Katholische ArbeiterInnenbewegung Steiermark
Plädoyer für "Pflege in Würde"

Pflegefachkräfte leisteten und leisten seit der Covid-19-Pandemie mehr denn je Unvorstellbares. Die Katholische ArbeiterInnenbewegung Steiermark nimmt sich des Themas Pflege an und wird über die Anliegen mit VertreterInnen der politischen Parteien ins Gespräch kommen. | Foto: pixabay
  • Pflegefachkräfte leisteten und leisten seit der Covid-19-Pandemie mehr denn je Unvorstellbares. Die Katholische ArbeiterInnenbewegung Steiermark nimmt sich des Themas Pflege an und wird über die Anliegen mit VertreterInnen der politischen Parteien ins Gespräch kommen.
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Eine Online-Konferenz der KAB Steiermark beschäftigte sich mit der Situation der Pflegewelt.

Covid-19 brachte die ohnehin schon sehr angespannte Pflegewelt national und transnational an und teilweise weit über ihre Grenzen. Die Pandemie machte mit ungeheurer Wucht die strukturellen Defizite, vor allem im Pflegeheimbereich, sichtbar. Berufliche Überforderung, Krankenstände, Ansteckungen und Todesfälle waren und sind die Folge.

Pflegefachkräfte leisteten und leisten seit der Covid-19-Pandemie mehr denn je Unvorstellbares, um kranke und pflegebedürftige Menschen fachgerecht zu versorgen – in der Hoffnung, so viele Menschen wie möglich lebend und gesund durch die Pandemie zu bringen. Viele isolieren sich zusätzlich in ihrer Privatzeit, um durch die berufsbedingte Exposition ihr privates Umfeld nicht zu gefährden.

So gab es in der Steiermark eine große Anzahl von Ansteckungen bei Pflegeheim-Personal und mit mehr als 500 Todesfällen sehr viele Ansteckungen bei den BewohnerInnen. Aber nicht nur in der Steiermark kam es zu enormen Belastungen für das pflegerische und medizinische Personal.

Die Situation weltweit
Ein aktueller Bericht des International Council of Nurses (ICN) liest sich dramatisch: Während in Japan 15 % der Pflegekräfte ihre Arbeit aus Überforderung niedergelegt haben, gibt es Berichte aus vielen Ländern über massive Angstzustände (49 % Brasilien, 60 % China, 80 % Spanien), Panikattacken, Schlaflosigkeit, Depressionen und Burnout bei Pflegepersonal. Zudem starben 2020 tausende Krankenpflegefachkräfte an den Folgen von Covid-19. Weltweit fehlen laut ICN & WHO schon jetzt fast 6 Millionen Pflegekräfte.

Herausforderungen und Zumutungen
Diese starke Beanspruchung wurde auch im Rahmen einer Online-Konferenz der KAB Steiermark am 15. Jänner sichtbar. ExpertInnen aus unterschiedlichen Bereichen der Pflege (Mobile Hauskrankenpflege, Pflegeheime und Spitäler) schilderten, wie groß die Herausforderungen und Zumutungen für Pflegepersonal und Management waren und nach wie vor sind.

Die Besuchsverbote erlebten alle als sehr belastend. Bei allein lebenden Personen wurde neben der sozialen Isolation auch die Versorgung mit Bargeld, Lebensmitteln und Medikamenten zum Problem. Mobile Pflegekräfte wurden anfangs mit Gesichtsmaske nicht gleich erkannt oder gar nichts ins Haus gelassen. Im stationären Bereich gibt es Personalengpässe, die das vorhandene Personal mit gewaltiger Kraftanstrengung kompensieren muss. Hierbei sind Heime von großen Trägern im Vorteil. Schwieriger ist es sicher für die Betreiber kleinerer privater Häuser.

Die notwendigen Verlegungen von an Corona erkrankten Personen in eigene Stockwerke führte bei hochaltrigen und dementen Personen nicht selten zu massiven Irritationen und psychischen Belastungen. Angesichts dessen wurde die Bedeutung der Pflegeheimseelsorge sehr stark unterstrichen. Große seelische Not konnte dadurch gelindert und so manches religiöse und spirituelle Bedürfnis gestillt werden.

Was Corona uns lehrte
Bei der Online-Konferenz der KAB mit ExpertInnen aus dem Pflegebereich wurden Verbesserungsmöglichkeiten deutlich:

Teamarbeit. Heim- und Pflegedienstleitungen beobachteten das Zusammenwachsen und Zusammenhalten der Betreuungsteams. Es wurde sichtbar, dass gut funktionierende Teams eine ganz wichtige Ressource darstellen, um die Herausforderungen in der Pflege gut bewältigen zu können.

Personalbedarf. Um den aktuellen und zukünftigen Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal abdecken zu können, braucht es eine intensive Ausbildungsoffensive. Wobei es entsprechende finanzielle Unterstützungsprogramme benötigt, um genügend Personen einen Umstieg in einen Pflegeberuf zu ermöglichen. Berechnungen gehen davon aus, dass in Österreich bis 2050 zusätzlich 100.000 Pflegekräfte benötigt werden.

Arbeitsbedingungen. Als oberstes Ziel und zentrales Anliegen aller ReferentInnen, um eine Pflege in Würde aktuell und in Zukunft realisieren zu können, wurde formuliert, dass eine rasche Beschlussfassung über eine umfassende Pflegereform unabdingbar ist, um die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal endlich zu verbessern.

Dazu gehört aus Sicht der KAB Steiermark:

  • Aufwertung des Berufsbildes, höhere Gehälter und Zulagen und Entlohnung bei Weiterqualifizierung, mehr selbstständiges Arbeiten und bessere Karrierechancen;
  • mehr Zeit für die BewohnerInnen und PatientInnen, verlässliche Arbeitszeiten, Entlastung von Bürokratie und Personalschlüssel nach echtem Bedarf; 
  • Abkehr vom Profitdenken durch private Pflegeheimbetreiber durch restriktive Auflagen und strenge Kontrollen und 
  • Aufbau einer Pflegeversicherung. 

Für eine Pflege in Würde – jetzt und in Zukunft!
Martin Hochegger (KAB Steiermark)

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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