Pastoralberufe mit Zukunft
„Aber grundsätzlich: ja!“

Hans Waltersdorfer (links) bei der musikalischen Gestaltung eines Gottesdienstes. | Foto: Tanja Shahidi
  • Hans Waltersdorfer (links) bei der musikalischen Gestaltung eines Gottesdienstes.
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Seit 50 Jahren gibt es in Österreich offiziell „Pastoralberufe“. Hans Waltersdorfer hat diesen Weg gewählt. Im Gespräch gibt er Einblick in seine Anliegen als Pastoralreferent.

  • Was ist derzeit Ihre Aufgabe?
    Waltersdorfer: Ich bin seit 1993 als theologischer Mitarbeiter im Haus der Stille – Lebensraum für Spiritualität und Begegnung – in der Steiermark tätig. Zu meinen theologischen Arbeitsfeldern Liturgiegestaltung mit der Hausgemeinschaft und den Gästen des Hauses, Bibelgespräche, Kurs- und Reisebegleitung kam sehr bald auch der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, das heißt Redaktion und Gestaltung der vierteljährlichen Vereinszeitung „echo der stille“ und in weiterer Folge auch die Gestaltung und Betreuung der Website www.haus-der-stille.at hinzu. Ein persönlicher Schwerpunkt, den ich einerseits in das Haus einbringen konnte, in dem ich aber durch mein Wirken im Haus der Stille auch immer neue Inspirationen erfahren habe, ist das Neue Geistliche Lied. Hier durfte ich wesentlich an der Neugestaltung der weitverbreiteten Liederbücher vom Haus der Stille (zuletzt du mit uns) mitwirken.

  • Warum haben Sie einen pastoralen Beruf ergriffen?
    Waltersdorfer: Schon von Kindheit auf in einer Franziskanerpfarre aufgewachsen, war das Erleben des Hauses der Stille als Jugendlicher für mich der letzte Anstoß, selbst den Weg in der Ordensgemeinschaft der Franziskaner zu wählen. Aufgrund einer gewachsenen Beziehung stand ich aber in einer neuen Entscheidungssituation und habe 1989 nach neun Jahren den Orden wieder verlassen, um zu heiraten. Ich sehe es als eine der großen „Fügungen“ meines Lebens an, dass nach Abschluss von Studium, Zivildienst, Unterrichts- und Pastoralpraktikum plötzlich in den Mitteilungen des Hauses der Stille die „Suche nach einem theologischen Mitarbeiter“ auftauchte.

  • Wenn Sie an Ihre Arbeit denken: Woran erinnern Sie sich besonders gerne?
    Waltersdorfer: Dankbar bin ich für die große Freiheit in der Gestaltung meiner Arbeit und für die spirituelle Bereicherung und Beheimatung, die ich selbst darin erfahren kann. In Gesprächen mit Gruppen und mit Einzelnen erfahre ich immer stärker, wie sehr einige markante Erkenntnisse im Lauf meines Theologiestudiums mich und meine Lebenseinstellung geprägt haben.

  • Sie haben ein einmaliges Projekt ins Leben gerufen. Bitte beschreiben Sie es kurz. Wie ist es dazu gekommen?
    Ich lasse mich gerne von Ideen, die mich selbst berühren und überzeugen, begeistern und trage sie dann auch leidenschaftlich mit. Ich habe die ersten „Haus-der-Stille“-Meditationsgottesdienste in Graz als Jugendlicher mit Begeisterung miterlebt, die Suche der daraus entstehenden Gemeinschaft nach einem eigenen Haus mitbekommen und mit jeweils meinen Möglichkeiten, zunächst als Jugendlicher, dann als junger Franziskaner und schließlich als angestellter Mitarbeiter dieses Zentrum gelebter Spiritualität (im aktuellen Sprachgebrauch unserer Diözese: „Kirchort“) mitgestaltet.

  • Wo muss sich Ihrer Meinung nach in der Kirche am dringendsten etwas ändern?Waltersdorfer: Als franziskanisch geprägter Mensch bin ich der Überzeugung, dass das Streben nach mehr Menschen- und Lebensnähe ein permanenter Reformauftrag der Kirche bleiben muss. Das bedeutet aber auch, an den Fragen und Problemen der Zeit dranzubleiben. Aktuell sehe ich diese in den Fragen der Schöpfungsverantwortung, der Überwindung von Spaltungen, die quer durch Gesellschaft und Politik gehen, des Dialogs mit allen Religionen, der Suche nach gewaltfreien Konfliktlösungen von der Familie bis zur Weltpolitik, des Lernens von Einheit in Vielfalt. Kirchliche Strukturfragen sehe ich dem gegenüber als sekundär, aber im Sinn der Glaubwürdigkeit ebenfalls notwendig an.
  • Abschlussfrage: Würden Sie aus Ihrem Wissen von heute heraus nochmals diesen Beruf ergreifen?
  • Waltersdorfer: Ich könnte mir auch vorstellen, Schafhirt in der Bretagne zu sein. Aber grundsätzlich: ja!

Interview: Hanna Prumofsky/Thomas Stanzer

50 Jahre Pastoralberufe
Seit 50 Jahren gibt es in Österreich offiziell Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten. Heute prägen sie alle Seelsorgebereiche der katholischen Kirche Österreichs. Das 50-Jahr-Jubiläum feiern die österreichischen Berufsgemeinschaften Pastorale Berufe (ÖKoBI) am Samstag, 14. September, mit einem Fest in Salzburg.
◉ Weitere Infos: katholische-kirche-steiermark.at/50jahrepastoralberufe

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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