Passion Jesu
Die größte aller Geschichten

Auch das Kino hat das Leiden und Sterben Jesu immer wieder episch und ausdrucksstark inszeniert – hier Regisseur Mel Gibson mit seinem Hauptdarsteller James Caviezel bei Dreharbeiten zu dem ebenso bekannten wie umstrittenen Film „Die Passion Christi“ aus dem Jahr 2004. | Foto: Constantin Film
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  • Auch das Kino hat das Leiden und Sterben Jesu immer wieder episch und ausdrucksstark inszeniert – hier Regisseur Mel Gibson mit seinem Hauptdarsteller James Caviezel bei Dreharbeiten zu dem ebenso bekannten wie umstrittenen Film „Die Passion Christi“ aus dem Jahr 2004.
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Die Passion Jesu bewegt und beschäftigt seit 2000 Jahren die Menschen. Was macht die Faszination dieser Geschichte aus?

Es ist wahrscheinlich die am öftesten erzählte Geschichte der Menschheit: die Passion, die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Sie wird Jahr für Jahr während der Karwoche in allen christlichen Gemeinden rund um den Globus vorgetragen. Sie inspirierte die größten Komponisten zu musikalisch wie spirituell herausragenden Werken – allen voran die Matthäus- und Johannespassion des Johann Sebastian Bach, die bis heute weltweit in Kathedralen und Konzerthäusern zur Aufführung kommen.

Im alpenländischen Raum, aber längst nicht nur dort, haben sich vielerorts Passionsspiele etabliert, die meist unter einem Großaufgebot an Laiendarstellern inszeniert werden und zum Teil eine jahrhundertelange Tradition aufweisen. Die Andachtsform des Kreuzweges gehört zum festen Gebetsgut der Kirchen, wobei Bilder der 14 Kreuzwegstationen im Kirchenraum die Betrachtungen visuell unterstützen. Darüber hinaus gibt es an vielen Orten Kalvarienberge als in Stein gemeißelte Zeugen einer lebhaften Passionsfrömmigkeit. Auch die festlichen, ausladenden und traditionsreichen Karfreitagsprozessionen in Südeuropa und Lateinamerika sollen nicht unerwähnt bleiben.

Überall wird dabei diese eine Geschichte erzählt, lebendig gehalten und ausgeschmückt, die seit zweitausend Jahren die Menschen zutiefst berührt. Sie gehört zweifellos zu den größten geistigen Schätzen der Menschheit. Auch andere Bereiche der Kunst wie die Malerei, die Literatur und der Film haben Motive aus der Passionsgeschichte aufgegriffen und meditiert, weitergedacht, verheutigt. „Die größte Geschichte aller Zeiten“ nennt sich sogar explizit ein monumentaler Jesus-Film aus dem Jahr 1968 mit „Kojak“ Telly Savalas in der Rolle des Pontius Pilatus.

Das Drama des Menschseins
Worin liegt ihre Faszination? Die Passion erzählt das Drama des Menschseins in all seinen Facetten und Schattierungen, in seiner Größe und seinen tiefsten Abgründen. Das zeichnet die biblischen Texte in einzigartiger Weise aus, dass sie nichts beschönigen und nichts glätten, sondern die Wahrheit über das Wesen und Unwesen des Menschen schonungslos aufdecken. Und mehr als das. Darüber hinaus beschreiben sie das rettende, befreiende und erlösende Einwirken Gottes in diese Welt, das Kraft hat, die so oft als Unheilsgeschichte erfahrene Wirklichkeit in eine Heilsgeschichte zu verwandeln.
Es sind die großen Themen wie Freundschaft, Liebe und Hingabe, Verrat, Intrige und Verleugnung, Macht und Ohnmacht, Schuld und Sühne, aus denen die biblische Geschichte der Passion Jesu gestrickt ist, das Ringen um Wahrheit und der Schrei nach Gerechtigkeit. Sie entlarvt eindrucksvoll die Mechanismen ausufernder Gewalt, identifiziert deren Opfer, hält uns warnend vor Augen, wozu der Mensch fähig ist, und zeigt zugleich einen erlösenden Ausweg aus dieser unheilvollen Spirale auf.

Der Kreuzungspunkt der Weltgeschichte
So singulär und einzigartig diese Geschichte sich zugetragen hat und beschrieben wird, so universell ist sie in ihrer Bedeutsamkeit. Es gibt kein menschliches Leid, das in ihr nicht seinen Widerhall fände. Der Kreuzestod Christi ist der zentrale Kreuzungspunkt in der Menschheitsgeschichte, der Dreh- und Angelpunkt, an dem sich unser Schicksal wendet. Das Kreuz ist ein Mahnmal, das uns Menschen vor Augen hält, welches Potential an Gewalt und Boshaftigkeit in uns steckt und wie leicht es entfacht werden kann.
Für gläubige Christen ist es zugleich auch das zentrale Zeichen der Erlösung, denn sie lesen den Tod des Gerechten aus der Perspektive der Auferstehung nicht als Endpunkt eines tragisch gescheiterten Weges, sondern als Durchbruch zu neuem Leben. Im Blick auf die Passion verdichtet sich für den Gläubigen die Gewissheit: Gott ist mir in meinem Leid nicht fern. Jesus hat für mich gelitten und ist aus Liebe zu mir gestorben. Dadurch kann ich auch mein eigenes Leid in einem anderen Lichte sehen. Es ist aufgehoben in den Armen dieses Gottes, der mitfühlt, rettet und verwandelt.

Alfred Jokesch

Auch das Kino hat das Leiden und Sterben Jesu immer wieder episch und ausdrucksstark inszeniert – hier Regisseur Mel Gibson mit seinem Hauptdarsteller James Caviezel bei Dreharbeiten zu dem ebenso bekannten wie umstrittenen Film „Die Passion Christi“ aus dem Jahr 2004. | Foto: Constantin Film
Wahrlich, das ist Gottes Sohn! Beim Lego®-Osterweg in Graz-Ragnitz haben Kinder die Passionsgeschichte für sich entdeckt. | Foto: Jokesch
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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