33. Sonntag: Hannes Ziselsberger
An der Seite der Menschen

Das Pflegehaus St. Elisabeth wurde 1964 gegründet. Seither verbringen Menschen dort ihre letzten Lebensjahre.   | Foto: David L/peopleimages.com – stock.adobe. com
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Tief verzweifelt, voll Not und Angst, gefangen in den Umwälzungen des Alltags und ohne Zuversicht, dass es wieder besser wird. Solche Gefühle lese ich aus den ersten Zeilen dieses Evangeliums und auch der Lesungen.
Gottes Wort verstehe ich als eine Botschaft, die Menschen Kraft und Zuversicht geben möchte. Es ist eine Botschaft, die Menschen zur Heilung von Verletzungen und zur Überwindung von Angst führen möchte. Wieso beginnen die heutigen Texte aber so niederschmetternd? Vielleicht, weil diese Erfahrungen von Not Teil jedes Lebens sind. Diese Erfahrung spitzt sich für viele Menschen im eigenen Tod zu. Am Ende des Lebens zerbricht alles, was wir bisher an Gewissheit hatten. Aber bereits im Leben erfahren Menschen Momente, in denen sich bisher verlässliche Gewissheiten als überholt herausstellen. Auch dann kann es jemandem so vorkommen, als würde sich die Sonne verfinstern und die Drangsal unüberwindbar sein.

Heilende Botschaft

Vor kurzem habe ich als Direktor der Caritas den 60. Geburtstag des Pflegehauses St. Elisabeth in St. Pölten mitfeiern dürfen. 1964 wurde dieses gegründet und seither verbringen Menschen dort ihre letzten Lebensjahre. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner waren etwa zwischen 1880 und 1890 geboren. Sie wurden in die Monarchie hineingeboren, haben den Ersten Weltkrieg überlebt, den Zerfall der Monarchie, den Beginn der Republik und die Zwischenkriegszeit erlebt und den Zweiten Weltkrieg durchlitten. Nach der Besatzungszeit konnten sie erste Früchte des Wirtschaftswunders erleben. Im Rückblick habe ich mir gedacht, dass diese Menschen wohl öfter verzweifelt waren, ohne Zuversicht, in Not und dann doch einen Lebensabend mit guter Versorgung erlebt haben.

Jesus verweist auf den Feigenbaum, dessen Zweige immer wieder saftig werden, dessen Blätter treiben und der den Sommer anzeigt. Die heilende Botschaft dieses Sonntags ist, dass unser Glauben uns auch in den schwierigsten Momenten Zuversicht und Hoffnung gibt, dass wir darauf vertrauen dürfen, dass der Menschensohn jeder Generation zur Seite steht. Keiner Generation werden Not und Verzweiflung, Veränderung und Erschütterung erspart bleiben. Niemand weiß, wann diese Zeit sein wird, noch den Zeitpunkt, wann sie überwunden sein wird. Auch unsere Generation erlebt ihre Herausforderungen. Klimawandel, Mig-ration, Teuerung oder die Kriege in der Ukraine und in Palästina sowie ihre Auswirkungen sind solche Erschütterungen der Gegenwart.

Jeder Mensch kann durch Nächstenliebe zum guten Boten werden.

Kirche steht durch einzelne Personen oder Organisationen an der Seite der Menschen. Ob es die heilige Elisabeth war oder heute die Caritas, die Menschen in Not beisteht, Lebenschancen und Inklusion schafft und dafür eintritt, niemandem die Menschenwürde abzusprechen. Um hier wirksam helfen zu können, bitten wir diesen Sonntag, am Welttag der Armen, um Spenden und Unterstützung. Die Antwort des Menschensohnes ist es, in Herrlichkeit da zu sein. Die Herrlichkeit und Kraft des Glaubens ist für mich untrennbar verbunden mit Liebe und Zuwendung, mit Vertrauen und Wertschätzung für Menschen und Schöpfung, mit Respekt vor jedem Leben und der Menschenwürde jedes Menschen.

Wir wissen nicht, wann uns Krisen erschüttern werden, ob dies die gesamte Gesellschaft oder nur einzelne berührt. Auch persönliche Krisen oder Erkrankungen sind von den Worten des Evangeliums umfasst. Letztlich wissen wir auch nicht, wann wir unser Leben aufgeben müssen und durch den Tod in das ewige Leben eintreten. Aber wir dürfen daran glauben, dass in all diesen Krisen Gottes Liebe und Nähe, seine Geborgenheit und Zuwendung da sind und wir können als Menschen diese Liebe und Geborgenheit, diese Wertschätzung und den Respekt schon jetzt, jeden Tag einander schenken. Dann sind wir wie die Engel, die ausgesendet sind, um zusammenzuführen und Gutes zu bringen.

Das Pflegehaus St. Elisabeth wurde 1964 gegründet. Seither verbringen Menschen dort ihre letzten Lebensjahre.   | Foto: David L/peopleimages.com – stock.adobe. com
Autor
Hannes Ziselsberger ist Diakon und seit September 2016 Direktor der Caritas der Diözese St. Pölten. Vor seiner Berufung zum Caritasdirektor war er in verschiedenen Funktionen in der Caritas der Diözese St. Pölten und der Erzdiözese Wien tätig sowie Geschäftsführer des „Vereins Wohnen“ in St. Pölten. Ziselsberger stammt aus Herzogenburg, er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.  | Foto: Caritas St. Pölten
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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