Philosophicum | Theologische Fakultät und KHG
Tödliche Macht

Diskussion: v. l. Sabine Felder-Zeiringer, Daniel Pachner und Michaela Gosch. | Foto: KHG/Forum GWK
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Femizide und Gewalt gegen Frauen war Thema bei einem „Philosophicum“.

Oft ereigne sich Gewalt an Frauen im Privaten und Häuslichen, erläuterte Sabine Felder-Zeiringer von der Polizei Graz. Wenngleich es auch Fälle von Gewaltexzessen in der Öffentlichkeit oder Zwischenfälle über Zufallsbekanntschaften gäbe, so werde der Großteil der Taten in einem vertrauten Umfeld begangen. Dementsprechend erdulden und erleiden Frauen lange Zeit im Verborgenen Gewalt, bis der Leidensdruck oder Interventionen von Dritten dazu führen, sich an die Polizei zu wenden. Bis zu diesem Schritt werde Gewalt von den Tätern, den Opfern und dem Umfeld häufig relativiert, normalisiert oder gar rationalisiert. Der Schritt an die Öffentlichkeit, das Anzeigen der Straftat, stelle in vielen Fällen das Ausmaß und die Ernsthaftigkeit der Situation in der gebotenen Drastik vor Augen.
Daniel Pachner von der Uni Graz gab zu bedenken, dass Scham einen wesentlichen Faktor darstelle, weshalb der Weg aus dem Häuslichen, der Weg zur Polizei oder Schutzeinrichtung schwerfalle. Das Gefühl, verdinglicht zu werden, führe zu Scham, die in vielen Fällen das Heraustreten aus dem Privaten erschwert oder gar verunmöglicht. In den Augen der Täter, die häufig fragwürdige Rollenbilder zur Geltung bringen möchten, werden Frauen als das Verfügbare betrachtet. Entzug dieser Sicht wird mit Gewalt geahndet.
Michaela Gosch, Frauenhäuser Steiermark, verwies ebenfalls darauf, dass oft das Gewaltpotenzial gegen Frauen nicht adäquat wahrgenommen werde. Gosch brach eine Lanze für das vielfältige Angebot von Schutzinstitutionen in Österreich, sieht aber in der Verbesserung des Informationsflusses ein Desiderat. Kritisch gab sie zu bedenken, dass Opferschutz auch Täterarbeit erfordere, nicht zuletzt weil zwischen einem Drittel bis gut die Hälfte der Frauen zum Gefährder zurückkehren. Man müsse sich gesamtgesellschaftlich darüber bewusst werden, dass Gewalt im häuslichen Kontext öffentlich ist und alle angehe.
Das „Philosophicum“ veranstalteten das Institut für Philosophie der Theologischen Fakultät Graz und die KHG.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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