Aktion Familienfasttag
Leben verändern
Glorie von den Philippinen erzählt von Problemen der Arbeitsmigration.
Das kleine Team vom Mindanao Migrants Center, bestehend aus sieben Personen, ist zuständig für die 182 Dörfer Mindanaos, der zweitgrößten Insel der Philippinen. Acht Dörfer sind verstärkt in ihrem Blick, da dort der Anteil an Arbeitsmigranten am höchsten ist, berichtet Glorie Seno, Projektmanagerin beim Mindanao Migrants Center.
Das Hauptaugenmerk liegt auf den Slums im urbanen Bereich von Mindanao und an der Küste. Die Häuser, man sollte sie eher Hütten nennen, sind aus leichten Materialien und teils auf Stelzen gebaut. Zwar passend zum tropischen Klima, jedoch fatal bei Erdbeben oder Wirbelstürmen. Die wirtschaftliche Situation auf den Philippinen ist schwierig. 20 Millionen Philippinas und Philippinos leben in Armut. Gut bezahlte Jobs sind rar. Viele ArbeiterInnen bekommen für acht bis zehn Stunden teils körperlich schwere Arbeit umgerechnet sieben Euro am Tag – manche sogar noch weniger, erzählt Glorie.
Im Ausland zu arbeiten und Geld nach Hause zur Familie zu schicken ist für viele der einzige Ausweg. Das möchte das Mindanao Migrants Center verändern. „Wir träumen davon, dass Arbeitsmigration eine Option zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung wird, aber nicht die einzige Lösung, damit man die Kinder zur Schule schicken oder Schulden zahlen kann“, so Glorie.
Auch wenn Arbeitsmigration vom Staat gefördert wird, da das ausländische Geld die heimische Wirtschaft stärkt, erhalten die OFWs (Overseas Filipino Workers), wie die ArbeitsmigrantInnen auf den Philippinen genannt werden, kaum Unterstützung. Mit schwierigen Situationen beim ausländischen Arbeitgeber stehen sie meist ganz allein da. „Unsere OFWs berichten von Gewalterfahrungen, auch von Vergewaltigung, oder dass sie Hunger leiden müssen und weniger Geld bekommen als ausgemacht“, erzählt Glorie.
Hier kommt das Team vom Mindanao Migrants Center ins Spiel. „Wir helfen den OFWs und ihren Familien in rechtlichen Fragen, bei medizinischen Problemen und geben auch psychologische Hilfe“, erzählt sie. Einige Kinder von OFWs unterstützen sie auch beim Schulbesuch mit Stipendien. Aber die finanziellen Ressourcen sind begrenzt. Das seit 15 Jahren tätige Zentrum baut auf die Hilfe der Aktion Familienfasttag. „Ich möchte, dass die Menschen hier in Österreich wissen, dass sie viele Leben verändern durch ihr Engagement und die Spenden“, betont Glorie. Doch noch wichtiger als Geld sei die Solidarität. „Denn die Rechte von MigrantInnen sind Menschenrechte.“
Katharina Grager
Philippinen
Land der Arbeitsmigration
Fast zehn Prozent der Bevölkerung auf den Philippinen gehen zum Arbeiten ins Ausland. Die Nachfrage nach den Arbeitskräften ist groß. Viele Frauen sind als Hausangestellte in den Golfstaaten, wie Kuwait, Dubai oder Saudi Arabien, tätig. Andere arbeiten in Europa oder den USA in der Pflege, in Krankenhäusern oder Altenheimen. Männer sind häufig im Baugewerbe.
Auf den Philippinen gibt es eigene Re-krutierungs-Agenturen, die ArbeiterInnen für das Ausland anwerben, ausbilden und vermitteln. Der Staat unterhält auch bilaterale Vereinbarungen mit den Zielländern der Arbeitsmigration. Doch Ausbeutung und Missbrauch kommen häufig vor.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.