15. Sonntag: Dechant KR Ernst Bergmann
Nix für uns - nichts für uns - oder?
Er gebot ihnen außer einen Wanderstab nichts auf dem Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld, kein zweites Hemd…“
Das war’s, Evangelium zuschlagen, zurücklehnen – „Nix für uns!“ Viele von uns bereiten sich in dieser Zeit auf den Urlaub vor. Was nehme ich mit? Jedenfalls mehr als im Evangelium aufgezählt wird. Vor allem die Bankomatkarte möchte ich keineswegs zurücklassen.
Manche erklären: „Ich fühle mich von diesem Evangelium nicht angesprochen. Das hat wenig mit meinem Leben zu tun. Vor 2000 Jahren war die Welt eine andere – von Gastfreundschaft und Einfachheit des Lebens geprägt“. Aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen, nachzudenken, worum es geht.
Bevor Jesus dies alles sagt, müssen wir beachten, was Jesus seinen Jüngern gibt. „Er gab ihnen Vollmacht in seinem Namen …“ (Mk 6,7). Die Jünger waren wahrhaftig nicht die großen Theologen und auch ohne Rhetorikausbildung.
Sie sind ausgesandt! Sie haben in der Zeit mit Jesus sicher nicht alles verstanden, was er lehrte. Wie später im Evangelium klar wird, sind sie mit ihrem Wissen und Verstehen noch lange nicht fertig. Und trotzdem haben sie „Vollmacht“.
Das gesprochene Wort
Unsere Erfahrung macht sichtbar, dass das selbst gesprochene Wort viel mehr Einsicht bringt als das gehörte Wort. Die meisten von uns haben schon viele Predigten gehört. Jede und jeder von uns ist mit dem jetzigen Leben und Fragen beschäftigt. So manche Predigt geht an uns vorbei, weil sie mit dem aktuellen Leben und Themen nichts zu tun hat.
"Mit der Haltung des Vertrauens verträgt es sich nicht, wenn man viel an Äußerem festhält."
Ganz anders mit dem selbst gesprochenen Wort in Bibelkreisen und Runden, wenn ich bei einem Gedankengang innerlich mitgehe, ja meine Gedanken dazu beitrage. Das heißt, der Sprecher lernt von dem, was er sagt, also selber manchmal am meisten. Das gilt natürlich auch für den Prediger.
Wenn Jesus daher seine Jünger ausschickt, dann will er, dass sie im Aussprechen und Tun seiner Worte und Taten seine Botschaft immer tiefer verstehen.
Das heißt dann: Ein Gesandter im Namen Jesu mit Vollmacht ist man nicht erst, wenn man „fertig“ ist und man meint, alles verstanden zu haben. Ein Gesandter im Namen Jesu mit Vollmacht ist man auch gerade dann, wenn man auf der Suche ist, wenn man Lernende und Lernender ist.
„Aber-Geister“
Jesus gab seinen Jüngern die Vollmacht, die Dämonen auszutreiben. Es geht dabei nicht um Spukgeister, die man mit magischen Formeln zu bannen sucht. Fridolin Stier übersetzt das Wort „Dämonen oder unreine Geister“ mit „Aber-Geister“ (du bist gut, aber….). Diese Aber-Geister machen mit der Angst des „Aber“ unser Leben klein und eng. Die Botschaft Jesu führt uns in die Weite. Der Aber-Geist führt in die Enge, Kleinheit und Angst.
Die Botschaft, nichts mitzunehmen, lehrt uns die Haltung des Vertrauens. Mit der Haltung des Vertrauens verträgt es sich nicht, wenn man viel am Äußeren festhält.
Lebe ich in Haltung des Vertrauens?
So stellt das heutige Evangelium die Frage an dich und mich: Lebe ich in der Haltung des Vertrauens? Spüre ich, dass ich ein Gesandter Jesu bin, mit Vollmacht ausgestattet?
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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