Benediktiner als Kardinäle

Von links: Erzabt Korbinian Birnbacher von St. Peter in Salzburg, Kurienkardinal Walter Kasper, Erzbischof und Bischofskonferenz-Vorsitzender Franz Lackner, alle Schirmherren der Tagung, mit deren Veranstalter Andreas Sohn, Mitglied des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften. | Foto: eds/Pernkopf
2Bilder
  • Von links: Erzabt Korbinian Birnbacher von St. Peter in Salzburg, Kurienkardinal Walter Kasper, Erzbischof und Bischofskonferenz-Vorsitzender Franz Lackner, alle Schirmherren der Tagung, mit deren Veranstalter Andreas Sohn, Mitglied des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften.
  • Foto: eds/Pernkopf
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Eine internationale und interdisziplinäre Tagung in der Erzabtei St. Peter in Salzburg auf den Spuren benediktinischer Persönlichkeiten im Kardinalskollegium.

Für eine Reform der Aufgaben des Kardinalskollegiums und die Einrichtung eines neuen Kardinalsrates hat sich der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper in seinem Festvortrag ausgesprochen, den er anlässlich der feierlichen Eröffnung der internationalen Tagung „Benediktiner als Kardinäle“ in der Salzburger Erzabtei Sankt Peter (10. bis 12. April) gehalten hat. Grundlage der Neuausrichtung seien die Evangelisierung und die gemeinsam gefeierte eucharistische Gemeinschaft mit dem Papst. Diese gut besuchte Tagung wie die vier voraufgegangenen zur Geschichte des europäischen Benediktinertums innerhalb von zehn Jahren – zu Benediktinern als Historiker (2014), als Päpste (2016), als Gelehrte (2018) und als Bischöfe (2021) – veranstaltete und organisierte der Historiker Univ.-Prof. Dr. Andreas Sohn von der Universität Sorbonne Paris Nord. Die Schirmherrschaft der jetzigen Tagung hatten Kardinal Walter Kasper, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Erzabt Korbinian Birnbacher von Sankt Peter, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Landeshauptmann Wilfried Haslauer von Salzburg übernommen.

Vitalität benediktinischen Lebens
Der Historiker Andreas Sohn stellte einleitend heraus, wie stark die Mönchskardinäle, die Vitalität benediktinischen Lebens bezeugend, bislang von der Forschung vernachlässigt worden sind, obgleich es sich um eine der einflussreichsten Personengruppen in der katholischen Kirche handelt, aus deren Reihen gewöhnlich der Papst gewählt wird. Er betonte in seinem Resümee am Ende der Tagung: „Die individuelle Vielfalt benediktinischer Funktionsträger lässt es nicht zu, einen Benediktinerkardinal mit seinen Konturen idealtypisch im Sinne des Soziologen Max Weber zu benennen. Das schließt so manche Gemeinsamkeit hinsichtlich der Karrierestufen in der kirchlichen Hierarchie und im Handeln an der römischen Kurie nicht aus.“

Die Vorträge reichten vom 11. Jahrhundert, als sich das Kardinalat gesamtkirchlich ausbildete und sich das Kardinalskollegium in seinen drei Rängen (Bischöfe, Priester, Diakone) auszuprägen begann, bis zum 21. Jahrhundert. Der emeritierte Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, der Prämonstratenser Bernard Ardura aus Frankreich, schilderte Leben und Wirken des Benediktiners Jean-Baptiste Pitra (1812–1889) aus Solesmes, der als Kardinalpräfekt die Vatikanische Bibliothek leitete. Jener hob diesen als „Vertreter eines christlichen Humanismus“ in der Nachfolge des heiligen Benedikt hervor. Den vorerst letzten Kardinal aus dem Benediktinerorden stellte Erzabt Korbinian Birnbacher vor: Augustin Mayer (1911–2010) aus der bayerischen Abtei Metten, der zum Kurienkardinal aufstieg und als Erneuerer der Liturgie hervortrat. In Giovanni Battista Montini, dem Erzbischof von Mailand und späteren Papst Paul VI., fand er seinen größten Förderer. Der Altbischof von Linz und ehemalige Abt von Sankt Lambrecht in der Steiermark, Maximilian Aichern, berichtete in der Diskussion von seinen persönlichen Erinnerungen an Augustin Mayer und den spanischen Kardinalpräfekten der Vatikanischen Bibliothek Joaquín Albareda (1892–1966), die ihn sehr beeindruckt hätten.

Der Münchner Kunsthistoriker Wolfgang Augustyn zeigte auf, wie Mönchskardinäle ikonographisch dargestellt wurden, der Regensburger Jurist und Rechtshistoriker Hans-Jürgen Becker bot einen Überblick über die Geschichte des Kardinalprotektorats, das 1964 nach 741 Jahren aufgehoben wurde. Kardinäle wurden für Kongregationen und Orden, Nationen und große Sozialeinrichtungen wie Hospitäler bestellt, um für sie zu sorgen. Weitere Vorträge betrafen unter anderem cluniacensische und zisterziensische Kardinäle im Mittelalter, den Sankt Galler Fürstabt Celestino Sfondrati (1687-1695) und den Abtprimas Benno Gut (1897-1970) aus Einsiedeln.

Wie wichtig benediktinische Kardinäle für Österreich waren, erläuterte die Grazer Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler am Beispiel des Abtes Cölestin Josef Ganglbauer (1817–1889) von Kremsmünster, der zum Erzbischof von Wien und zum Purpurträger erhoben wurde. Er förderte mit großem Einsatz das katholische Vereinsleben und das Schulwesen, die Kirchenmusik und den Bau von Kirchen in Wien. In einem Hirtenbrief wandte er sich der sozialen Frage zu und setzte neue Akzente in der Arbeiterseelsorge. Der Alterzabt von Pannonhalma und Titularbischof von Culusium, Asztrik Várszegi (sein Vortragsmanuskript wurde wegen Erkrankung verlesen), zeichnete ein Lebensbild von Justinian Serédi (1884-1945), der 1927 Erzbischof von Esztergom, Fürstprimas von Ungarn und Kardinal wurde und mehrere Bände mit Rechtsquellen zum 1917 promulgierten kirchlichen Gesetzbuch veröffentlichte.

Die Vorträge der vielbeachteten Salzburger Tagung werden in einer Buchpublikation veröffentlicht, welche vom Historiker Andreas Sohn herausgegeben wird.

Von links: Erzabt Korbinian Birnbacher von St. Peter in Salzburg, Kurienkardinal Walter Kasper, Erzbischof und Bischofskonferenz-Vorsitzender Franz Lackner, alle Schirmherren der Tagung, mit deren Veranstalter Andreas Sohn, Mitglied des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften. | Foto: eds/Pernkopf
„Der Kardinal“. Skulptur von Giacomo Manzu vor dem Salzburger Dom. | Foto: M. Sohn-Kronhtaler
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