Weihnachtsinterview mit Bischof Alois Schwarz
Jesus Christus – das Geschenk Gottes an uns Menschen
Bischof Dr. Alois Schwarz spricht im Weihnachtsinterview mit „Kirche bunt“ über den Trost der Weihnachtsbotschaft, über Geschenke unter dem Christbaum, die Strahlkraft des Weihnachtsfestes und wo wir Christus heute erkennen können. Eine ermutigende Botschaft gibt es für Menschen, die krank oder einsam sind, sowie besondere Weihnachtswünsche für uns alle in der Diözese St. Pölten.
Im Weihnachtsevangelium sagt der Engel des Herrn zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht“. Kann uns Menschen dieses „Fürchtet euch nicht“ angesichts der Situation in Europa und der ungewissen Zukunft wirklich trösten?
Bischof Dr. Alois Schwarz: Die schrecklichen Ereignisse und Botschaften, die uns täglich über die Medien erreichen, können wir nicht ändern. Weil wir sie hören, werden sie zu unserer Realität, zu unserer Lebenswirklichkeit. Was wir aber ändern können, ist die Sicht auf diese bedrohlichen Dinge, die in unserer Welt, und manchmal sogar in nächster Nähe, geschehen. Wer aus der hoffnungsvollen Botschaft des „Fürchte dich nicht“ leben kann, bekommt eine innere Freiheit, aus der heraus man für andere beten kann, anderen helfen kann, ohne in die Starre der Ohnmacht zu geraten.
Gott nimmt in Jesus Christus ein Menschenleben an. Gleichzeitig bleibt er der Gott, für den „nichts unmöglich ist“ (Lk 1,37). Welche Sicht auf Gott gibt mehr Trost?
Bischof Schwarz: In der Geburt Jesu gelingt die Zusammenführung von Himmel und Erde, von Transzendenz und irdischer Alltagswirklichkeit. Diese Verbindung ist nicht trennbar, denn Jesus Christus IST Gott und Mensch. An das glauben wir Christinnen und Christen. Diese Tatsache schenkt Trost und Zuversicht, dass alles einmal gut werden wird, weil Gott in Jesus Christus diesen Anker der Hoffnung und des Friedens für diese Welt gesetzt hat.
„Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht“ (Johannes 1,1-5.9-14) heißt es im Evangelium am Christtag. Wo erkenne ich Christus heute?
Bischof Schwarz: Christus wird erkennbar in jeder Geste der Liebenswürdigkeit, in jener Liebe, die Freiheit schenkt und nicht besitzen will. Christus lebt heute in all jenen Menschen, die sich für andere einsetzen, die ihnen helfen. Da danke ich besonders den vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Blaulichtorganisationen, wie dem Roten Kreuz oder der Feuerwehr. Ich bin aber auch dankbar für all die ehrenamtlichen Dienste, die täglich in den Pfarren geschehen, denn sie zeigen, dass den Menschen die Kirche am Herzen liegt. Wenn wir Kirche als Gemeinschaft leben, dann wird auch Christus lebendig.
Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch geworden ist, dass er mitten unter uns lebt. Diese Tage sind mit vielen Heiligenfesten, mit uralten Traditionen und Riten begleitet. Wie wichtig sind solche Formen des lebendigen Glaubens?
Bischof Schwarz: Gerade in Zeiten der Unsicherheit, der Unruhe, in Zeiten, die schwer planbar und berechenbar geworden sind, ist es umso wichtiger, solche Rituale gemeinsam zu erleben. Sie bilden eine Konstante in den Stürmen unserer Zeit. Sie geben Halt und Sicherheit und lassen neue Kraft schöpfen, das Leben zu meistern.
Angesichts der Wirtschaftslage müssen auch viele Menschen in Österreich Weihnachten sparsamer feiern und es liegen weniger, vielleicht sogar keine Geschenke unter dem Christbaum. Wie wichtig sind Geschenke zu Weihnachten?
Bischof Schwarz: Schenken ist ein wesentlicher Bestandteil des christlichen Weihnachtsfestes, weil Gott uns Menschen seinen Sohn im Kind von Betlehem geschenkt hat. Er hat den Menschen damit gesagt: Mensch, du bist mit deinen Sorgen und Nöten nicht allein. Ich teile mein Leben mit dir in meinem Sohn Jesus. Er wird dir zeigen, wie du durch die Herausforderungen des Lebens kommen kannst. Nimm dieses Geschenk an, damit es dir, mein geliebter Mensch, gut ergeht. In diesem Geschenk Gottes geht es in keiner Sekunde um Geld. Die Geschenke aus Geld haben wir Menschen uns ausgedacht, gleichsam als Ersatz für das große Schenken, das von Gott kommt. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen zu diesem Weihnachtsfest reichlich beschenken in der Liebenswürdigkeit zueinander, im Spenden von Trost, Hoffnung und Zuversicht, im Einander-Helfen und Füreinander-Dasein. In diesem Verständnis betrachte ich die Notwendigkeit des Schenkens.
