Palmsonntag: Bischof em. Klaus Küng
"Siehe, der König kommt"

Jesus zieht in Jerusalem ein – Darstellung von Giotto (1267-1337) in der Scrovegni-Kapelle in Padua, Teil des Freskenzyklus des Lebens Christi.  | Foto: Gemeinfrei
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  • Jesus zieht in Jerusalem ein – Darstellung von Giotto (1267-1337) in der Scrovegni-Kapelle in Padua, Teil des Freskenzyklus des Lebens Christi.
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Die Segnung der Palmzweige, mit der die Liturgie am Palmsonntag eröffnet wird, und der liturgische Einzug in die Kirche als Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem tragen einen liebevoll–freudigen Charakter. Die Jünger hatten auftragsgemäß das Fohlen einer Eselin losgebunden und für Jesus bereitgestellt, sie legten ihre Kleider darauf und Jesus setzte sich darauf. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: „Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“ (vgl. Mk 11,1-10). Es waren Jubelrufe, Ausdruck der Liebe und des Glaubens, dass er der Messias ist. Die danach folgende Liturgie des Palmsonntags ist dann ernst, sogar sehr ernst.

Das Leiden des Herrn steht über der Zeit

Im Zentrum der Palmsonntag-Liturgie steht die Leidensgeschichte. Ihr geht das vom Propheten Jesaja verkündete dritte Lied vom Gottesknecht voraus. Dort steht unter anderem: „Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen und meine Wangen denen, die mir den Bart ausrissen ...“ Danach folgen die Worte des heiligen Paulus über seine Entäußerung: „Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ Der Palmsonntag ist eine Aufforderung, innezuhalten und sich für die Feier der österlichen Geheimnisse bereit zu machen. Die Grundlage bilden das Leiden und Sterben des Herrn. Wir dürfen es, wenn wir Ostern feiern wollen, nicht übergehen. Nicht nur das. Es ist notwendig wahrzunehmen, dass dieses Geheimnis über der Zeit steht. Viele glauben nicht an ihn, ignorieren ihn, verlassen ihn. Die Zahl der um des Glaubens Willen Verfolgten und Getöteten ist im vergangenen Jahrhundert und in diesem größer denn je zuvor. Sein Leiden und Sterben sind gegenwärtig.

Es betrifft auch unser eigenes Leben. Es gibt kein echtes Christsein, ohne die Bedeutung des heiligen Kreuzes zu entdecken, und zwar in zweifacher Hinsicht: Wir bedürfen der Früchte seines Leidens und Sterbens. Er hat alle Schuld auf sich geladen, auch unsere Schuld. Hätte Gott dem Menschen, somit auch uns, nicht einfach vergeben können? Diese Frage hat sich schon vielen gestellt. Die Antwort lautet: Gott könnte es, aber er wollte uns seine unendlich große Liebe zeigen und so hat er seinen Sohn in die Welt gesandt, sein einziges, wirklich vollkommenes Abbild. Er hat Fleisch angenommen und sein Leben hingegeben zur Rettung der Welt. Er hat uns bewusst gemacht: „Es gibt keine größere Liebe als wenn einer sein Leben für die Freunde hingibt“(Joh 15,13). Er hat für uns gelitten, ist für uns gestorben, auch für unsere Schuld.

Er ruft uns aber auch zu seiner Nachfolge. Es gibt keine echte Liebe ohne Bereitschaft zu Hingabe, zu Selbstüberwindung, zu Opfer. Das gilt sowohl für die Liebe zu Gott als auch für die Liebe zu den anderen. Nur so lernen wir wahrhaft lieben, wenn wir lieben lernen wie Er liebt.

Eine Vorbereitung für das Osterfest

Im Tagesgebet des Palmsonntags wird die Bitte ausgesprochen: „Hilf uns, dass wir ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen und an seiner Auferstehung Anteil erlangen.“ Es ist ein Weg zu großer Hoffnung für uns und die ganze Welt.

Mit ihm vereint können wir bestehen. Wir sollten aufmerksam die Liturgie der Karwoche mitverfolgen. Da werden Chrisam und die anderen heiligen Öle geweiht, die man bei der Taufe, Firmung, Priesterweihe und Krankensalbung verwendet. Alle Sakramente führen zur Vereinigung mit Christus, dem mit dem Heiligen Geist Gesalbten, und mit der von ihm bewirkten Erlösung. Am Gründonnerstag wird der Fußwaschung gedacht und das Abendmahl gefeiert, bei dem die Eucharistie eingesetzt worden ist. Wir können mit Ihm eins werden, der den Tod erlitten hat und auferstanden ist. Es wäre so wichtig, dass wir entschlossen sind, verbunden mit ihm zu leben. Auch eine gute Osterbeichte mit dem Verlangen nach Entfernung aller Schuld kann ein großer Segen sein. Es lohnt sich, sich auf seine Geheimnisse einzulassen. Es führt zu Freude, Frieden, Zuversicht und vor allem zu einer wachsenden Liebe, zu einem echten Osterfest.

Jesus zieht in Jerusalem ein – Darstellung von Giotto (1267-1337) in der Scrovegni-Kapelle in Padua, Teil des Freskenzyklus des Lebens Christi.  | Foto: Gemeinfrei
Bischof em. Klaus Küng | Foto: Kirche bunt/Archiv
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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