Stefan Wallner, Generalsekretär des Sozial- und Gesundheitsministeriums
Das Comeback Österreichs
Stefan Wallner, Generalsekretär des Sozial- und Gesundheitsministeriums, im Gespräch:
Stefan Wallner, geb. 1971 in Graz, war von 1999 bis 2009 Generalsekretär der Caritas, jetzt des Sozial- und Gesundheitsministeriums.
Sie wurden am 1. März Generalsekretär im Sozial- und Gesundheitsministerium. Wenige Tage später brach die Corona-Krise in Österreich aus. Wie geht es einem dabei?
Es ist natürlich eine große Herausforderung. Wir befinden uns ja nicht nur in Österreich, sondern weltweit in einer Situation, die wir uns vor wenigen Wochen noch gar nicht vorstellen konnten. Ich bin froh, einen Beitrag leisten zu können.
Was sind Ihre konkreten Aufgaben?
Derzeit liegt der Fokus natürlich auf dem
Krisenmanagement. Es gibt einen Krisenstab im Gesundheitsministerium, in dem MitarbeiterInnen aus allen Fachbereichen zusammengezogen sind. Mein inhaltlicher Schwerpunkt liegt aktuell im Bereich Pflege und Betreuung sowie beim Thema der sozialen Folgen.
Hätten Sie sich erwartet, dass das Herunterfahren eines ganzen Landes so gut funktioniert?
Es ist für mich wirklich beeindruckend, was wir alle gemeinsam in Österreich in den vergangenen Wochen geschafft haben. Wir alle mussten auf zentrale Dinge in unserem Leben verzichten – und das war oft schmerzhaft. Aber wir wissen, warum wir es tun: um uns selbst und andere zu schützen. Wir haben gelernt, was unser konkreter Beitrag ist, um diese Krise zu bewältigen. Das sind einfache Dinge wie Abstand halten, Hände waschen, Mund-Nasen-Schutz verwenden. Wir wissen aber auch, dass die Anstrengung noch nicht zu Ende ist. Sie wird uns sicher die nächsten Monate begleiten.
Wie sollen die sozialen Auswirkungen – ob Arbeitslosigkeit, Armutsgefährdung, Pflegefragen – in Angriff genommen werden?
Ich meine, wir müssen beides im Blick haben. Zunächst dürfen wir nicht vergessen, dass es immer noch um den Schutz vor der Ausbreitung des Virus geht. Ganz wesentlich ist für uns weiter die Frage, wie wir die verletzlichen Gruppen in der Gesellschaft schützen. Das sind vor allem die älteren Menschen, gerade in den Pflegeheimen, dann alle anderen Risikogruppen und natürlich auch die sozial Schwächeren in unserer Gesellschaft.
Große Sorgen macht mir aktuell schon das Thema Einsamkeit und die persönliche Unsicherheit vieler Menschen, was die berufliche Zukunft angeht. Viele müssen durch diese Krise teils massive Einkommensverluste hinnehmen. Das Ziel ist es, diese Härtefälle schnell finanziell abzufedern. Diese Krise hat so große Auswirkungen in vielen Bereichen, dass sie uns die nächsten Jahre beschäftigen wird. Es geht also um die Frage: Wie schaut das Comeback von Österreich aus?
Wie sieht die Planung für die nächsten Wochen oder Monate aus? Kann man da schon konkrete Schritte vorhersagen? Viele haben ja Angst vor einer zweiten Welle der Erkrankung …
Wir haben es mit einer Situation zu tun, in der man vieles nicht langfristig planen kann. Dieses Virus ist so, wie noch keines war. Daher müssen wir bereit sein, täglich zu lernen. Das führt natürlich dazu, dass man auch in der Ungewissheit Entscheidungen treffen muss. Wir nehmen auch Kritik sehr ernst. Das ist die Linie unseres Gesundheitsministers. Er hört genau auf die Experten. Leider gibt es in dieser Krise kein Patentrezept.
Sie haben ein breites Spektrum an beruflichen Erfahrungen: Generalsekretär der Caritas, Bundesgeschäftsführer bei den Grünen und zuletzt in der Privatwirtschaft. Welche dieser Erfahrungen hilft Ihnen jetzt am meisten?
Krisenmanagement habe ich in der Caritas gelernt. Ich habe dort eine Reihe von großen Katastrophenhilfsaktionen erlebt – etwa die Hochwasserkatastrophe 2002, dann große Auslandshilfe-Aktionen oder „Nachbar in Not“ – und viel Erfahrung sammeln können. Die Arbeit in der Caritas war prägend für mein Leben.
INTERVIEW: Gerald Heschl
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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