4. Ostersonntag: Michaela Lugmaier
Gesucht: Menschen mit einem Hirten-Herz
Es gibt vielerlei gute und wertvolle Literatur zum Thema Unternehmenskultur und Leadership. Die Autoren von „Das Hirtenprinzip“ setzen z. B. auf die Kraft des Erzählens. Sie verpacken die Basics der Mitarbeiterführung meisterhaft in eine spannende Geschichte. Ein junger BWL-Student, der kurz vor seinem Abschluss steht und exzellente Noten vorweisen kann, wendet sich – mangels praktischer Erfahrung – vertrauensvoll an einen erfahrenen Professor. Dieser weiht ihn auf sehr unkonventionelle Art in die Prinzipien einer weisen und guten Menschenführung ein.
Das Buch greift dabei das biblische Bild des guten Hirten auf, dessen Führungsstil vom Grundsatz „Mehr dienen als herrschen!“ geprägt ist (vgl. Regel des hl. Benedikt, Kap. 64,8ff.). Dieses Bild begegnet uns – neben dem Motiv der Tür – im 10. Kapitel des Johannesevangeliums in der Person Jesu.
Vertrauen, Kommunikation und Fachkompetenz zeichnen den guten Hirten aus. Dabei ist das Wie entscheidend! Er agiert professionell und spirituell, stellt eine direkte, offene, transparente Verbindung zu seinen Schafen her. Er wählt den klassischen Weg durch die Tür. Das unterscheidet ihn von Dieben oder Räubern, die sich – ihren eigenen Interessen und Zielen folgend – auf Schleichwegen und mit unlauteren Methoden gewaltsam Zutritt verschaffen. Die Stimme des Hirten klingt vertraut. Sie vermittelt Sicherheit. Die Beziehung zu den Schafen ist von einem Klima des Vertrauens geprägt. Er hat ein Herz für seine Schafe und ruft sie beim Namen. Für ihn sind sie nicht bloß Objekte, die einen guten Schlachtpreis einbringen. Er betreibt Seelsorge vor „Zählsorge“. Er sorgt für gute Orte zum „Grasen“ und geht denen nach, die suchend am Rand stehen und holt jene, die sich verloren oder verlaufen haben, in die Herde zurück. Sein größter Vertrauensbeweis besteht wohl darin, dass er, vergleichbar einer Mutter oder einem Feuerwehrmann, sein Leben für sie einsetzt und riskiert.
Nicht alles aus eigener Kraft
Unter der Führung dieses Hirten lässt es sich gut leben. Sein Kommunikations- bzw. Führungsstil trägt maßgeblich dazu bei. Durch Zuhören erfährt er, wo es krankt oder was Not tut. An ihm liegt es, ob die Herde unter den Eigenheiten einzelner leidet oder ein guter Teamgeist vorherrscht. Notfalls muss er stützend oder steuernd eingreifen. Das Leben der Schafe hängt von seinen (Nicht-)Entscheidungen ab. In Krisenzeiten zeigt sich einmal mehr, wie er seinen Dienst versteht. Die Schafe müssen sich auf ihn verlassen können. Versagt er, ist die ihm anvertraute Herde heillos verloren. Seinem Chef gegenüber ist er dann rechenschaftspflichtig. Er weiß und spürt, dass er nicht alles aus eigener Kraft schaffen kann. Das setzt Demut, Lernfähigkeit und Lernbereitschaft voraus.
Die Beziehung des guten Hirten zu den Schafen ist von einem Klima des Vertrauens geprägt.
Wer sich dem jesuanischen „Hirtenprinzip“ verschreibt, kommt nicht an seinem Wort und gelebten Beispiel vorbei. Er oder sie wird daran gemessen! Jesus möchte uns als guter Hirte ein Vorbild sein. Sein Tun ist ganz auf Gott ausgerichtet. Er weiß, wo Leben zu finden ist und wie man dort hinkommt. Er lädt uns ein, die Komfortzone(n) zu verlassen und ihm zu folgen. Seine Stimme unter den vielen Stimmen und verführerischen Lockrufen herauszuhören, braucht Übung und lebt letztlich von der Kunst der Unterscheidung. Sich seiner Führung anzuvertrauen ist und bleibt zeitlebens ein spannendes Abenteuer!
Gute Hirten und Hirtinnen seines Formats sind mehr denn je gesucht und gefragt! Ja, es braucht Menschen mit einem Hirten-Herz, die sich mit ihren Charismen für das gute Leben aller stark machen, sich in Dienst nehmen lassen und im Sinne Jesu dafür Sorge tragen, dass die Lebensqualität aller wächst. Im Kleinen wie im Großen. Sei es in Familie, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik oder Kirche. Sein „Hirtenprinzip“ zeigt, wie es gelingen kann.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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