Ökumene
Einheit schafft Zukunft
Über die Zukunft des Christentums in der Steiermark ging es beim Ökumenischen Wochenende. Bischof Krautwaschl predigte bei orthodoxer Liturgie.
Der Frage „(No) Future – wie siehst Du die Zukunft des Christentums in der Steiermark?“ stellte sich am 28. Jänner ein ökumenischer Diskussionsnachmittag der Evangelischen Jugend Steiermark, der Evangelisch-methodistischen Jugend, der Koptisch-orthodoxen Jugend und der Katholischen Jugend Steiermark.
Der Blick auf die Zukunft ist getrübt. „Immer mehr Menschen sagen, sie brauchen keinen Gott für ein sinnvolles Leben“, so der Grazer Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz als Sprecher des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Den Befund teilte Frank Moritz-Jauk, Lokalpastor der Evangelisch-methodistischen Kirche Graz: „Die Frage nach Gott stellt sich nicht mehr, auch nicht jene nach dem Zweck des Lebens.“ Die Menschen hätten zu viel Geld und seien zu gut abgesichert. Dennoch seien auch existenzielle Fragen präsent. „Das Böse, das derzeit so sichtbar ist, sehen alle, auch jene, die nicht gläubig sind“, sagte Mario Messiha, Diakon und Sonntagsschullehrer der koptisch-orthodoxen Kirche.
Wie kann man kirchenferne Menschen erreichen und vermitteln, dass man mit Gott besser lebt als ohne? Der langjährige evangelische Superintendent Hermann Miklas meinte: Durch eine verständliche Sprache. Pastor Moritz-Jauk setzt auf Vorbildwirkung: „Wir müssen christlich, sozial, menschenfreundlich handeln und dürfen die eigene Spiritualität nicht verstecken.“ Hoffnung setzten alle in die Ökumene, die, so Miklas, in der Steiermark weiter sei als anderswo.
Workshops. Nach der Podiumsdiskussion ging es in Workshops weiter. Im erlebnis- und erfahrungsorientierten Workshop von Sabine Petritsch „Die Kraft der Spiritualität für die Ökumene“ berichteten die Teilnehmenden von ihren eigenen spirituellen Erfahrungen und Begegnungen. Bei Mila Colina wurden Ergebnisse aus einer interreligiösen Fachtagung „Jugend ohne Gott“ präsentiert und darüber gesprochen, wie Jugendliche in ihrer eigenen Spiritualität gesehen, wahr- und ernst genommen werden können. Nach einem Input von Lisa Weichsler vom Afro-Asiatischen Institut im dritten Workshop „Austausch mit Glaubensgemeinschaften“ konnten die dort Teilnehmenden in einem offenen Gespräch mit Dominik Knes ihre persönlichen Meinungen einbringen.
Orthodoxe Liturgie. Höhepunkt der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ war eine „göttliche Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos“ am 29. Jänner in der Grazer Stadtpfarrkirche, geleitet vom griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios Kardamakis. „Es ist schön, hier gemeinsam zu beten. Vielleicht ist bald die Zeit gekommen, dass wir auch gemeinsam zelebrieren und am Altar stehen. Wer das nicht will, ist gegen den Willen Gottes, weil dieser möchte, dass wir alle eins sind“, so der Metropolit von Austria.
Die Predigt bei diesem orthodoxen Gottesdienst hielt der römisch-katholische Bischof Wilhelm Krautwaschl. Auch er gab der Hoffnung auf eine vollere kirchliche Gemeinschaft Ausdruck. Zum ökumenischen Dialog als Dialog der Liebe, Dialog des Lebens und Dialog der Wahrheit und Lehre gebe es keine Alternative. Als Warnung für die Zukunft zitierte er Kurienkardinal Kurt Koch: „Wenn die Kirchen der Menschheit das Bild einer zankenden Christenheit zumuten, sind sie abgeschrieben.“
Freude und Schmerz
„Ich freue mich, dieser göttlichen Liturgie beiwohnen und das Wort ergreifen zu dürfen. Zugleich schmerzt es mich zutiefst, dass wir nicht in voller kirchlicher Gemeinschaft Eucharistie feiern dürfen.“ (Bischof Krautwaschl)
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.