Suizidprävention
Reden hilft

Anlässlich des Weltsuizid-präventionstags am 10. September informiert die Telefonseelsorge über ihre Angebote – telefonisch, per E-Mail oder im Chat. Weil Reden hilft. Und Schreiben auch. | Foto: Telefonseelsorge
  • Anlässlich des Weltsuizid-präventionstags am 10. September informiert die Telefonseelsorge über ihre Angebote – telefonisch, per E-Mail oder im Chat. Weil Reden hilft. Und Schreiben auch.
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Suizidprävention ist eines der Arbeitsfelder der Telefonseelsorge. Denn sich Hilfe zu holen ist Stärke.

Gute Nerven, hohe psychische Widerstandskraft und große Zuversicht sind nötig, um unsichere Zeiten wie diese gut durchzustehen. Doch was, wenn sich Menschen gerade ohnehin in einer schwierigen Lebenssituation befinden, aufgrund ihrer Biografie wenig psychische Ressourcen zur Verfügung haben oder durch die Corona-Pandemie bereits alle stabilisierenden Energien aufgebraucht wurden?

Anlässlich des Weltsuizidpräventionstags am 10. September informiert die Telefonseelsorge 142 über ihre Arbeit in der Suizidprävention. Suizidalität ist etwas, über das man nicht gerne spricht. Betroffene schämen sich, wollen niemanden belasten oder fühlen sich unverstanden. Das soziale Umfeld fürchtet sich, etwas Falsches zu sagen, oder kann mit der Hoffnungslosigkeit nicht umgehen. Also wird geschwiegen. Und trotzdem leben mitten unter uns Menschen, die daran denken, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Daher ist es umso wichtiger, darüber zu sprechen, erklärt Daniela Bauer, Leiterin der Telefonseelsorge Graz. Sie räumt auch mit dem Vorurteil auf, dass das Ansprechen auf Suizidgedanken gefährlich sein könnte: „Nachzufragen, ob jemand an Suizid denkt, bringt niemanden auf die Idee, sich das Leben zu nehmen. Im Gegenteil! Ein behutsames Ansprechen kann Menschen sogar entlasten.“ Daher ermutigt Bauer dazu, darüber zu reden und bei Bedarf auch konkret Hilfe zu holen, „denn es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen“, bekräftigt sie.

Eine solche Hilfe kann ein Anruf bei der Telefonseelsorge sein. Suizid ist bei Kontakten mit der Telefonseelsorge immer wieder Thema. Rund 1000 Menschen sterben jedes Jahr in Österreich durch Suizid. „Das sind dreimal mehr Tote als im Straßenverkehr“, gibt Daniela Bauer zu bedenken. Bei 14- bis 20-Jährigen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache, bei 25- bis 29-Jährigen gar die häufigste. Mit dem Alter nimmt das Suizidrisiko aber nicht zwingend ab. Das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, oder Einsamkeit führen vermehrt zu Alterssuiziden.

Dass die Suizidrate in der Stadt im Vergleich zum Land zurückgegangen ist, liegt wohl auch an der engmaschigeren Versorgung mit Hilfseinrichtungen, vermutet Bauer. Und Sie betont, am Land sei es umso wichtiger, dass sich die Menschen an ihre HausärztInnen oder vertraute Menschen wenden. „Dazu braucht es auch die Achtsamkeit von uns Mitmenschen, dass wir auf jene zugehen, denen es nicht gut geht“, bekräftigt sie. Denn Reden hilft. Und Schreiben auch.

Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr kostenfrei unter 142 telefonisch und per E-Mail oder Chat auf www.telefonseelsorge.at erreichbar.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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