Radwallfahrt
Was heißt schon "Umweg"?
Radwallfahrt
von der Basilika Mariatrost zur Basilika am Weizberg - in acht Tagen mehr als 550 Kilometer.
Das würde aber auch schneller gehen.“ „Da seid’s euch aber verfahren.“„550 Kilometer statt 25 Kilometer?“ – Solche Aussagen und ungläubige Blicke haben uns auf unserem Weg begleitet.
Wir, Pfarrer Toni Herk-Pickl, Gaby und Thomas Bäckenberger, Monika Pichler und Hans Sindlhofer, machten uns mit unseren Rädern und mit Begleitfahrer Sepp Pregartner am Nachmittag des Fronleichnamstages auf diesen Weg. Er führte uns grob umrissen von Graz-Mariatrost über Maria Lankowitz, Gaberl, Fohnsdorf, Sölkpass, Admont, Eisenerz, Präbichl, Tragöß, Pretalsattel, Steinhaus am Semmering, Pfaffensattel, Maria Fieberbründl, Pöllau nach Weiz.
Sich auf einen solchen Weg zu machen bedeutet immer, aus der Komfortzone herauszusteigen, bereit zu sein, sich auf Neues und manchmal auch Beschwerliches einzulassen. 9000 Höhenmeter auf der Karte erfordern auf dem Weg Ausdauer und Konsequenz. Nach der Anstrengung oben zu stehen ist immer wieder ein ganz besonderes Gefühl.
Neben wunderbaren Sonnentagen mit herrlicher Aussicht war auch der Regen unser Begleiter. Es ist ein Unterschied, ob ich daheim die Entscheidung treffe, bei Regen eine Radtour oder Wanderung zu machen, oder ob ich über längere Zeit mit einem Ziel vor Augen unterwegs bin. Zu Hause kneift man da viel schneller. Es ist immer wieder interessant, an sich selbst zu beobachten, dass sich unterwegs bei Regenwetter nicht mehr die Frage stellt, ob man fährt oder geht, sondern abgecheckt wird, mit welcher Ausrüstung man am besten durchkommt.
Unser Weg führte uns durch 75 Pfarren bzw. 26 Seelsorgeräume unserer Diözese. In schönen, uns zum Teil unbekannten Kirchen haben wir Einkehr gehalten, wir haben Menschen mit ihren Anliegen und Situationen mitgetragen. Mit offenen Augen, Ohren und Herzen unterwegs zu sein bietet viele Begegnungsmöglichkeiten. Wie heißt es so schön: „Beim Reden kommen die Leut’ zusammen.“ An etlichen Orten wurden wir von Freunden und Verwandten herzlich begrüßt. Wir durften speisen, ausrasten, schwimmen, unser Gewand trocknen. Es war wunderbar, die steirische Heimat in so vielen Orten zu spüren und eingebettet zu sein in ein freundschaftliches Menschennetz.
Sowohl persönlich als auch im Blick auf die steirische Kirchenentwicklung war die Erfahrung beeindruckend, dass jede und jeder das Ziel mit dem eigenen Tempo erreichen kann. Die Geschwindigkeiten sind unterschiedlich, manche sind schneller bergauf, manche bergab und manche in der Ebene. Und doch kommt man gemeinsam ans Ziel, indem man aufeinander gut schaut. Das Ankommen am Ziel ist etwas ganz Besonderes.
Grundsätzlich stimmt es, dass das Ziel einfacher zu erreichen gewesen wäre. Viele Erfahrungen hätten wir dann aber nicht gemacht, viele Erlebnisse nicht gehabt. Wir haben diesen „Umweg“ selbst gewählt, zum Teil, weil es die Topografie vorgegeben hat, zum Teil, weil wir Neues kennen lernen wollten. Im Leben ist es nicht immer so, dass wir uns Umwege, Hindernisse selbst aussuchen. Sie werden uns oft vorgegeben. Auch hier kommt es auf Ausdauer und Konsequenz an, auf unser Abchecken, mit welcher „Ausrüstung“ wir am besten durchkommen, auf das Eingebettet-Sein in ein Menschennetz und auf das Gottvertrauen. Auch hier ist der Blick auf das Ziel das Wichtige. Auch wenn ich mich in eine ganz andere Richtung bewege oder bewegen muss, darf ich meinen Blick auf das Ziel nicht verlieren.
Gaby Bäckenberger
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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