Pfingstdialog „Geist & Gegenwart"
Ein Neustart für Europa

Die Zeichen der Zeit wahrnehmen. Im Gespräch mit Rektor Martin Polaschek, Superintendent Wolfgang Rehner und Kurator Herwig Hösele erhofft Bischof Krautwaschl viele Impulse für ein Europa, das die Rechte des Einzelnen und die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft schützt. | Foto: Neuhold
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  • Die Zeichen der Zeit wahrnehmen. Im Gespräch mit Rektor Martin Polaschek, Superintendent Wolfgang Rehner und Kurator Herwig Hösele erhofft Bischof Krautwaschl viele Impulse für ein Europa, das die Rechte des Einzelnen und die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft schützt.
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Der Pfingstdialog „Geist & Gegenwart“, seit 2005 ein Forum für gesellschaftliche Fragen eines neuen Europa, fand heuer „hybrid“, also weitgehend online statt.

Viele Menschen in Österreich, in Europa und weltweit sehnen sich angesichts der Corona-Pandemie nach einem Neustart. Freilich dürfe ein solcher Neustart „nicht einfach ein Zurückfallen ins Übliche sein“, betonte Bischof Wilhelm Krautwaschl zum Start des diesjährigen „Pfingstdialogs“ auf Schloss Seggau. Er verwies auf viele Ökologie-Sorgen, die „seit langem auf uns lasten“ und die Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ als Krankheitssymptome in Boden, Wasser, Luft und in den Lebewesen eindringlich beschrieben habe. Zurück in die „Krise des Anthropozentrismus“ sei keine Option. Das hätten die österreichischen Bischöfe bereits vor einem Jahr in ihrem gemeinsamen Hirtenwort über „eine neue, geistvolle Normalität“ dargelegt.

Bischof Krautwaschl sprach die eröffnenden Worte zum bereits neunten, gemeinsam mit dem Land Steiermark veranstalteten Pfingstdialog im südsteirischen kirchlichen Bildungszentrum, der am 20. und 21. Mai unter dem Titel „Reset Europe“ Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Kirche versammelte. Rund 40 Vortragende gaben bei der diesmal hybrid durchgeführten Veranstaltung Impulse, darunter Österreichs Langzeit-EU-Kommissar Johannes Hahn, Kommissionsvertreter Martin Selmayr, Europaministerin Karoline Edtstadler, der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill, WKO-Präsident Harald Mahrer, die Schweizer Politikphilosophin Katja Gentinetta und der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler.

Wie wichtig ein „Reset“, ein „Neustart“ sei, sei an jenen Themen erkennbar, mit denen die Kirche seit Beginn der Pandemie konfrontiert ist: „Da geht es um Einsamkeit, Marginalisierung, Depression, Trauer, Zukunftsangst – ja Hoffnungslosigkeit.“ Diese Symptome der Krise benannte Krautwaschl und erhofft sich vom Pfingstdialog gerade in diesem Jahr viele Impulse für ein Europa und für ein Österreich, „in dem alle Menschen mit ihren Hoffnungen und Sorgen ihren Platz haben“.
An das exakt 500 Jahre vor dem Seggauer Pfingstdialog erlassene Wormser Edikt erinnerte der steirische evangelische Superintendent Wolfgang Rehner in seinen Begrüßungsworten. Die von Kaiser Karl V. über Martin Luther verhängte Reichsacht sei letztlich zu einem der wichtigsten Anstöße für Aufklärung und Menschenrechte geworden.
„Der alte und vielfach müde gewordene Kontinent kann mit der Salzkraft des christlichen Glaubens sich selbst erneuern und für das gemeinsame Haus der Menschheit ein positives Zeugnis geben.“ Mit diesem Satz beendete der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sein Statement. Davor hatte er die Einladung des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors aufgegriffen, die Kirchen mögen sich an einer „intellektuellen und spirituellen Debatte über Europa und dessen Seele“ beteiligen, die nicht allein den „Technokraten“ überlassen werden dürfe. Christliche Impulse könnten in Europa mehr Zusammenhalt, Empathie für Schwache und nachhaltigen Lebensstil bewirken, so Glettlers Kernthese. Eine schöpferische Minorität könne zum Segen für viele werden.
Die im Zweijahresrhythmus stattfindende Veranstaltung „Geist & Gegenwart“, die 2005 von Bischof Egon Kapellari und Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic ins Leben gerufen wurde, versteht sich als Denkwerkstatt zu Fragen, auf welchen ethischen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen die Zukunft Europas aufbauen soll.

Geist & Gegenwart
Der Pfingstdialog 2021 auf Schloss Seggau unter dem Motto „RESET Europe“ kann auf der Homepage www.pfingstdialog-steiermark.at im Videostream nachgesehen werden. Das Memorandum steht dort zum Download bereit.

Kathpress / Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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