Seligsprechung
Er strahlte Gottes Güte aus
Papst Johannes Paul I., 1978 nach nur 33 Tagen im Amt gestorben, wurde am 4. September auf dem Petersplatz in Rom von Papst Franziskus seliggesprochen.
Für ein buntes Bild auf dem Petersplatz sorgen an diesem Sonntag zunächst die Regenschirme. Es wäre zu wenig, bloß Schönwetterchristen zu sein, wird Papst Franziskus später in der Predigt sagen. Den Mitfeiernden ist trotz des vorerst schlechten Wetters die Freude anzusehen. Und das Lächeln des Seliggesprochenen auf dem zu Beginn enthüllten Transparent steckt auch heute an, so wie während der 33 Tage von Ende August bis Ende September 1978, als Papst Johannes Paul I. noch persönlich auf diesem Platz die Herzen vieler durch seine schlichte Herzlichkeit gewann. Der Luciani-Papst überzeugte mit einem fröhlichen Glauben.
Leben. Am Beginn der Feier wird Papst Franziskus um die Seligsprechung gebeten und das Leben des neuen Seligen zusammengefasst. In einfachen Verhältnissen wurde Albino Luciani 1912 in Norditalien geboren. 1935 wurde der Sohn eines sozialistischen Saisonarbeiters zum Priester geweiht. Nach Diensten als Kaplan und am Priesterseminar wurde er, der am liebsten Bergpfarrer geworden wäre, 1958 von Johannes XXIII. zum Bischof von Vittorio Veneto und 1970 von Paul VI. zum Patriarchen von Venedig ernannt. Den beiden Konzilspäpsten widmete er nach seiner Wahl den ersten Doppelnamen eines Papstes.
Schrift. Reliquien werden feierlich zum Altarraum getragen. Bei Johannes Paul I. sind es nicht körperliche Reliquien oder Kleidungsstücke, sondern ein Schriftstück. Ein Konzept für Katechesen über Glaube, Hoffnung und Liebe steckt in einer Kreuzesform, von Lichtern gesäumt. Die Ermunterung zu Glaube, Hoffnung und Liebe hat uns der „lächelnde“ Papst hinterlassen, dessen schwächliche Gesundheit zu seinem frühen Tod führte, nicht irgendwelche Verschwörungen.
Kein Populismus. Papst Franziskus legt in seiner Predigt das Evangelium des Sonntags aus. Es spricht davon, dass viele Menschen Jesus nachfolgten. Aber Jesus nutzt das nicht für sich aus. Er warnt vielmehr vor einer leichtfertigen Begeisterung und bloßen Euphorie. Er möchte, dass die Menschen die Gründe für ihre Nachfolge und die Konsequenzen sorgfältig prüfen.
In diesem Zusammenhang warnt der Papst vor heutigen Populisten, die „mit Geschick und List“ gerade Krisenzeiten ausnutzen, „indem sie Ängste der Gesellschaft missbrauchen und versprechen, sie seien die Heilsbringer“.
Im Stil Jesu. Das alles sei nicht der Stil Jesu und dürfe daher auch nicht der Stil seiner Kirche sein. Hier nun habe sich Johannes Paul I. als ein „sanftmütiger und demütiger Hirte nach dem Vorbild Jesu“ erwiesen. Mit seinem Lächeln sei es ihm gelungen, „die Güte des Herrn zu vermitteln“. So wurde der nun Seliggesprochene zum Vorbild für seine Kirche. Für eine Kirche, „die ihre Türen nie verschließt, die die Herzen nicht verbittert, die nicht jammert und keinen Groll hegt, die nicht zornig und unduldsam ist, die sich nicht mürrisch zeigt, die nicht an Nostalgie nach der Vergangenheit leidet“.
Am Vorabend der Seligsprechung hatte Kardinalvikar Angelo De Donatis in der Lateranbasilika Johannes Paul I. gewürdigt. Seine Demut sei nicht Geringschätzung gewesen, sondern Akzeptanz der „eigenen Kleinheit“, ein Vertrauen „ganz auf Gott und nicht auf die eigene Kraft“. – Gedenktag des neuen Seligen ist der 26. August, der Tag seiner Papstwahl.
Seligsprechung
Das Verfahren zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul I. wurde 2003 eröffnet. Im Oktober 2021 bestätigte Papst Franziskus die Heilung eines sterbenskranken Mädchens nach Gebet zu Johannes Paul I. als „Wunder“.
Herbert Messner / Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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