Familie

Besondere Beziehung

Die Dynamik zwischen Geschwistern ist vielschichtig und wechselhaft.

Die Dynamik zwischen Geschwistern kann durch Liebe, aber auch durch Neid oder sogar Hass geprägt sein. Es gibt diese unausgesprochene Regel, dass man sich gegenseitig auf den letzten Nerv gehen muss. Wenn wir denken, die Toleranzgrenze sei erreicht, legen unsere Geschwister nochmals nach.
Sie sind oft unsere schärfsten Kritiker, erkennen und konfrontieren uns mit unseren Schwachstellen. Diese schmerzhafte
Gegenüberstellung kann ein wichtiger Teil des Wachstums und der Selbstfindung sein. Der Bruder oder die Schwester bringt uns durch direkten Vergleich dazu, über uns selbst und unsere Entscheidungen nachzudenken und neue Perspektiven zu entdecken.

Auch die Literaturgeschichte bietet einiges zu dieser besonderen Beziehung: von tragischen Bruderduellen in Shakespeares Dramen bis hin zu den herzerwärmenden Geschwistermärchen der Brüder Grimm, wie „Hänsel und Gretel“ oder „Schneeweißchen und Rosenrot“. Vielleicht kennen Sie „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner, „Hanni und Nanni“ von Enid Blyton oder „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren. In der Popkultur sind vielen von uns die Kelly Family oder die Bee Gees ein Begriff. Oft werden Geschwister als Schicksalsgemeinschaften gezeigt, wie Adams und Evas Söhne Kain und Abel oder die von einer Wolfsmutter gesäugten Zwillinge Romulus und Remus aus der römischen Mythologie.

Wogersien/Deike

Bis ans Lebensende
Jeder kennt Hans und Sophie Scholl, die mit der Widerstandsgruppe Weiße Rose gegen den Nationalsozialismus aktiv waren. Geschwister sind ein festes Band, das in die Struktur unseres Seins eingewoben ist, eine Konstante in unserem Leben, eine Verbindung zu unserer Vergangenheit und eine Brücke in die Zukunft – selbst wenn die Bindung irgendwann reißt.
Wir suchen uns unsere Geschwister nicht aus. Wenn wir Glück haben, sind sie Seelenverwandte und engste Freunde und begleiten uns bis an unser Lebensende.
Dann bleibt selbst in den dunkelsten Momenten das Band der Blutsverwandtschaft unzerreißbar.

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Kinder in die Welt begleiten
Ich sehe, was du brauchst. Wie wir Kinder in die Welt begleiten. Von Kathrin Hohmann, Verlag Herder.

Eltern, Großeltern und Angehörige wollen Kinder liebe-voll, fürsorglich und in Geborgenheit ins Leben begleiten. Wenn Erschöpfung und Ohnmacht belasten, rutscht man manchmal in Verhaltensweisen, die man nicht mag. Die Beziehungsexpertin und grandiose Übersetzerin kindlicher Bedürfnisse Kathrin Hohmann zeigt, dass es auch anders geht!

Nachgedacht

Geschwister – verwandte Seelen

Geschwister sind als Kinder derselben Eltern die Gesamtheit der Brüder und Schwestern einer Generation.
Der Begriff stammt vom althochdeutschen „giswestar“ für Schwestern, das im Mittelhochdeutschen zu
„geswister“ wurde. Es gibt Voll-, Halb- und Stiefgeschwister. In der Komplexität menschlicher Beziehungen nehmen Bruder und Schwester einen besonderen Platz ein. Oftmals mit der gleichen genetischen Abstammung, sind sie Zeugen unserer Entwicklung, weil sie üblicherweise unsere Kindheit teilen: Sie können über die heiklen Momente in unserer Jugend erzählen. In ihnen spiegelt sich unsere eigene Geschichte als lebendige Erinnerung wider, die Wirren des Erwachsenwerdens mit allen Höhen und Tiefen. „Du hast das besser gemacht als deine Schwester“, sagen die Eltern. Das erzeugt Rivalität. Andererseits sind Geschwister oft die Ersten, die da sind, wenn wir Hilfe brauchen. Sie sind unsere Unterstützungssysteme, unsere Verbündeten im Kampf gegen die Eltern. Sie wissen am besten, wie man uns zum Lachen bringt. Die Beziehung zwischen Geschwistern ist somit geprägt durch Vertrautheit jenseits von Worten. Das schafft einen Raum, in dem man sich öffnen kann, ohne Angst vor Verurteilung. Doch ist das wirklich immer so?