltmission“ auf dem Petersplatz in Rom mit. Neben Bischof Wilhelm Krautwaschl war auch die Verwandtschaft des neuen Heiligen Engelbert Kolland aus dem Murtal angereist.
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Engelbert Kolland wurde in Rom heiliggesprochen. Der Tiroler Franziskanermissionar hat auch steirische Wurzeln.

Österreich hat einen neuen Heiligen. Papst Franziskus hat den Tiroler Engelbert Kolland (1827–1860) am „Sonntag der Weltmission“ in einem Festgottesdienst auf dem Petersplatz in Rom heiliggesprochen, gemeinsam mit elf weiteren Männern und zwei Frauen. Der Franziskanerpater aus dem Zillertal war Missionar in Damaskus, wo er in einem an Christen verübten Massaker getötet wurde. Eine über 300-köpfige Delegation aus Österreich nahm an der Heiligsprechungsfeier teil, darunter Erzbischof Franz Lackner sowie die Bischöfe Hermann Glettler, Wilhelm Krautwaschl und Hansjörg Hofer.

Engelbert Kolland, dessen Taufname Michael war, stammte aus Ramsau im Zillertal. Sein Geburtshaus, das „Lochhäusl“, steht noch heute, seine Taufkirche ist jene von Zell am Ziller. Die Familie war ursprünglich protestantisch. Engelberts Vater Kajetan, ein Holzknecht, war Sprecher der im Untergrund lebenden Lutheraner und wurde Opfer der Vertreibungen im Zillertal im Jahr 1837. Daraufhin übersiedelte die Familie in die „Toleranzgemeinde“ Rachau in der Steiermark. Kolland ging in Salzburg zur Schule, trat dort den Franziskanern bei, lernte in Hall Fremdsprachen und wurde in Trient zum Priester geweiht.

Das „Lochhäusl“ in Ramsau im Zillertal ist 
P. Kollands Geburtshaus. | Foto: Pfarre Zell am Ziller
  • Das „Lochhäusl“ in Ramsau im Zillertal ist
    P. Kollands Geburtshaus.
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Kolland studierte mehrere Jahre in Bozen, bevor er 1855 als Missionar ins Heilige Land entsandt wurde. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche kam er ins Paulus-Kloster in Damaskus, wo er als Seelsorger überaus geschätzt wurde. Sein Sprachtalent, aber auch unermüdliche Hilfsbereitschaft kennzeichneten ihn und brachten ihm Anerkennung unter der einheimischen Bevölkerung sowie den Beinamen „Abuna Malak“ (Vater Engel) ein. Er erteilte Religionsunterricht, unterrichtete in der Klosterschule Sprachen, trat als Streitschlichter auf und galt als Helfer der Armen, Kranken und Sterbenden.
Während der Drusenaufstände 1860 kam es dort zu Ausschreitungen, bei denen etwa 8.000 Christen ermordet wurden. Als in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli das Kloster angegriffen wurde, gelang es Kolland zunächst, über das Dach zu fliehen, doch am Morgen wurde er gestellt. Dreimal wurde er gefragt, ob er bereit sei, Christus abzuschwören. Für jede Absage erhielt er einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Der Angreifer soll Engelbert gekannt haben.

Der Franziskanerpater Engelbert Kolland bezeugte in Jerusalem und Damaskus unerschrocken und hilfsbereit den christlichen Glauben und die Liebe Gottes. | Foto: Archiv
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Die Verehrung Engelbert Kollands, der mit seinen Gefährten bereits 1926 seliggesprochen worden war und bei einem Seitenaltar der Pauluskirche in Damaskus begraben ist, hat in seiner Heimat bereits Tradition. Zum 150. Todestag im Jahr 2010 wurde eine Engelbert-Kolland-Gemeinschaft gegründet und die „Granatkapelle zum seligen Engelbert Kolland“ auf 2.087 Metern Höhe errichtet. Der nunmehrige Heilige ist zweiter Patron der Franziskanerprovinz Austria und Südtirol und gilt als Fürsprecher bei Nerven-, Hals-, Ohren- und Augenleiden, aber auch bei Prüfungen und Gerichtsverhandlungen. Auch eine Sonderbriefmarke erschien anlässlich der Heiligsprechung Engelbert Kollands.