Welchen Trost haben Sie für jene Menschen, für die Weihnachten eine Herausforderung ist, weil sie vielleicht ganz allein sind, weil sie schwerkrank sind oder einen geliebten Menschen haben, den sie durch schwere Zeiten begleiten?
Bischof Schwarz: Ihnen allen möchte ich sagen, dass ich in meinen Gebeten an Sie denke. Ich bitte Sie: Geben Sie nicht auf und halten Sie sich beim Kind in der Krippe an. Sprechen Sie mit Gott, indem Sie Ihre Sorgen, Ihre Einsamkeit aussprechen. Wenn Sie krank sind und Schmerzen haben, legen Sie diese Schmerzen Gott hin, manchmal vielleicht auch schreiend und klagend. Das kann auch eine Möglichkeit sein, sich zu befreien. In schweren Zeiten ist mein persönlicher Trost das Lesen in der Heiligen Schrift. Dort finde ich immer wieder auch Stellen, wo es Menschen ähnlich ergangen ist. Das schenkt mir die Gewissheit, dass ich in meiner Not, meinem Schmerz nicht alleine bin und darin erkenne ich Gott.
Egal, ob in immer säkularer werdenden Städten Europas, wo der christliche Glaube immer weniger eine Rolle spielt, oder in muslimisch geprägten Ländern wie etwa in der Türkei und in den Emiraten, oder in Ländern im Fernen Osten – lichtergeschmückte Straße, hell erleuchtete Christbäume, Advent- und Weihnachtslieder, die in Einkaufszentren durch die Lautsprecher klingen – all das gehört in vielen Ländern der Welt im Dezember einfach dazu. Auch wenn hierfür oftmals kein christlicher Hintergrund gesehen wird. Wie erklären Sie sich, dass gerade unsere adventlichen und weihnachtlichen Traditionen weltweit ausstrahlen?
Bischof Schwarz: Weihnachten ist ein Fest der Emotionen. Diese Emotion muss erzeugt werden, besonders dann, wenn alles um uns ohnehin trostlos und hoffnungslos scheint. In die Dunkelheit unserer Zeit braucht es viel künstliches Licht – so die Vorstellung. Je heller und greller der Einkaufstempel beleuchtet ist, umso lieber wird gekauft. Je romantischer die Straßen geschmückt sind, desto eher kommt man in die Weihnachtsstimmung. Ich finde weihnachtliche Traditionen schön und bin nicht dagegen, allerdings gehört zur äußerlichen advent- und weihnachtlichen Tradition auch die Vorbereitung des Herzens auf dieses Fest – und zwar egal, wo auf der Welt man sich gerade befindet.
Wie wichtig ist es, dass es zu Weihnachten still wird? In uns und um uns herum?
Bischof Schwarz: Ich lade Sie ein, wenn Sie dieser Tage in die Stadt gehen, es selbst auszuprobieren, wie gut es ist, wenn man mitten in der Stadt eine Oase der Ruhe und Stille im geschäftigen Treiben aufsuchen kann. Unsere Kirchen sind solche Räume der Ruhe zwischen dem Straßenlärm und all der Hektik des Alltags. Nehmen Sie sich Zeit und setzen Sie sich in eine Kirche und Sie werden merken, wie Sie dadurch wieder neu zu Kräften kommen.
Gibt es ein besonderes Erlebnis in der heurigen Advent- und Weihnachtszeit, an das Sie gerne denken?
Bischof Schwarz: Die Feiern der heiligen Messen in Rom an den Gräbern der Apostel beim Ad limina-Besuch dieser Tage.
Wie werden Sie heuer feiern?
Bischof Schwarz: Ich bin am Heiligen Abend zu Hause vor meiner Krippe und dem Christbaum und bereite mich auf die Christmette vor. In meiner Hauskapelle werde ich all jene Menschen in meinen Gebeten vor Gott hintragen, denen es an diesem Weihnachtsfest besonders schwerfällt, neue Kraft und Hoffnung für das Leben zu schöpfen.
Ihre Weihnachtswünsche für die Menschen in unserer Diözese?
Bischof Schwarz: Ich wünsche mir, dass das Kind in der Krippe zum Programm für unsere Arbeit innerhalb unserer Diözese werden kann. ICH BIN. MIT DIR. Diese Botschaft spricht Jesus den Menschen zu. Möge es durch unsere Arbeit lebendig werden.
Was wünschen Sie uns allen heuer zu Weihnachten?
Bischof Schwarz: Möge es ein Fest der Hoffnung, des Mutes und des Vertrauens werden, dass Gott uns auch in den schweren Stunden unseres Lebens nicht verlässt. Möge es aber auch ein Fest der Freude und des Friedens in Ihren Familien werden, damit das Licht, das vom Kind in der Krippe ausgeht, in unsere Welt hineinleuchten kann.
Autor:Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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