Familie
Die Gesellschaft bereichern

Fremdsein ist ein schönes Abenteuer, wenn man für eine bestimmte Zeit in eine neue Kultur eintauchen möchte. Anders oft das ungewollte Fremdsein ... | Foto: pixabay
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  • Fremdsein ist ein schönes Abenteuer, wenn man für eine bestimmte Zeit in eine neue Kultur eintauchen möchte. Anders oft das ungewollte Fremdsein ...
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Migration. Wenn aus Fremdem Vertrautes wird.

Ungewolltes Fremdsein, die eigene Heimat verlassen, weil es keine andere Möglichkeit gibt, ist eine mehrfache psychische Belastung. Flüchtlinge/Migranten/-innen erleben zunächst einen Trennungsschmerz. Ihnen wird klar, was Heimat für sie bedeutet: Verwurzelung, Geborgenheit, Vertrauen, Wärme, Kindheit, Identität. Diese Heimat ist oft nur noch in Erinnerungen erreichbar. Fremdsein ist erschöpfend, wenn man sich trotz großer Verluste in der neuen Kultur einleben und sein wahres Ich zeigen möchte.
Menschen mit Migrationshintergrund setzen sich intensiv mit ihrer Kultur auseinander. Carlos Sluzki, Psychiater, bezeichnet diese Phase als Überkompensierungsphase, in der man die eigenen Kulturelemente, besonders die Muttersprache, nicht nur als Kulturgut betrachtet, sondern sie sogar überbewertet. Menschen mit Migrationshintergrund wollen ihre Kultur nicht verlieren, die neue Kultur ist aber noch fremd. Mit der Zeit kann aber aus den fremden Dingen Vertrautes werden.
Gesellschaftliche Integrationsräume, wie Bildungsangebote, Freundschaften, Arbeitsplatz, sowie eigene Bewältigungs- und Erneuerungskräfte führen dazu, dass das Fremdsein langsam verschwindet. Migranten/-innen schätzen die neue Kultur. Den früheren Heimat- und Identitätsverlust betrachten sie als einen normalen Veränderungsprozess. Sie leben vieles aus ihrer Tradition, zeigen ihren Charakter, ihre Fähigkeiten, Kompetenzen, Begabungen und bereichern somit unsere Gesellschaft.
Ildikó Saruga, Erziehungswissenschafterin

Treffpunkt-Eltern-Gesprächsrunden

Wenn Familien in ein fremdes Land kommen, ändert sich so einiges für sie. Doch was alle Eltern gemeinsam haben, ist das Bedürfnis nach Austausch.
Diesen Austausch unter Eltern zu organisieren und zu ermöglichen, ist ein wichtiger Auftrag in der Elternbildung. Treffpunkt-Eltern-Gesprächsrunden ermöglichen diesen gezielten Austausch – zu unterschiedlichen Erziehungsthemen und in verschiedenen Sprachen. Denn über Erziehung spricht es sich am leichtesten in der Muttersprache. Die Gesprächsrunden werden von geschulten Moderatorinnen geleitet.
Haben Sie Interesse, eine Treffpunkt-Eltern-Gesprächsrunde zu organisieren? Info: Katholisches Bildungswerk, Maria Menhart, Tel. 0676/87 42-22 99.

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Der Hoffnung ein Zuhause geben

Markus Inama
22,90 Euro
Styria Verlag

„Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ Diese Weisheit aus dem Talmud ist das Motto der „CONCORDIA Sozialprojekte“. Seit 1991 unterstützt die gemeinnützige Stiftung Straßenkinder in Rumänien, Bulgarien und der Republik Moldau. Pater Markus Inama, SJ., ging nach Bulgarien, um das Sozialzentrum „Sveti Konstantin“ für obdachlose Kinder und Jugendliche in Sofia aufzubauen. Ein persönliches Porträt der bulgarischen Hauptstadt im täglichen Kampf gegen die Armut.

ZUM NACHDENKEN yon Sofia Mecinaj

Fremd im eigenen Zuhause
Als Tochter ehemaliger Flüchtlinge aus dem Balkan werde ich ständig gefragt, zu wem ich mich zugehörig fühle. Fragen wie „Fühlst du dich bosnisch? Albanisch? Oder doch österreichisch?“ machen mich mittlerweile etwas ungeduldig. Natürlich verstehe ich das Interesse der Menschen, aber was mir manchmal fehlt, ist die mangelnde Akzeptanz, wenn ihnen meine Antwort nicht gefällt.
Mittlerweile antworte ich auf die Frage mit „aus Leoben“, was ja nicht falsch ist, dort wurde ich geboren. Da wird häufig nachgestochert: „Nein, nein. Ich meinte URSPRÜNGLICH.“ Ich muss gestehen, solche Fragen werden mir immer unangenehmer, da es sich dabei um sehr private Dinge handelt, die ich nicht einfach so mit Fremden besprechen möchte.
Ich bemerke immer wieder eine bestimmte Erwartungshaltung bezüglich meiner Ethnie und Herkunft. Mein Gegenüber ist oft schockiert, wenn er oder sie falsch liegt. Warum ist es so wichtig, mich in eine Box zu stecken? Meine Mutter ist Christin aus Bosnien, mein Vater Albaner aus dem Kosovo. Mein Großvater mütterlicherseits orthodox und meine Großmutter römisch-katholisch.
Ich wurde in Leoben noch vor Kriegsende geboren, und meine Eltern lebten mit mir im Flüchtlingsheim. Serbokroatisch war meine erste Sprache, dennoch beherrsche ich perfekt Deutsch. Wir feiern Bajram, das muslimische Fastenbrechen, und besuchen zu Ostern die Kirche. Zu Weihnachten gibt es Geschenke und einen Tannenbaum, zu Bajram wird Geld verteilt.
Die Autorin ist ehemalige Projektmitarbeiterin des Katholischen Bildungswerks, mittlerweile weitergereist nach Barcelona.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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