29. Sonntag: P. Sebastian Dumont
Gott geben, was Gott gehört
Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott, was Gott gehört“. Diese bekannte Antwort Jesu ist wunderbar weise, indem er die Gerechtigkeit verteidigt und alles an seinen richtigen Platz stellt. Der hl. Thomas von Aquin sagt, dass die Gerechtigkeit darin besteht, jedem das zu geben, was ihm zusteht. Das ist es, was Jesus von uns verlangt: Wir müssen den Behörden das geben, was ihnen zusteht, damit sie sich um die verschiedenen Bedürfnisse der Bürger kümmern können, und wir müssen auch Gott das geben, was ihm zusteht, ohne beides zu verwechseln.
Der Katechismus der katholischen Kirche (Nr. 2240) lehrt, dass „die Unterwerfung unter die Autorität und die Mitverantwortung für das Gemeinwohl sittlich (u. a.) die Zahlung von Steuern verlangen ...“ (siehe auch Röm 13,7). Auf diese Weise fordert Jesus uns auf, am Aufbau einer gerechten und friedlichen Gesellschaft mitzuwirken.
Betrachten wir nun aber den zweiten Teil der Antwort Jesu: Wir sollen Gott geben, was Gott gehört. Alles, was existiert, gehört dem Schöpfer: Unsere materiellen und geistigen Güter, unser Leib und unsere Seele, unsere äußeren und inneren Reichtümer, Talente, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Alles, was wir sind, ist in den Händen des Urhebers des Lebens. In dem dem hl. Ignatius von Loyola zugeschriebenen Gebet heißt es: „Alles, was ich habe und besitze, hast Du mir gegeben, Dir, Herr, gebe ich es zurück“. Das ist echte Gerechtigkeit. Es ist keine Frage des „religiösen Gefühls“ oder einer mystischen Neigung, die einigen wenigen vorbehalten ist. Es ist in erster Linie eine Frage der Gerechtigkeit. Jesus aber klopft in aller Diskretion an die Tür unserer Freiheit, und es ist eine Kunst, ihm zuzuhören.
Jesus beschenken
In unserem Heim für verwaiste Kinder in Cuzco (Peru) nehmen wir sehr arme Kinder auf, von denen wir aber viel lernen können. Einmal, zu Weihnachten, hatte der Priester die Kinder in einer Predigt eingeladen und gesagt, so wie das Jesuskind uns so viele Segnungen und Geschenke gebracht habe, sollten wir ihm auch etwas zurückgeben. Eines der Kinder, sechs Jahre alt, dessen Mutter wegen Drogenhandels im Gefängnis war, wandte sich an den Bruder und sagte: „Ich möchte dem Jesuskind dieses Spielzeugauto schenken“, und legte es in die Krippe (um es dann anderen Kindern zu geben, die es noch mehr brauchen). Zwei Tage später kehrte das Kind zu dem Bruder zurück und sagte: „Nein, ich will Jesus nicht dieses Auto schenken, sondern das andere, das größere“. Der Bub hatte nur zwei Autos, und für Jesus wollte er das Beste, das Schönste geben.
„Alles, was ich habe und besitze, hast Du mir gegeben, Dir, Herr, gebe ich es zurück.“
Es ist schön, wenn wir erkennen, dass das Beste von dem, was wir haben, Gott gebührt, auch wenn wir etwas aufgeben müssen, das wir sehr mögen. Wie oft schenken wir Gott ein wenig von der Zeit, die wir noch übrig haben, oder den Armen etwas, das uns nicht mehr nützlich ist. Aber so sollte es nicht sein, das ist nicht gerecht.
Wir sollten erkennen, was wir empfangen haben und was wir geben können, und wir sollten großzügig sein, denn Gott ist großzügig zu uns gewesen. Im Brief an Diognet (5,5.10; 6,10; vgl. KKK 2240) heißt es, dass die Christen „die bestehenden Gesetze befolgen, und ihre Lebensweise steht über den Gesetzen“. Jesus hat zwar die Steuer an den Kaiser bezahlt (Mt 17,27), aber er hat auch unsere Schuld gegenüber Gott bezahlt, indem er sein Blut in Liebe zur Vergebung unserer Sünden vergossen hat.
An diesem Weltmissionssonntag sollen wir darum bitten, dass das missionarische Feuer in uns entfacht wird, dass wir alles, was wir haben, in den Dienst Gottes und des Nächsten stellen. In jedem der Armen, die an die Tür unserer Häuser oder Schulen in Peru, Mexiko oder Kuba klopfen, aber auch in den Armen, die Gott euch mit ihren materiellen oder geistlichen Bedürfnissen zur Seite stellt, lasst uns Jesus erkennen, der uns einlädt, das Beste von uns selbst zu geben ...
Jetzt klopft er diskret an unsere Tür... und morgen wird er uns zur Rechenschaft ziehen (Mt 25,40): Ich war hungrig, durstig, nackt, im Gefängnis, krank ... Was habt ihr für mich getan? Habt ihr euch darauf beschränkt, die Steuer zu bezahlen, oder habt ihr auch etwas dazu getan?
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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