Quelle: Kathpress

Hans Kaltenegger am Grab der Eltern und Geschwister von Engelbert Kolland in der Rachau. | Foto: Glück
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Der Stolz der Familie

Die Eltern von Engelbert Kolland lebten in der Rachau bei Knittelfeld. Bis heute ist der Name Kolland in der Region im Murtal weit verbreitet. Und die Verwandten sind sehr stolz auf den nun Heiligen unter ihren Vorfahren. Familien, deren Stammbaum auf Kolland zurückgeht, gibt es in Seckau, in der Gaal, in Zeltweg, St. Lorenzen und Apfelberg, aber auch in Thal bei Graz oder in Unterzeiring.
Hans Kaltenegger, ein ehemaliger Unternehmer aus Apfelberg bei Knittelfeld, beschäftigt sich schon lange mit seinem Verwandten Michael Kolland, der bei seinem Ordenseintritt den Namen Engelbert erhielt. Kalteneggers Urgroßmutter war eine geborene Kolland, seine Oma war 1926 bei der Seligsprechung von Engelbert Kolland in Rom dabei. Die Familie Kaltenegger hat in einer Kapelle in Farrach bei Zeltweg schon vor Jahren ein Bildnis des Seligen malen lassen.
Besonders beeindruckt ist Hans Kaltenegger davon, wie sein Verwandter sich unter schwierigen Umständen im Leben durchgekämpft hat, dass er in Salzburg die Schule abschließen und seiner Berufung zum Priesteramt folgen konnte, oder wie viele Sprachen er erlernt hat. Kaltenegger erinnert sich: Wenn eines von uns Kindern eine schwere Prüfung hatte, wurde die älteste Schwester gebeten, beim seligen Engelbert ein gutes Wort einzulegen und ihn um Beistand zu bitten. Und natürlich ließen es sich viele aus der Verwandtschaft nicht nehmen, zur Heiligsprechung nach Rom zu reisen.

Festmesse
Die Pfarre Rachau wird „ihren“ heiligen Engelbert mit einer Festmesse am Sonntag, dem 3. November, um 10 Uhr in der Pfarrkirche mit Bischof Wilhelm Krautwaschl feiern.

Mutig den Kopf hingehalten

Bischof Glettler würdigt Kollands Gewaltfreiheit.

Der nun heiliggesprochene Tiroler Engelbert Kolland hat der Gegenwart viel zu sagen: Seine geduldige, um Verständigung und Versöhnung ringende Haltung und sein Lebensstil seien „prophetisch für unsere Zeit zunehmender Aggressivität – im Großen und im Kleinen“, sagte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bei einem von Erzbischof Franz Lackner geleiteten Dankgottesdienst in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore, an dem die aus Tirol angereiste Abordnung teilnahm. Kolland sei „eine Lichtfigur für eine unerschrockene Glaubenstreue und gelebte Gewaltfreiheit“.

Die gängigen Bilder des 33-jährig verstorbenen neuen Heiligen bezeichnete Glettler in seiner Predigt als „irreführend“: Die Kolland beigefügten Attribute Kreuz und Schwert oder Axt hätten nichts mit Gewalttätigkeit zu tun, vielmehr sei bei ihm das genaue Gegenteil der Fall: Engelbert sei als mutiger Missionar und Seelsorger zu der arabisch sprechenden Minderheit der Christen in Damaskus gekommen und im Zuge der damaligen Aufstände im Libanon und Syrien durch brutale Hiebe hingerichtet worden. „Er hat für seinen Glauben den Kopf hingehalten“, so Glettler.

Der von Kolland praktizierte „konsequente Verzicht auf Gewalt“ beginne „mit einer inneren Entscheidung, der Dynamik des Bösen zu widersagen“ und „nicht mehr Kinder des Zorns zu sein“, betonte der Bischof, der zu einer bewussten „Entscheidung zu Sanftmut und Geduld“ aufrief: „In der vorherrschend negativen Logik des Aufrechnens von Versagen und der alltäglichen Dauerberieselung mit den vielen Empörungen braucht es diese echte Alternative. Die neue Härte darf nicht maßgeblich sein – weder gegenüber den sozial Schwachen und Zugewanderten in unserem Land, noch im gesellschaftlichen und politischen Diskurs allgemein.“
Kolland und seine mit ihm heiliggesprochenen Märtyrer-Gefährten aus Damaskus seien „Mutmacher“ durch ihr Zeugnis. Sie seien Modelle und Leitfiguren, „Mahner und Motivator zur Sanftmut, zur geduldigen Verständigung und der Mühe um Versöhnung anstelle von Hass“.

Kathpress

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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