Berufung
Eine Aufgabe, die mich erfüllt
Eine Christusbegegnung ist für Fr. Dominikus Trummer der Kontakt mit Menschen mit Behinderungen.
Das ist unsere spezielle Aufgabe“, sagt Frater Dominikus über seine Gemeinschaft, die Barmherzigen Brüder. Gemeint ist der Dienst an den Kranken und Hilfsbedürftigen, dem sich der traditonsreiche Bettelorden verschrieben hat. Wer den Barmherzigen Brüdern beitritt, legt ein eigenes Gelübde der „Hospitalität“ ab, mit dem er sich zur Gastfreundschaft und zur umfassenden menschlichen, fachlich kompetenten und spirituellen Zuwendung zum hilfesuchenden Menschen verpflichtet.
Fr. Dominikus Trummer bedauert, dass heute hierzulande nur wenige der Brüder unmittelbar in der Krankenpflege tätig sind. Oft erlebe er auch, dass Menschen überrascht sind, wenn sie erfahren, dass die Mitglieder dieses Ordens in der Regel keine Priester sind und kein Theologiestudium absolviert haben. Ihre Profession liege jedoch primär in der Sorge für die Kranken, dafür seien sie bestens ausgebildet, und diesen Dienst nehmen sie durchaus als eine geistliche Berufung wahr.
Der vor 70 Jahren in Wagna bei Leibnitz geborene Trummer hat in der Arbeit mit schwerstbehinderten Menschen die Aufgabe gefunden, die ihn ganz besonders erfüllt. Als Schüler im Juvenat der Barmherzigen Brüder in Graz-Eggenberg lernte er den Orden kennen. Dabei kam es auch zu ersten Begegnungen mit Bewohnern und Bewohnerinnen des Johannes-von-Gott-Pflegezentrums in Kainbach bei Graz – heute das Stammhaus der „Lebenswelten Steiermark“ –, die dafür ausschlaggebend waren, dass Fr. Dominikus dieser Gemeinschaft beitrat. Seit 35 Jahren ist er nun in der Lebenswelt Kainbach tätig und gehört dem dortigen Brüderkonvent an.
Einer seiner besonderen „Schützlinge“ ist Rupert, dem er seit vielen Jahren zur Seite steht und dazu beiträgt, ihm das Leben zu erleichtern. Rupert ist blind, kann nicht sprechen und leidet an einer schweren Form des Autismus. „Er lebt in seiner eigenen Welt“, sagt Fr. Dominikus, doch über die Jahre sei es gelungen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. „Er kennt mich und freut sich jedesmal, wenn ich zu ihm komme“, erzählt Trummer, der mit Rupert viel Zeit verbringt, ihm bei der Nahrungsaufnahme hilft, ihn im Rollstuhl draußen spazieren führt oder mit ihm ins hauseigene Schwimmbad geht: „Im Wasser ist er sehr gern.“
Wichtig ist dem Ordensmann, diesen Dienst mit einem geistlichen Leben zu verbinden und ihn als konkreten Ausdruck seiner Berufung in die Nachfolge Jesu Christi zu leben. Eine Grundlage dafür sieht Fr. Dominikus in dem Satz aus dem Matthäusevangelium: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Ganz wesentlich gehören für ihn auch das gemeinsame Gebet im Konvent, die persönliche Meditation und Betrachtung sowie die Feier der Messe, die er durch seinen Mesnerdienst in der hauseigenen Kirche gewissenhaft vorbereitet, zum Tagesablauf. Eine große Kraftquelle sind Wallfahrten und Exerzitien, an denen er regelmäßig teilnimmt.
Seine freie Zeit verbringt Dominikus Trummer bevorzugt mit Wandern, Lesen oder Musik-Hören. Auch ins Kino geht er gerne – vor allem, wenn ein Film läuft, der spirituelle Themen oder Glaubensfragen berührt.
Die Liebe zum christlichen Glauben wurde schon früh in seinem Leben geweckt. Seine Großmutter, die schon vor seiner Geburt gestorben war, habe viele religiöse Bücher hinterlassen. Darin habe er gerne gelesen und sei von der Person Jesu fasziniert gewesen. „Ich wollte gerne in der Zeit Jesu leben, um ihm zu begegnen“, erinnert sich Dominikus. Viel später sei er draufgekommen, dass er Jesus in den behinderten Menschen begegnen könne.
Alfred Jokesch
Wer ist „Schwester Computer“?
Sr. Angela Schlager von den Ursulinen ist vielseitige Lehrerin.
Wie kam es, dass Sie Ordensfrau sind?
Ich bin mit Ordensfrauen in der Nachbarschaft aufgewachsen. Am Hühnerberg, wo heute das Haus der Stille ist, gab es damals ein Redemptoristinnen-Kloster. Die Schwestern waren für uns Nachbarinnen wie andere auch. Ordensfrauen waren nie „Aliens“ für mich.
Nach der Volksschule bin ich bei den Ursulinen in die Schule gegangen, habe die Gemeinschaft und die Schwestern dort kennen gelernt und bin sozusagen „geblieben“ und nach der Matura in die Gemeinschaft eingetreten. Eine Reise nach Brescia, dem Wirkungsort unserer Ordensgründerin, in der 8. Klasse war für mich ein prägendes Erlebnis. Auch die Gründerin selbst, Angela Merici,
hat mich sehr fasziniert. Daher habe ich mir auch ihren Namen als Ordensnamen gewünscht.
Wie hat Ihre Familie reagiert?
Als erstes habe ich meiner Oma von meinem Entschluss erzählt, zu ihr hatte ich einen guten Draht. Meine Mutter hat damals leider nicht mehr gelebt. Für meinen Vater war es anfangs schon schwer. Ich glaube, er hatte Angst, dass der Kontakt abbrechen würde. Aber das ist nicht so. Die Ursulinen sind ein Schulorden, ich bin Lehrerin, wir leben in einem offenen Haus – da ist immer etwas los.
Warum sind Sie gern Lehrerin?
Der Umgang mit jungen Menschen erfüllt mich. Man hat die Chance, ihnen etwas fürs Leben mitzugeben. Und Kinder sind einfach so ehrlich, die sagen einem, was sie denken, und auch, was sie von einem halten. Da können wir Erwachsene uns was abschauen.
Wie kamen Sie zur Informatik?
Technik hat mich schon immer fasziniert. Ich bin mit drei Geschwistern auf einem Bauernhof aufgewachsen, da habe ich immer an irgendetwas geschraubt. Das begleitet mich bis heute. Ich unterrichte unter anderem Informatik, und da schrauben wir auch Computer auf. An der KPH, der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule, werde ich wohl deshalb „Schwester Computer“ genannt. (lacht)
Wie ist das Leben in Gemeinschaft?
Wenn die Kinder in der Schule fragen: „Streiten Schwestern eigentlich?“, sage ich: Ja, das tun wir, aber das ist ein gutes Zeichen, denn es heißt, dass wir einander nicht egal sind, wir reden miteinander. Wir haben ein gutes Klima in unserer Gemeinschaft – sonst wäre ich nicht schon so lange dort! (lacht)
Intview: Katharina Grager
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Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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