22. Sonntag: P. Johannes P. Abrahamovicz

Frohe Botschaft: Erfülltes Leben

Ein Baby ohne Sorgen strahlt dich an – einfach so. Junge Eltern spielen mit ihren Kindern und freuen sich einfach am Leben. Opa und Oma denken zurück, und man sieht, wie aus ihren Augen Dankbarkeit leuchtet.
Ein erfülltes Leben, wäre das nicht schön? Gott will, dass es uns gut geht. Er sagt, dass er immer nur das Beste für uns will. Deswegen hat er uns überhaupt erschaffen.

Doch Jesus spricht von Leiden und Schmerz (und Auferstehen). Wie passt das zu einem erfüllten Leben? Im Innern des Pet-rus sträubt sich alles. Bei Jesu Leidensankündigung empfindet er einen Widerstand in sich und fühlt sich sogar dazu berufen, Jesus zurechtzuweisen. Dazu nimmt er ihn beiseite, sozusagen unter vier Augen – wie der Manager eines Stars, der zwar meint, jetzt sofort auf offener Bühne korrigierend einschreiten zu müssen, ohne aber dabei den Ablauf der Show zu stören und schon gar nicht öffentlich den Star zu blamieren.
Zwar flüstert er Jesus etwas unter vier Augen zu. Doch durch diese sonntägliche Evangelienstelle, die alle drei Jahre wiederholt wird, weiß es inzwischen schon die ganze Welt.

Jesus reagiert prompt. Gerade erst hat er dem Petrus ein sehr positives Zeugnis ausgestellt, nämlich als dieser ihn „Sohn Gottes“ nannte: „Das hat dir mein Vater im Himmel geoffenbart!“ Nun aber befiehlt er dem Petrus, ihm nachzufolgen, wörtlich: „Tritt hinter mich“, nennt ihn einen Gegner, wörtlich „Satan“, nämlich Gegner der wahren Nachfolge und deshalb ein „Ärgernis“, weil er nicht Göttliches im Sinn hat, sondern Menschliches. Tatsächlich hat Petrus aus Jesu Worten über seine Zukunft nur das vergängliche Leiden aufgeschnappt (und die Auferstehung total überhört). Das bloße Leiden ist aber für Jesus kein erfülltes Leben.

Unmittelbar nach diesen Worten an Petrus erklärt Jesus seinen Jüngern und Zuhörern, dass man nur dann ein erfülltes Leben haben kann, wenn man ihm nachfolgt. Aber er sagt ihnen auch, was er unter Nachfolge versteht – und zwar mit einem einzigen Gedanken und in knappen Worten: Dem Willen des Vaters vertrauen, und dadurch die Kunst beherrschen, das Leiden im Leben durchzustehen.

Allerdings verwendet Jesus zwei Ausdrücke, die in unserer heutigen Zeit etwas holprig klingen: „sich selbst verleugnen“ und „sein Kreuz auf sich nehmen“. „Sich selbst verleugnen“ bedeutet nicht, die eigene Identität zu leugnen, und schon gar nicht den eigenen Willen, sondern es bedeutet, dem Eigenwillen zu entsagen, und stattdessen dem Willen des Vaters zu vertrauen. „Sein Kreuz auf sich nehmen“ bedeutet, der Realität in die Augen zu schauen.

Zunächst einmal betont Jesus, wie wichtig ihm der eigene Wille von uns allen ist, denn er lädt nur jene zur Nachfolge ein, die es wollen: „Wenn einer hinter mir hergehen will“. Also nur, wer es will, der soll ihm jetzt zuhören. Der soll auch wissen, dass er nur dann ein erfülltes Leben haben wird, wenn er seinen Eigensinn abbaut – „sich selbst verleugnet“ – und wenn er das noch so leidvolle Schicksal realistisch angeht – „sein Kreuz auf sich nimmt“.

Übrigens ist heutzutage das mit dem Kreuz gar nicht mehr anstößig. Es ist inzwischen wieder ein gängiger Ausdruck geworden, denn man sagt ja, dass jeder Mensch sein Kreuz hat, auch die Juden, die Muslime, alle Andersgläubigen und auch die Nichtgläubigen: Jeder hat „sein Kreuz“.
Aber nur wer es so annimmt wie Jesus, nämlich in vollem Gottvertrauen, der wird schon auf Erden ein erfülltes Leben haben, und erst recht in der Ewigkeit