Demütig zugeben
In Prag hat die europäische Kontinentalversammlung des Synodalen Prozesses begonnen.
Mit der Mahnung, sich nicht der Welt anzupassen, hat der Prager Erzbischof Jan Graubner die Europa-Etappe der Weltsynode eröffnet. In seiner auf Deutsch gehaltenen Predigt beim Eröffnungsgottesdienst in der Prager Prämonstratenser-Kirche am 5. Februar sagte er: „Keine noch so große menschliche Weisheit, Schlauheit oder Ausreden werden uns aus dieser Situation heraushelfen. Und schon gar nicht der Versuch, sich der Welt anzupassen.“ Zuvor hatte er mit harten Worten die Lage der katholischen Kirche in Europa beschrieben und gesagt: „Wenn wir zu dem Schluss kommen müssen, dass wir als Kirche in Europa kein ausreichendes Licht für die Gesellschaft sind, dann müssen wir demütig zugeben, dass auch wir zu denen gehören, die die Finsternis geliebt haben, weil einige unserer Taten böse waren.“ Die einzig richtige Konsequenz in dieser Situation sei die Umkehr, so Graubner weiter. „Fangen Sie an, anders zu denken! … Setzen Sie nicht Ihre Vision durch, sondern nehmen Sie die Vision Gottes an!“
Die österreichische Delegation hat bei den Beratungen gleich als zweite ihr mitgebrachtes Positionspapier eingebracht. Erzbischof Franz Lackner hielt fest, dass die Teilkirchen und die Weltkirche aufeinander angewiesen seien. Es gelte für beide Seiten, andockfähig und ergänzungsfähig zu sein. Die Teilkirchen müssten den Anschluss an die Gesamtkirche stets im Auge behalten, umgekehrt hoffe man freilich, dass die weltweite Kirche ihrerseits ergänzungsfähig bleibe durch die Teilkirchen.
Lackner zeigte sich überzeugt, dass es in den Entscheidungsfindungen keine Gewinner und Verlierer geben dürfe. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz informierte zudem über die breiten und intensiven Aktivitäten, die es hierzulande seit dem Herbst 2021 zum Synodalen Prozess bereits gegeben hat. Österreich ist in Prag durch Lackner, die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, die Innsbrucker Hochschul-Rektorin Petra Steinmair-Pösel und den Salzburger Theologen Markus Welte vertreten.
Der tschechische Priester und Religionssoziologe Tomáš Halík gab zu Beginn der Beratungen einen ausführlichen spirituellen Impuls. Dabei machte er den Delegierten aus 39 Ländern Mut zu Veränderungen in der Kirche. Halik setzt große Hoffnungen in die „Wiederbelebung des synodalen Charakters der Kirche“ in Europa, weitete aber auch den Blick darüber hinaus: Die Hinwendung der Kirche zur Synodalität könnte einen positiven Einfluss auf das Schicksal der gesamten Menschheitsfamilie nehmen.
Kathpress
Synodaler Prozess
Kontinentalphase ist gestartet
Die Europa-Etappe der Weltsynode tagt vom 5. bis 12. Februar in Prag. An ihr nehmen in Präsenz und online mehrere hundert Vertreter aus 40 Ländern Europas teil. Die Delegationen der Länder sind gleich groß und bestehen aus den jeweiligen Vorsitzenden der Bischofskonferenzen sowie einer Handvoll weiterer VertreterInnen.
Auch in anderen Weltregionen finden Kontinental-Etappen statt. Sie münden im Oktober in eine erste Weltsynode in Rom. Hauptthema ist die Umgestaltung der katholischen Kirche zu einer Gemeinschaft, in der nicht nur Papst, Bischöfe und Kleriker, sondern alle mündigen Katholiken ein Mitspracherecht haben.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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