2. Sonntag 2024: H. Benedikt Felsinger
Vom Lamm Gottes etwas lernen

Das Lamm Gottes ist ein seit ältester Zeit im Christentum verbreitetes Symbol für Jesus Christus. 
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  • Das Lamm Gottes ist ein seit ältester Zeit im Christentum verbreitetes Symbol für Jesus Christus.
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Die Weihnachtsferien sind wieder vorüber. Für Schüler und Studierende gilt es, sich jetzt erneut ins Zeug zu legen und zu lernen, um einen positiven Abschluss vor dem Semesterende zu erreichen. Blicken wir in das Evangelium des 2. Sonntags im Jahreskreis, dann entdecken wir dort ebenfalls die Jünger, die sich eine Zeitlang Johannes dem Täufer angeschlossen haben und die nun eine Lebenswende vollziehen. Dazu ist zu erwähnen, dass der Begriff für Jünger bzw. Apostel im Lateinischen „discipulus“ lautet und wörtlich übersetzt Schüler bedeutet.

Die zwei Johannesjünger hatten jedoch keine Zeit, sich in Ferien der Erholung und dem Nichtstun hinzugeben. Sie haben beim Vorläufer des Herrn gleichsam in einer Grundausbildung gelernt, in ihrem Herzen wach und aufmerksam zu sein. Das macht sie fähig, den Ausruf Johannes aufzugreifen: Seht das Lamm Gottes! Sie lösen sich ohne Zögern vom Täufer los und gehen Jesus hinterher. Nun gilt es erst recht zu sehen und zu lernen. Die Zeit ist kostbar. Alles wird daran gesetzt, sich dem zu widmen, wofür die Sendung und das Heilswerk Jesu steht.
Im Handeln, Rufen und Berufen, im Lehren und Heilen Jesu wird nach und nach deutlich, dass das Reich Gottes nahe ist. Dafür gilt es, das einst gesammelte Volk Gottes aufmerksam zu machen und das neue Volk Gottes zu sammeln. Für die Apostel war es eine einmalige Gelegenheit, bei Jesus persönlich dafür in die Schule zu gehen. Sie wurden dazu herangebildet, Mitarbeiter und Verkünder des Evangeliums zu werden und so das neu angebrochene Zeitalter zu gestalten.

Große Lehr- und Lerntradition

Wir selbst stehen seit der Zeit der Apostel in dieser Lehr- und Lerntradition. Im Glaubensbekenntnis sprechen wir es Sonntag für Sonntag aus, dass die heilige katholische Kirche uns eint. Im großen Credo, dem so genannten Nicäno-Konstantinopolitanum, wird noch genauer formuliert, dass die Kirche auch die eine und apostolische ist. Die Gemeinschaft der Glaubenden trägt die Tradition der Apostel bis ins Heute und ist damit aufgerufen, das, was das Bild des Lammes Gottes bedeutet, immer wieder neu zu beherzigen, zu leben und zu verkünden.

Bischof Franz Kamphaus (Bischof von Limburg, D, 1982–2007) hat in seinen Überlegungen zum 1. Kapitel des Johannesevangeliums den Begriff des Lammes Gottes näher beleuchtet. Das Lamm ist gewaltlos. Spätestens am Kreuz offenbart sich Jesu Gewaltlosigkeit. Darin gilt es Jesus nachzufolgen.

Pflicht, Gewalt zu verhindern

Kamphaus wörtlich: „Es gibt für uns Christen keine Alternative zu der Pflicht, Gewalt zu verhindern oder wenigstens zu mindern. Das ist in der Geschichte des Christentums nicht immer erkannt und schon gar nicht immer befolgt worden. Das zu bekennen, darf uns nicht daran hindern, dass wir uns heute neu auf den Auftrag Jesu zur Gewaltlosigkeit besinnen, nicht nur im Wort, sondern vor allem in der Tat, also Schritte tun auf dem Weg der Gewaltlosigkeit. Wir sollten uns nicht beirren lassen durch die, die meinen, es sei doch nichts zu machen, die jeden Neuansatz in Gleichgültigkeit oder Lethargie ersticken. Schritte auf dem Weg der Gewaltlosigkeit sind dem möglich, für den Jesus Wirklichkeit ist.“ (aus Franz Kamphaus: Der Unbekannte aus Nazareth).

Für mich selbst sehe ich darin noch genügend Lernstoff, den es zu internalisieren, zu verinnerlichen gilt. Es ist, denke ich, für uns alle eine große Herausforderung, genau daran zu arbeiten und unter der Aufsicht Jesu ständig neue Schritte der Gewaltlosigkeit zu erlernen. In jeder Feier der Eucharistie werden wir daran erinnert, auf das Lamm Gottes zu schauen und seine Stimme zu hören. Die Prüfung dieses Stoffes erfolgt jedoch – um das Bild der Schule erneut zu bemühen – im alltäglichen Leben in oft bitterer und konkreter beinharter Realität. Holen wir uns also direkt beim Lamm Gottes Kraft und Ansporn dafür!

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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