Am Gedenktag für Drogenverstorbene
Sucht ist eine Krankheit
184 Drogenverstorbene zählte Österreich im Jahr 2018. Die Caritas-Einrichtung „Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich“ möchte Bewusstsein schaffen.
Zum „Gedenktag für Drogenverstorbene“ am 21. Juli wollte die Einrichtung „Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich“ der Caritas Steiermark Bewusstsein für Suchtkranke schaffen. 184 Menschen sind in Österreich im Jahr 2018 aufgrund einer Drogenüberdosierung gestorben, bis zu 38.000 Menschen konsumieren hierzulande laut dem Drogenbericht 2019 risikoreiche Opioide. Am Hauptplatz in Graz wurde dazu am 21. Juli einen Nachmittag lang unter dem Sonnenschutz eines Caritas-Zeltdaches informiert und Sonnenblumen an Vorbeikommende verteilt.
„Sucht ist eine Erkrankung, die jeden treffen kann“, so Harald Ploder, Leiter von „Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich“ der Caritas Steiermark. „Die Gründe für eine Sucht sind vielfältig und reichen von schwierigen familiären Verhältnissen in der Kindheit bis zu psychischen Erkrankungen. Wir sollten Betroffene deshalb nicht an den Rand der Gesellschaft drängen, sondern ihre Sucht als Krankheit anerkennen, die behandelt werden muss“, appelliert Ploder. „Nur so kann nachhaltig geholfen werden. Jeder Drogentote wäre vermeidbar, aber dazu braucht es ein verstärktes Commitment zu professionellen Betreuungs- und Unterstützungsangeboten für Suchtkranke.“
Kontaktladen & Kontaktladencafé
Die Angebote von „Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich“ in der Orpheumgasse in Graz sind so vielfältig wie die Menschen, die sie in Anspruch nehmen. Die zirka 650 Menschen, die mit den StreetworkerInnen regelmäßig in Kontakt stehen, sind 650 Individuen mit einzigartigen Biographien, Bedürfnissen und Zielen. Alle Angebote werden freiwillig und aus eigener Motivation der Betroffenen in Anspruch genommen.
Das Kontaktladencafé, das an fünf Tagen pro Woche geöffnet hat, steht den BesucherInnen als Aufenthalts- und Begegnungsraum zur Verfügung, der ohne Voraussetzungen genutzt werden kann. Hier werden Spritzentausch, medizinische Beratung, Rechtsberatung, Duschmöglichkeiten, die Möglichkeit, Wäsche zu waschen, und warme Verpflegung angeboten.
Streetwork-Einsätze und Einzelfallhilfe
Die StreetworkerInnen der Caritas suchen – immer in Zweierteams – Kontakt zu suchtkranken Menschen im öffentlichen Raum und informieren, beraten und begleiten direkt vor Ort. Dabei knüpfen sie Erstkontakte, pflegen Beziehungen zu bestehenden KlientInnen, führen Kriseninterventionen durch oder verteilen Safe Sets, die sterile Spritzbestecke enthalten.
Für KlientInnen, die sich eine Veränderung oder Stabilisierung der jeweiligen Lebenssituation wünschen, stehen die StreetworkerInnen im 1-zu-1-Betreuungssetting im Rahmen der Einzelfallhilfe zur Verfügung. Dabei haben Betroffene die Möglichkeit, gemeinsam mit den StreetworkerInnen Ziele zu definieren und gemeinsam an der Erreichung selbiger zu arbeiten. Themen sind dabei zum Beispiel Wohnen, Arbeit, Sucht, Beziehung, Gesundheit, Familie etc.
Die MitarbeiterInnen des „Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich“ tragen mit ihrer unverzichtbaren Arbeit für suchtkranke Menschen seit mehr als 20 Jahren unermüdlich dazu bei, dieses Ziel zu erreichen, indem sie Suchtkranke entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse begleiten, beraten und unterstützen.
Streetwork
Streetwork heißt aufsuchende Sozialarbeit im öffentlichen Raum. Die StreetworkerInnen gehen dabei aktiv auf suchtkranke Menschen zu, um sie in ihren Lebenswelten zu erreichen und maßgeschneiderte Hilfe zu ermöglichen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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