Arbeitsmarkt
Unwetter-Warnungen

Das neueröffnete AMS-Gebäude in der Zollgasse in Graz zu segnen, wurde Bischof Wilhelm Krautwaschl (im Bild ganz rechts) gebeten. Peter Hochegger und Bernhard Schwarzenegger vom diözesanen Fonds für Arbeit und Bildung begleiteten ihn. | Foto: Fischer
  • Das neueröffnete AMS-Gebäude in der Zollgasse in Graz zu segnen, wurde Bischof Wilhelm Krautwaschl (im Bild ganz rechts) gebeten. Peter Hochegger und Bernhard Schwarzenegger vom diözesanen Fonds für Arbeit und Bildung begleiteten ihn.
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Die Lage am Arbeitsmarkt hat Peter Hochegger vom Fonds für Arbeit und Bildung im Blick.

Derzeit gäbe es ein „Hoch“ am Arbeitsmarkt, erklärt Peter Hochegger. „Wir haben eine Rekordbeschäftigung, es gibt viele offene Stellen – darunter auch Lehrstellen – und einen hohen Fachkräftebedarf. Das ist eine erfreuliche Situation“, führt der geschäftsführende Vorsitzende des Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau aus. Doch ein Wetterumschwung sei jederzeit möglich, erklärt der Experte für Wirtschaft und Beschäftigung und möchte daher „Unwetter-Warnungen“ aussprechen.

„Das aktuelle Hoch am Arbeitsmarkt ist vielen Bedrohungen ausgesetzt, die man nicht aus den Augen verlieren darf“, konkretisiert Hochegger. „Besorgniserregend“ sei die aktuelle Inflation. Wenn das Leben teurer wird, müssen auch die Löhne steigen, und damit wird das Leben weiter teurer, erklärt Hochegger den Teufelskreis. Dazu kommen die Energie-Engpässe, die nicht nur Privathaushalte, sondern auch die Industrie stark betreffen. „Zusätzlich zu den Problemen bei Gaslieferungen aus Russland steht unsere heimische Stromerzeugung vor Herausforderungen. Beispielsweise sind aktuell niedrige Pegelstände ein Problem in der Wasserkraft“, erläutert er.

Die Folgen des Klimawandels beeinflussen schon jetzt die wirtschaftliche Entwicklung. Auch der Krieg in der Ukraine spielt eine Rolle im Wirtschaftsgefüge. „Es ist inzwischen nicht mehr nur ein Krieg, es ist ein weltweiter Wirtschaftskrieg geworden“, beschreibt Hochegger die Situation. Als letzte Herausforderung für den Arbeitsmarkt nennt Hochegger das Dauerbrennerthema Digitalisierung. „Sie ist in der öffentlichen Wahrnehmung zwar in den Hintergrund gerückt, schreitet aber massiv voran und erfasst uns in allen Lebensbereichen.“

Zusätzlich zu diesen weltweiten Entwicklungen sind „fragliche Trends“ entstanden, wie die Zunahme von „a-typischen Beschäftigungen“, wie Teilzeit, befristete Verträge oder Leiharbeit. Das betreffe vor allem Frauen. 50 Prozent der Frauen in Österreich sind teilzeit-beschäftigt. Die Weichen zur Altersarmut stellen sich sehr früh, warnt Hochegger. Kritisch sehe er auch den durch die Pandemie verstärkten Trend zum Homeoffice. Das Soziale am Arbeitsprozess gehe verloren.

Als einen wichtigen Auftrag nennt Peter Hochegger den Einsatz der Kirche für gesellschaftlich „Abgehängte“. „Obwohl Österreich ein reiches Land ist, leben 1,5 Millionen Menschen an der Armutsgrenze“, erklärt Hochegger. Die Dunkelziffer liege höher. „Da wollen wir als Fonds hinschauen!“

Katharina Grager

Fonds für Arbeit und Bildung
Als Kompetenz- und Servicestelle der Diözese Graz-Seckau fördert der Fonds seit 1988 die innerkirchliche und gesamtgesellschaftliche Bewusstmachung aktueller Themen und Herausforderungen der Arbeitswelt. Aktionen, Veranstaltungen und Statements bilden, informieren und bieten einen kirchlichen Beitrag zum gesellschaftspolitischen Diskurs. Mit Spendengeldern unterstützt der Fonds in Zusammenarbeit mit der Caritas individuell die Chancen Arbeitsuchender auf Arbeit. Im Zentrum steht das Engagement für die menschliche Würde in der Arbeitswelt. Helfen auch Sie!
IBAN: AT58 3800 0000 0027 7111.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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