Meine Lieblings-BIBELSTELLE
1 Thess 5,21 | Johannes A. Kalcher
„Prüft alles, und behaltet das Gute.“ (1 Thess 5,21)
Dieses Zitat findet sich gegen Ende des ältesten überlieferten Briefes des Apostels Paulus, der sich an die damals junge Gemeinde in Thessalonich richtet. Allein schon deshalb ist dieser Brief von großer Bedeutung, da er als ältestes christliches Schriftstück überhaupt gilt.
Das Zitat selbst lädt mich dazu ein, mich mit Neuem und Bekanntem gleichermaßen auseinanderzusetzen und am Guten, das ich darin finde, festzuhalten, statt es aufgrund des für mich Negativen darin komplett zu verwerfen. Ganz profan erinnert es mich an die Aussage eines ehemaligen Professors am Gymnasium, der damals meinte, keine Schularbeit wäre so schlecht, als dass sie nicht als schlechtes Beispiel dienen könnte. Für den damaligen Schüler weniger erfreulich, zeigt der Kommentar für den Rest der Welt augenzwinkernd die Möglichkeit, allem etwas Gutes abgewinnen zu können. Das gilt für den profanen wie auch den religiösen Bereich. So kann ich mich mit jeder religiösen Tradition befassen und mir einzelne Elemente daraus zu eigen machen, ohne befürchten zu müssen, die eigene Religion zu verlassen und in eine fremde zu kippen.
Ein gutes Beispiel dafür gibt mir P. Sebastian Painadath, der in seinem „Sonnengebet“ Elemente des fernöstlichen Yoga mit christlichen Gedanken verbindet. Seit ich dieses Gebet vor Jahren im Verlauf von Exerzitien kennen gelernt habe, praktiziere ich es mit Unterbrechungen bis heute als positiven Einstieg in jeden neuen Tag. Mit dieser Bibelstelle kann ich aber auch überlieferte Traditionen meiner eigenen Religion immer wieder auf deren Gültigkeit für mein persönliches Leben abklopfen und mich letztlich auf das Wesentliche, also das für mich Gute konzentrieren.
Johannes A. Kalcher, Theologe und Musiker
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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