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Der 52. Internationale Eucharistische Kongress findet, um ein Jahr verschoben, nun von 5. bis 12. September in Budapest statt.
Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens. So formulierte das Zweite Vatikanische Konzil, was seit 2000 Jahren unsere kirchliche Identität prägt. Um dieses Wichtigste, die Eucharistie, hat sich im Lauf der Zeit eine Vielfalt von eucharistischen Traditionen gebildet. So neben der Feier der Eucharistie auch die Aussetzung des Allerheiligsten und die Anbetung. Eine bunte Erfolgsgeschichte sind auch die heute noch gepflegten Fronleichnamsprozessionen. Ein so vom Kirchenvolk getragenes Verständnis des Altarsakramentes führte auch zur Entstehung eines weltumspannenden eucharistischen Festes.
Die Idee eines internationalen Eucharistischen Weltkongresses ging von Madame Emilie Tamisier (1834–1910) aus. Mit der „Kongregation der Dienerinnen vom Allerheiligsten Sakrament“ setzte sie sich für ein umfassendes, alle Grenzen sprengendes eucharistisches Fest ein. Trotz mancher Hindernisse – in Frankreich tobte der Kulturkampf – konnte 1881 in Lille der erste Eucharistische Weltkongress veranstaltet werden. Ziel war es, Gläubige aus aller Welt durch die Anbetung des Allerheiligsten und den Empfang der heiligen Kommunion in Einheit zu verbinden.
Der 23. Eucharistische Weltkongress fand 1912 in Wien statt und wurde als das wichtigste kirchliche Ereignis vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges empfunden. Eine wahrhafte katholische Machtdemonstration und Prunkentfaltung des Habsburgerreiches.
Eine ganz andere Stimmung vermittelte der 34. Weltkongress 1938 in Budapest. Der Zweite Weltkrieg warf bereits seine Schatten voraus. Weil es den deutschen Katholiken verboten war, daran teilzunehmen, entstand in Ungarn das Gerücht, Hitler sehe im Eucharistischen Weltkongress auch ein Hindernis, seine Kriegspläne zeitgerecht zu verwirklichen. In einer Zeit, wo die Kriegsvorbereitungen auf Hochtouren liefen, versuchte die Kirche diesen Kongress zu einem unübersehbaren Zeichen des Friedens zu machen. Es sollte auch eine Art katholische Alternative zwischen dem atheistischen Kommunismus und dem kirchenfeindlichen Nationalsozialismus werden. In dieser heiklen Atmosphäre kam als päpstlicher Legat Kardinal Eugenio Pacelli nach Budapest, der spätere Papst Pius XII.
Anfangs sollten die Eucharistischen Weltkongresse jährlich bzw. alle zwei Jahre stattfinden, aber politische Instabilität und die beiden Weltkriege verhinderten dies. Seit dem Zweiten Weltkrieg wird hierfür alle vier Jahre eine andere Stadt ausgewählt.
Heute wäre ein Eucharistischer Kongress ohne Berücksichtigung alttestamentlicher Wurzeln, ohne ökumenische Überlegungen, Familienveranstaltungen, wissenschaftliche Symposien und Jugendprogramm nicht vorstellbar. So auch in Budapest, wo unter dem Motto „Alle meine Quellen entspringen in dir“ (Ps 87,7) dieses „weltumspannende Fronleichnamsfest“ gefeiert wird. Künstler und Jugendliche wurden durch religiöse Wettbewerbe und Ausschreibungen motiviert. Die Kirche in Ungarn sieht in dem Auftrag, den 52. Internationalen Eucharistischen Kongress zu organisieren, vor allem eine Chance, der Welt zu zeigen, dass sie sich mit der Entchristianisierung Europas nicht abgefunden hat.
Otto Molnar
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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