Telefonseelsorge
Mitmensch in Gefahr

Die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 ist ein kostenloser, vertraulicher Notruf, der rund um die Uhr erreichbar ist, wenn Sorgen und Ängste überwältigen. | Foto: RapidEye/istock
  • Die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 ist ein kostenloser, vertraulicher Notruf, der rund um die Uhr erreichbar ist, wenn Sorgen und Ängste überwältigen.
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Tipps für eine gute Bewältigung des zweiten Corona-Jahres gibt die Telefonseelsorge.

Ausgelaugt, müde und perspektivlos: So beschreibt die „TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142“, die aktuelle psychische Situation vieler Anruferinnen und Anrufer im mittlerweile zweiten Corona-Jahr. Ähnlich wie während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 sollte daher auch heuer der „gemeinschaftliche Gedanke der Sorge füreinander“ in den Fokus rücken, appellierte Telefonseelsorge-OÖ-Leiterin Silvia Breitwieser. Helfen könnten bereits kleine Gesten wie Anrufe, Nachrichten oder das „Anläuten beim Nachbarn“, meinte Breitwieser: „Schauen wir auf die gesundheitliche und seelische Verfasstheit unserer Nächsten, bleiben wir in Kontakt.“
Bereits eine Anpassung der Tagesstruktur oder das „Ausziehen des Pyjamas“ könne bei Ängsten oder dem Gefühl der Perspektivlosigkeit helfen, erklärte Katharina Glück, Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin. Auch Bewegung an der frischen Luft wirke antidepressiv, so die Medizinerin. Vermieden werden sollten negative Nachrichten, aber auch Substanzmissbrauch wie Alkohol. Solch kleine Umstellungen könnten Menschen helfen, egal ob sie eine Krisenresilienz hätten oder nicht, betonte Glück.
„Der Ausnahmezustand ist zum Dauerzustand geworden, Leichtigkeit und Unbeschwertheit sind selten geworden“, erklärte Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der Telefonseelsorge OÖ, unter anderem die Überforderung durch Homeoffice, Homeschooling, Social Distancing oder Arbeitslosigkeit. Sichtbar werde dies auch an den steigenden Beratungszahlen der Telefonseelsorge (2019: 15.000; 2020: 17.000), aber auch an vermehrt geäußerten Zukunfts- und Kontrollverlustängsten. „Hinzu kommen die Sehnsucht nach körperlichen Interaktionen, die Wut über die mangelnde Kontrolle der Situation und die Perspektivlosigkeit“, so die langjährige Telefonseelsorge-Beraterin. „Wenn jeder Mitmensch eine potenzielle Gefahr darstellt, braucht es eine gute Balance, um das auszuhalten“, mahnte Lanzerstorfer-Holzner. Sie rief dazu auf, sich bei anhaltenden Sorgen und Ängsten Hilfe zu holen.
Das Angebot der Telefonseelsorge wird verstärkt von Frauen (67 Prozent) angenommen, Männer machen 33 Prozent der Kontakte aus. Die meisten Anrufenden sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. An die Onlineberatung wenden sich vorwiegend Jüngere, so sind 64 Prozent der Ratsuchenden in der Mailberatung unter 30 Jahre alt. Die drei häufigsten Beratungsthemen sind Beziehungsprobleme, Einsamkeit und psychische Gesundheit.

Notruf 142

Die Telefonseelsorge ist da
Der Notrufdienst 142 ist in ganz Österreich vertraulich, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar, ebenso die Mailberatung unter der Web-Adresse https://
onlineberatung-telefonseelsorge.at
Mit der Notrufnummer 142 (ohne Vorwahl) kommen Sie zur Telefonseelsorge-Stelle des jeweiligen Bundeslandes, in dem Sie sich befinden.
Die Telefon-SeelsorgerInnen sind vorwiegend ehrenamtliche Frauen und Männer, die für diese Tätigkeit speziell qualifiziert wurden. Die Telefonseelsorge ist ein Angebot für Menschen, die einen kompetenten, einfühlsamen und verschwiegenen Gesprächspartner suchen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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